Verfuehrung in Gold
war.
Selbst wenn Matthew einfach wieder nach Hause fuhr, hatte Lancaster alle seine Vorwürfe gehört. Er hatte Emma aufmerksam beobachtet, während Matthew schimpfte, sie wäre nicht Lady Denmore, sondern Lord Denmores Nichte. Matthew schwor, dass sie eine Betrügerin war, eine Jungfrau, die Schande über sich brachte, indem sie vorgab, eine Witwe zu sein. Er hatte getobt, sie würde ihm gehören und hätte ihm die Ehe versprochen.
Emma war entsetzt gewesen, was sie nicht spielen musste, zumal ihr nicht entging, dass Lancaster unsicher war, was er glauben sollte. Der Constable war unterdessen ruhig und väterlich gewesen, sogar als Matthew zu seiner Lieblingsansprache von Eva ausholte, die sie alle mit dem Apfel in Versuchung führte – oder Isebel oder sogar Maria Magdalena, die Dirne, die errettet werden musste.
Bei diesen Worten hatte sich sämtliches Misstrauen in Lancasters Zügen verflüchtigt und wich blankem Ekel. Emma hatte alle Beschuldigungen gefasst ertragen, und der freundliche alte Constable bugsierte Matthew in eine Polizeikutsche. Doch als Lancaster zurückkam und eine ihrer zitternden Hände ergriff, war es um Emmas ohnedies angeschlagene Selbstbeherrschung geschehen. Sie floh nach oben in ihr Schlafzimmer.
Trotzdem konnte sie es sich nicht erlauben, ihre fragilen Nerven allzu lange zu schonen. Schon eine versäumte Stunde an den Kartentischen wäre zu viel. Sie wollte – brauchte – noch eintausend Pfund, und nicht einmal ihre eigene Seele konnte sie davon abhalten.
Lancasters Mitgefühl würde mit den Tagen verblassen; Misstrauen hingegen blieb. Freund oder nicht, er könnte seine Zweifel nicht ignorieren. Mithin näherte sich Emmas Aufenthalt in London seinem baldigen Ende.
»Warum?«, heulte Matthew seine Zellenwand an. »Warum lässt Du sie das mit mir machen?«
Er glaubte, ein Schaben unter seinem Bett zu hören, und zog seine Füße auf die Matratze. Die Arme um seine angewinkelten Knie geschlungen, wiegte er sich vor und zurück, während er ein Gebet nach dem anderen murmelte.
Er wurde verfolgt, misshandelt von diesen Städtern, die jeden Bezug zu Gott verloren hatten. Sie erkannten den Teufel nicht mal, wenn er sich ihnen in Gestalt der Verführerin darbot.
Derbe Stimmen ertönten von weiter hinten in dem langen Flur, und Matthew weinte.
So konnte er nicht leben, eingekerkert in einer Zelle wie ein Dieb. Der Läufer auf dem Fußboden war billig und fleckig. Der Tee, den man ihm hinstellte, war sicher vergiftet. Dem Constable, der unbedingt wollte, dass Matthew ihm sagte, wo er seine Habe gelassen hatte, verriet er kein Wort. Er wusste, dass sie ihm seine Wertsachen stehlen und seine Kleidung auf der Straße verkaufen wollten.
Als das Schloss rasselte, jaulte Matthew und zog sich die Wolldecken bis zur Brust. Wahrscheinlich schlugen und folterten sie ihn jetzt. Er würde einen Märtyrertod für seinen Glauben sterben. Plötzlich fiel ihm ein, dass dies alles das Werk der Kirche sein könnte, jener Männer, die sich von Geld und Macht verlocken ließen und sich gegen den glorreichen Wandel sträubten. Sie könnten sogar Emily gegen ihn aufgehetzt haben.
Ein kalter Luftzug kündigte die Bedrohung an und brachte Matthew zum Zittern. »Mr Bromley, ich bringe Ihnen die Wärmepfanne, die ich Ihnen versprach.«
Matthew lugte über die Decken hinweg. Es war der alte Constable. Er erinnerte Matthew an seinen Vater, was ihm den nötigen Mut verlieh, sich aufzusetzen. »Sie machen einen schrecklichen Fehler, auf diese Dirne zu hören. Sie ist widernatürlich und voller Täuschung. Sie ist die Schlange im Garten Eden.«
Der Constable seufzte. »Sie sind nicht ganz richtig im Kopf, was?«
»Ich bin bei Verstand und rechtschaffen! Erkennen Sie nicht, was für eine Verführerin sie ist?«
»Um Gottes willen, Junge. Sie wollen sie heiraten.«
»Will ich. Es ist ihre einzige Hoffnung … und meine.«
Der Mann wollte gehen, und er würde die Tür zu dieser entsetzlich kleinen Zelle abschließen. Matthew stellte vorsichtig die Füße auf den billigen Läufer. »Hören Sie mich bitte an. Sie wissen, Sie müssen wissen, dass Frauen der Quell allen Übels auf dieser Welt sind. Sie wurden geschickt, uns in Versuchung zu führen, vom rechten Weg abzubringen. Emily braucht einen Mann, der sie führt. Ihre einzige Rettung sind eine feste Hand und ein eiserner Wille, und ich will ihr beides geben. Bitte, helfen Sie mir, sie vor dem Satan zu retten. Ich prügel den Teufel aus ihr heraus, wenn ich
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