Verführung in Manhattan
dass Sydney sich auch privat mit Mikhail traf, machte ihr zu schaffen. Die Reichen waren anders, davon war sie überzeugt. Und diese Frau war außerordentlich reich. Keely wusste, dass er nicht schlecht mit seiner Kunst verdiente, trotzdem betrachtete sie ihn nicht als reichen Mann. Er war einfach Mik, der nette Kerl von nebenan, der stets bereit war, einen verstopften Abfluss zu reinigen, eine Spinne hinauszubefördern oder ein Bier mit einem zu trinken.
Keely nahm ihren Teller, ging zu Mikhail und entdeckte die Skulptur, die er gerade in Arbeit hatte.
„Oh“, sagte sie nur. Für solche Wangenknochen hätte sie wer weiß was gegeben.
„Gefällt dir die Figur?“
„Natürlich. Ich mag alle Arbeiten von dir.“ Unsi cher trat sie von einem Fuß auf den anderen. Ihr gefiel nicht, wie er das Holzgesicht betrachtete. „Ich … ich vermute, euch verbindet mehr als nur Geschäftliches?“
„Ja.“ Er hakte seine Daumen in die Taschen der Jeans und bemerkte Keelys betrübte Miene. „Hast du was dagegen?“
„Ich … nein, selbstverständlich nicht.“ Sie schob die Unterlippe vor. „Es ist nur … Meine Güte, sie ist so elegant.“
Er wusste, was Keely meinte, und strich ihr über das Haar. „Du machst dir meinetwegen Sorgen.“
„Wir sind doch Kumpel, nicht wahr? Und ich mag es nicht, wenn jemand einem Kumpel wehtut.“
Gerührt küsste er sie auf die Nase. „Wie dir der Schauspieler mit den dünnen Beinen wehgetan hat?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ja, wahrscheinlich. Aber in den war ich nicht verliebt. Oder nur ein bisschen.“
„Trotzdem hast du geweint.“
„Sicher. Ich bin nun mal eine Heulsuse. Ich heule sogar bei Werbespots im Fernsehen.“ Besorgt betrachtete sie die halb fertige Holzbüste. „Eine Frau, die so aussieht, könnte einen Mann glatt in die Fremdenlegion treiben.“
Lachend zerzauste er ihr Haar. „Keine Sorge. Ich schreibe dir von dort eine Postkarte.“
Bevor Keely eine Antwort einfiel, klopfte es erneut. Mikhail gab ihr einen Klaps auf die Schulter und öffnete.
„Hallo.“ Sydney strahlte, sobald sie Mikhail sah. In der einen Hand trug sie eine Reisetasche, in der anderen eine Flasche Champagner. „Irgendwas riecht hier wunderbar. Mir läuft schon seit dem dritten Stock das Wasser im Mund zusammen, und …“
In diesem Moment entdeckte sie Keely, die immer noch mit dem Teller in der Hand am Arbeitstisch stand. „Hallo“, sagte sie zögernd.
„Hallo. Ich wollte gerade gehen.“ Keely war ebenso verlegen wie Sydney. Sie eilte in die Küche, stellte den Teller ab und ergriff ihre Limonadenflasche.
„Es war nett, Sie wiederzusehen“, sagte Sydney. „Hat Ihre Mordszene im Film geklappt?“
„Der Kerl hatte mich nach drei Einstellungen erledigt.“ Sie lächelte kurz und sauste durch die Tür. „Viel Spaß beim Essen. Und danke, Mik.“
Nachdem die Wohnungstür zugefallen war, atmete Sydney tief aus. „Oje, ist sie immer so schnell?“
„Meistens.“ Mikhail legte die Hände um Sydneys Taille. „Sie hat Angst, dass du mich verführst, mich benutzt und anschließend beiseite schiebst.“
„Wirklich?“
Er lachte leise und knabberte an ihrer Unterlippe. „Gegen die ersten beiden Dinge habe ich nichts einzuwenden.“ Er presste die Lippen auf ihren Mund, nahm ihr die Reisetasche aus der Hand und stellte sie ab. Anschließend schob er mit der Champagnerflasche die Tür zu. „Dein Kleid gefällt mir. Du siehst aus wie eine Rose in der Sonne.“
Sie strich mit ihren freien Händen über seinen Rücken und schob sie unter sein Arbeitshemd. „Du gefällst mir auch.“
Lächelnd drückte er die Lippen auf ihren Hals. „Hast du Hunger?“
„Hm. Und wie. Ich musste den Lunch ausfallen lassen.“
„Es dauert nur zehn Minuten“, versprach er und ließ sie widerstrebend los. Wenn er sich jetzt nicht von ihr löste, würden sie erst sehr viel später essen. „Was hast du da mitgebracht?“ fragte er und drehte die Flasche, damit er das Etikett lesen konnte. „Daneben nimmt sich mein Gulasch geradezu armselig aus.“
Sydney schnüffelte erneut. „Das glaube ich kaum.“ Lachend nahm sie ihm die Flasche ab. „Ich habe einen Grund zum Feiern.“
„Erzählst du mir, weshalb?“
„Sicher.“
„Gut, dann hole ich uns zwei Gläser.“
Sie war hingerissen. Mikhail hatte einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen auf dem winzigen Balkon vor dem Schlafzimmer gedeckt. In der Mitte stand eine einzelne rosa Pfingstrose in einer alten grünen Flasche. Ein
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