Verführung in Manhattan
Sydney, die verstanden hatte.
„Die Welt ist wirklich klein“, warf Yuri ein und schlug seinem Schwiegersohn herzlich auf den Rücken. „Sydney ist die Eigentümerin des Gebäudes, in dem Mikhail wohnt. Er hat so lange gemeckert, bis sie ihm ihre Aufmerksamkeit widmete.“
„Ich meckere nie.“ Schimpfend nahm Mikhail seinem Vater das Glas aus der Hand und kippte den Wodka hinunter. „Ich überzeuge. Und jetzt ist Sydney verrückt nach mir.“
„Achtung, sein Selbstbewusstsein steigt mal wieder“, warnte Rachel die Übrigen.
Mikhail streckte die Hand aus und kniff seiner Schwester leicht in die Nase. „Sag ihnen, dass du verrückt nach mir bist“, forderte er Sydney auf, „damit Rachel ihre Worte reumütig zurücknimmt.“
Sydney zog eine Braue in die Höhe. „Du nimmst den Mund so voll, dass ich mich frage, wie du noch sprechen kannst.“
Alex stieß einen lauten Pfiff aus und warf sich auf die Couch. „Sie hat dich durchschaut, Mikhail. Kommen Sie her, Sydney, und setzen Sie sich zu mir. Ich bin bescheidener.“
„Ihr habt sie für heute Abend genug geneckt“, erklärte Nadia und warf Alex einen scharfen Blick zu. „Sie müssen müde sein von der langen Fahrt“, fügte sie an Sydney gewandt hinzu.
„Ja, ein bisschen. Ich …“
„Oh, entschuldigen Sie bitte.“ Sofort war Natasha bei ihr. „Natürlich sind Sie müde. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“ Entschlossen führte sie Sydney hinaus. „Ruhen Sie sich erst einmal aus. Wir möchten, dass Sie sich bei uns wie zu Hause fühlen.“
„Danke“, antwortete Sydney und wollte ihren Koffer nehmen. Doch Natasha kam ihr zuvor. „Es war sehr nett, mich einzuladen.“
Natasha warf ihr einen kurzen Blick zu. „Sie sind die Freundin meines Bruders, also auch meine.“ Sie musste ihren Mann nachher unbedingt über Sydney ausfragen.
Natasha führte Sydney in ein kleines Zimmer mit einem schmalen Himmelbett. Verblichene Teppichbrücken lagen auf dem glänzenden Eichenboden, und einStrauß Löwenmäulchen stand in einer alten Milchflasche auf einem Tisch am Fenster, an dem sich duftige Gardinen bauschten.
„Ich hoffe, Sie werden sich hier wohlfühlen.“ Natasha stellte den Koffer auf eine Kirschbaumtruhe am Fuß des Bettes.
„Das Zimmer ist sehr hübsch.“ Es roch nach Zedernholz, aus dem der geräumige Schrank gefertigt war, und nach Rosenblättern, die in einer Schale auf dem Nachttisch standen. „Ich freue mich sehr, dass ich nicht nur Mikhails Schwester, sondern auch die Ehefrau eines alten Freundes kennen gelernt habe. Soviel ich weiß, lehrt Spence Musik an der Universität.“
„Ja, er ist am Shepherdstown College. Außerdem hat er wieder angefangen zu komponieren.“
„Das finde ich fabelhaft. Er ist so begabt.“ Nachdenklich strich sie über ihren Ringfinger. „Ich erinnere mich an seine kleine Tochter – Freddie.“
„Sie ist inzwischen zehn Jahre alt.“ Natasha lächelte herzlich. „Sie wollte unbedingt aufbleiben, bis Mikhail kam, ist aber auf der Couch …“ Natasha legte den Kopf auf die Seite und horchte.
„Ist etwas?“
„Ja, Katie, unser Baby, weint. Sie möchte um Mitternacht noch einmal gestillt werden. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen …“
„Natürlich“, antwortete Sydney sofort.
Wildes Gebell, Lachen und fröhliche Rufe weckten Sydney kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen. Stöhnend drehte sie sich um, aber die andere Seite des Bettes war leer. Mikhail hatte sein Versprechen gehalten und sich nachts in ihr Zimmer geschlichen. Sie waren erst kurz vor Anbruch der Dämmerung eingeschlafen. Aber jetzt war er fort.
Sie zog ein Kissen über den Kopf und wollte weiterschlafen, aber es nützte nichts. Ergeben stand sie auf und suchte das Badezimmer.
Eine halbe Stunde später stieg sie frisch geduscht nach unten und fand beinahe die ganze Familie in der Küche.
Natasha stand nur mit Shorts und einem T-Shirt bekleidet am Herd. Yuri saß am Tisch, aß einen Pfannkuchen und zog eine Grimasse, sodass das Baby in der Wippe fröhlich lachte. Alex hatte den Kopf in beide Hände gestützt und dankte seiner Mutter, die ihm eine Tasse Kaffee unter die Nase schob.
Als Yuri Sydney lautstark begrüßte, zuckte Alex heftig zusammen. „Papa, du weckst ja einen Toten auf.“
Yuri gab seinem Sohn einen väterlichen Klaps auf den Rücken. „Setzen Sie sich neben mich“, forderte er Sydney auf, „und probieren Sie Natashas Pfannkuchen.“
„Guten Morgen“, sagte Natasha, während Nadia
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