Verfuehrung in Gold
nicht.«
Sie errötete und lachte wieder. Selbst in ihrer Verzweiflung fand sie ihn noch charmant, attraktiv und leider kein bisschen anziehend. Überdies war sie unsicher, ob er sich von ihr angezogen fühlte. Sie war eher eine Ablenkung von der Tatsache, dass er schnellstens eine geeignete Ehefrau finden musste – egal, welche, sofern sie Geld hatte.
Und dem Zustand seines Hemds nach zu schließen, war sie nicht seine einzige Ablenkung.
Sie lächelte erleichtert und sah ihn an. »Ich habe einen Plan, aber ich brauche Ihre Hilfe. Ich möchte, dass Matthew verhaftet und möglichst für ein oder zwei Wochen festgehalten wird; inhaftiert, aber nicht verletzt. Nur weiß ich nicht, wie ich einen Constable auftreiben kann, der bereit ist, sich bestechen zu lassen. Es muss jemand sein, der unehrlich und zugleich vertrauenswürdig ist.« Wieder lachte sie, auch wenn es sicher unangemessen war.
Lancaster grinste. »Und da dachten Sie an mich?«
»Nur weil Sie mein Freund sind, Lancaster, nicht weil ich Sie für einen Schurken halte.«
»Nun, ich bin vielleicht ein zu ehrlicher Freund. Ich bin nicht sicher, ob ich weiß, wo man einen ehrbaren Constable findet, der zugänglich für Bestechung ist. Aber ich gebe mein Bestes.«
»Danke. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das je vergelten kann.«
»Oh, ich schätze, das könnten Sie, doch steht dem wieder einmal meine verdammter Ehrbarkeit im Wege.«
»Eine schreckliche Bürde, ohne Frage.«
»Um welche Zeit will er kommen?«
»Um drei. Ich appellierte an sein Gefühl für Anstand. Also wird er bis dahin warten.«
»Nun, ich melde mich vorher bei Ihnen. Entweder bringe ich Ihnen einen geeigneten Constable, oder ich komme, prügle Ihren Spion windelweich und hole Sie ab.«
Emma wurde die Kehle eng. Vor lauter Erleichterung und Scham kamen ihr schon wieder die Tränen. Sie brauchte seine Hilfe und wünschte sich seine Freundschaft, dennoch erzählte sie ihm nichts als Lügen. Ihr Gewissen plagte sie wegen Matthew, obwohl sie nicht zulassen durfte, dass er ihr Leben kontrollierte. Und Hart …
Sie holte zittrig Luft und drückte Lancasters Hand. »Es tut mir ehrlich leid.«
»Unsinn. Ich bin froh, dass Sie mich um Hilfe bitten.«
Sie nickte und ließ ihn in dem Glauben, dass sie sich bloß für die Umstände entschuldigte, die sie ihm machte, und nicht dafür, dass sie ihn und jeden, den er kannte, täuschte.
Kapitel 14
D as schlichte weiße Porzellan fühlte sich kalt an, als sich Emma über den Nachttopf beugte. Ihre Finger zitterten, und ein Schweißtropfen fiel von ihrer Schläfe auf einen ihrer bleichen Handknöchel. Als sie zu dem Schluss kam, dass sie sich doch nicht übergeben musste, setzte sie sich zurück auf ihr Bett und wischte sich mit ihrem Ärmel die Stirn ab.
Sie hatte es getan. Sie hatte Matthew in eine kleine Zelle mit vergitterten Fenstern einsperren lassen. Der Constable versprach, dass er es dort sicher und bequem hätte: eine eigene Zelle und hinreichend Essen und besondere Extras, die andere Häftlinge nicht bekamen. Trotzdem fühlte sich Emma schlecht, so sehr plagte sie ihr Gewissen.
Wäre er ihr doch nur nicht gefolgt. Hätte er doch nur noch einen Monat gewartet.
»Hör auf«, flüsterte sie und presste sich die Fäuste gegen die Stirn, »hör auf, hör auf.« Sie hatte ihn in Arrest nehmen lassen. Es war geschehen, und es wäre vergebens, wenn sie nicht bei ihren Plänen blieb.
Bess klopfte an. »Lord Lancaster ist gegangen, Madam. Er bittet mich, Ihnen auszurichten, dass er sich Ihretwegen sorgt und Sie ihm bitte morgen eine Nachricht schicken sollen. Er war wirklich sehr in Sorge.«
Emma sah Bess an, dass sie ebenfalls besorgt war, auch wenn sie nichts sagte. Emma hatte sie vor drei Uhr weggeschickt, um etwas zu besorgen, und Bess war erst eben zurückgekommen.
Emma straffte ihre Schultern. »Mein rotes Kleid muss gebügelt werden.«
»Madam?«
»Ich breche um neun Uhr auf.«
»Aber … ich dachte, wir wollten mit dem Packen anfangen.«
»Ja, nach und nach. Wir reisen erst in einigen Tagen ab.«
»Aber diese Schwierigkeiten …«
»Die Schwierigkeiten sind geregelt. Uns geschieht nichts, Bess. Das rote Kleid bitte«, wiederholte sie. Bess ging ohne ein weiteres Wort, warf Emma jedoch einen vorwurfsvollen Blick zu, als sie das Kleid aus dem Schrank holte. Sie hatten es noch nie zuvor herausgeholt, denn es war zu rot, zu schön. Solch ein Kleid konnte Emma nur ein einziges Mal tragen, was jetzt allerdings kein Problem mehr
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