Verfuehrung in Gold
klang ihr Name nicht wie ein Streicheln, so wie er sich aus Harts Mund anhörte. Er ähnelte eher einem Knurren oder einer ungeduldigen, aggressiven Drohung.
Wieder blickte sie auf seine Brust und bemerkte eine seltsam grobe Narbe an seinem Hals. Sie verlief quer über seinen Hals. Als Emma die Stirn runzelte, knöpfte Lancaster hastig sein Hemd zu. Ihre Blicke begegneten sich, und seiner war ungewöhnlich finster.
»Ich brauche Hilfe«, sagte Emma schließlich. Sie ging hinüber zu dem kleinen Kamin, in dem das Hausmädchen Feuer gemacht hatte. Als sie sich wieder zu Lancaster umdrehte, hatte er die Hände in die Hüften gestemmt und beäugte sie immer noch mürrisch. Ihr blieb keine andere Wahl. »Jemand … ein Mann aus Cheshire ist mir gefolgt.«
»Ihnen gefolgt?«
»Er war … er hatte bereits vor dem Tod meines Mannes Interesse an mir gezeigt. Als Lord Denmore starb, wurde er … recht beharrlich. Er wollte mich nicht in Ruhe lassen, beteuerte, dass er mich liebte und wir heiraten müssten. Mein Nein wollte er nicht akzeptieren. Und dann begann er, sich Dinge einzubilden.«
Lancaster schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
Emma nagte an ihrer Unterlippe und ging in Gedanken die Lügen durch, die sie gesponnen hatte. »Er fing an zu reden, als wäre ich nie verheiratet gewesen, behauptete, dass Lord Denmore nicht mein Ehemann gewesen war. Ich bekam Angst. Deshalb beschloss ich, nach London zu gehen und ihn und den Tod meines Ehemannes hinter mir zu lassen. Aber er ist mir hierher gefolgt.«
»Haben Sie ihn gesehen?«
»Ja.« Emma musste ihre Verzweiflung nicht vorspielen. Sie drückte eine Hand auf ihren Bauch. »Ich kam letzte Nacht nach Hause und fand ihn in meinem Schlafzimmer vor. Er wartete auf mich.«
Lancasters Augen blitzten erschrocken auf. »Emma?«, fragte er, doch sie verneinte stumm.
»Ich konnte ihn überreden, wieder zu gehen. Heute Nachmittag will er wiederkommen. Er besteht darauf, dass ich mit ihm nach Cheshire zurückkehre und ihn heirate. Wenn ich nicht zustimme, will er mich ruinieren.«
Lancaster sah sie fragend an. »Er hat Sie nicht verletzt? Ist das wahr?«
»Ja, mir geht es gut. Ich habe nur Angst und … ich brauche ein wenig Zeit. Ich werde umziehen, doch ich brauche Tage, vielleicht Wochen, um eine neue Bleibe zu finden und alles zu arrangieren.«
»Möchten Sie hierbleiben?«
»Oh! Nun … ich fühle mich geschmeichelt, aber …«
Er grinste, was ihm ein beinahe verwegenes Aussehen verlieh. »In dem Fall würde ich selbstverständlich ausziehen.«
»Oh, ähm, natürlich. Nein, ich möchte nicht riskieren, ihn wütend zu machen … oder jemand anderen.«
»Und warum wenden Sie sich nicht an Somerhart? Nicht, dass es mir etwas ausmacht, ganz und gar nicht.«
Emma rang die Hände. »Die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen. Wir stehen uns nicht mehr nahe. Und selbst wenn es anders wäre, ist er nicht unbedingt ein verständnisvoller Mann.«
»Ha, das stimmt! Nun denn, ich bin froh, dass Sie unverletzt sind, und ich werde alles tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.« Er wies zum Sofa und setzte sich mit ihr hin. »Sie klingen, als hätten Sie bereits eine Idee, was zu tun ist.«
»Wirklich?«
Er lächelte, während sie ihm eine Tasse Tee eingoss. »Sie mögen Hilfe brauchen, doch ich bezweifle, dass Sie jemals hilflos sind.«
»Hm. Ich habe einen vagen Plan, nur muss ich irgendwie dafür sorgen, dass er mir fernbleibt, sodass ich verschwinden kann.«
»Aber wo wollen Sie hin? Er wird Sie wieder finden. Und er könnte Ihnen etwas antun.«
»Ich möchte nicht, dass er oder seine Familie zu Schaden kommen. Sie waren sehr freundlich zu mir.«
»Dennoch wollen Sie Ihr Leben hier aufgeben und vor ihm fliehen?«
Sie sah seinen besorgten Blick und entschied, die Wahrheit zu sagen. »Ich hatte nie vor, hier zu bleiben, Lancaster. Das könnte ich mir nicht leisten, selbst wenn ich wollte. Ich bin nur hergekommen …«
»Es ist offensichtlich, warum Sie herkamen, Emma. Sie sind hier, um ein Vermögen zu machen«, sagte er mitfühlend.
Sie wandte den Blick ab. »Ein Vermögen ist es wohl kaum.«
»Ich weiß. Aber Sie haben ein Anrecht darauf, wohl eher als ich auf meines. Sie haben für Ihr Geld gearbeitet, ich werde schlicht heiraten.«
Emma lachte verbittert. »Manche würden es als lebenslange Arbeit bezeichnen.«
»Mag sein.« Er legte seine Hand auf ihre. »Hätte ich ein kleines Vermögen übrig, würde ich es Ihnen geben und Sie wegschicken. Oder auch
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