Verführung in weißer Seide
wünschte sich sehnlichst, dass er dieselbe starke Wirkung auf sie ausübte wie sie auf ihn. Er würde sie lieben, wie sie es noch nie erlebt hatte. Sie sollte weder an den Fluch noch an das Testament oder ihren Verlobten denken, den sie wahrscheinlich heute viel lieber geheiratet hätte.
“Dann verstehst du mich also”, sagte sie ernsthaft. “Ich hätte Angst, wenn du eine andere McCrary zur Frau nimmst. Vielleicht wäre sie keine direkte Nachfahrin des ersten McCrary aus Charleston, und dann werden wir vielleicht nie von dem Fluch befreit.”
Zärtlich zog er Tess an sich. “Das dürfen wir auf keinen Fall riskieren.” Seine Stimme klang tief und glutvoll. “Wir sollten lieber keine Minute vergeuden. Wer weiß, was für Katastrophen unseren Angehörigen gerade in diesem Augenblick drohen?”
“Das stimmt.” Diese Möglichkeit besteht tatsächlich, erkannte Tess besorgt. “Dieser Fluch wird so lange wirken, bis wir …”
“… die Bedingungen erfüllen.” Bei seinem lustvollen Blick vergaß Tess ihre Sorgen, und sie war drauf und dran, ihrer Leidenschaft freien Lauf zu lassen. “Und zwar alle”, flüsterte Cole. Er schloss die Augen und strich mit den Lippen über ihren Mund.
Tess konnte sich gegen den Ansturm des Verlangens, der sie erfüllte, kaum wehren. Bevor er den Kuss vertiefen konnte, riss sie sich los. “Also gut.” Ihre Stimme zitterte leicht, und sie wich seinem fragenden Blick aus. “Wir werden zusammenarbeiten, um dem Testament deines Vaters gerecht zu werden.”
Ungeduldig stimmte er zu und streckte wieder die Arme nach ihr aus.
Entschlossen wich sie zurück. “Vielleicht hast du recht, was den Fluch betrifft. Ich werde zu Hause anrufen, um mich zu vergewissern, dass nicht schon wieder neue Probleme aufgetreten sind. Und ich sehne mich nach einem heißen Bad. Wie wär’s, wenn wir einen Zeitpunkt festsetzen, der uns beiden gut passt?”
Cole runzelte die Stirn und musterte sie eingehend. “Heute Nacht im ersten Stock”, verkündete er wie jemand, der sich zum Duell im Morgengrauen verabredet. “Die letzte Tür rechts. Im Schlafzimmer.”
Wieder nickte sie und atmete tief durch. Dann riss sie sich von seinem Blick los und kehrte fast im Laufschritt ins Haus zurück.
“Dein Koffer müsste schon da sein”, rief er ihr nach. “Und in dem Zimmer ist auch ein Telefon. In einer Stunde komme ich. In einer Stunde, Tess.”
Als sie an der Terrasse ankam, zitterten ihre Beine, und sie riskierte einen Blick zurück. Cole stand dort, wo sie ihn verlassen hatte – eine große dunkle Gestalt im mondbeschienenen Garten.
Sie würde tun, was erforderlich war. Nicht mehr. Nichts Persönliches und auf keinen Fall etwas, das sie zu sehr erregte.
Das hatte Cole hoffentlich deutlich verstanden.
6. KAPITEL
Nachdem sie ihre Mutter angerufen und sich vergewissert hatte, dass keine weitere Katastrophe eingetreten war, verbrachte Tess den Rest der Stunde damit, sich für die Nacht vorzubereiten, die vor ihr lag. Cole würde nur bekommen, was sie ihm bot. Wenn sie ihm ihren Körper gab, dann doch nicht zwangsweise auch Herz und Seele. Oder doch?
Cole hielt sich an sein Versprechen und ließ Tess in Ruhe, dennoch spürte sie seine Gegenwart, während sie sich in dem riesigen Schlafzimmer auszog. Allein beim Gedanken an Sex mit Cole errötete sie, und sie konzentrierte sich ganz auf die Umgebung. Teure moderne Möbel, textilbespannte Wände, edles Holz und klassische Kunst. Das Bett war breit und mit dicken Kissen und weichen Decken bestückt. Genau der richtige Rahmen für heiße Liebesspiele.
Ihr Puls beschleunigte sich, und Tess wandte sich ab. Heute Nacht würde sie dieses Bett mit ihm teilen – und auch die nächsten fünf Monate. In dem Fluch gab es keine genaue Angabe, wie oft Cole “in ihr Erfüllung finden musste”. Also reichte einmal bestimmt aus. Sie würden sich unter diese Decke legen und es einfach tun.
Sie zwang sich zur Ruhe und ging ins angrenzende Bad, wo sie sich das Diadem aus dem Haar nahm, sich das Gesicht wusch und die Zähne putzte. Auf der anderen Seite des Waschbeckens standen Coles Rasierzeug, seine Zahnbürste und sein Aftershave.
Es kam Tess vor, als würde sie in seinen privatesten Bereich eindringen, und ihr war unwohl dabei. Sie wollte ihre Beziehung ja eher oberflächlich halten.
Erfüllung finden, das sollte er. Rein körperlich.
Das warme Bad beruhigte sie tatsächlich etwas. Anschließend öffnete sie ihren Koffer, um ihr Nachthemd und den
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