Verführung pur
Unternehmern. “Wahrscheinlich hat Mia schon einen Plan, wie sie die Zwangsversteigerung verhindern kann. Auf jeden Fall sollten wir uns besser aus der Sache raushalten.”
Jesse legte die Füße auf die Reling, genau neben Seth, und lehnte sich in seinem Klappstuhl zurück. “Kyra würde mich jedenfalls umbringen, wenn ich mich in ihre Finanzen einmischte. Deshalb bin ich ja auch nur stiller Teilhaber.”
Seth schubste Jesses Füße von der Reling, die mit einem dumpfen Knall auf dem Deck landeten. “Aber doch nur, weil Kyra mit dir auf dem College war und aus nächster Nähe gesehen hat, wie du in Buchhaltung glatt durchgefallen bist.”
“Na, hör mal! Immerhin habe ich meinen Abschluss am Ende doch noch geschafft.” Jesse knüllte eine Papierserviette zusammen und warf sie Seth ins Gesicht.
Brock überlegte, ob er die beiden vielleicht am Kragen packen und über Bord werfen sollte. Dann entschied er sich für eine weniger drastische Maßnahme: Er würde sie einfach auf Seths Boot schicken. Was für ein Jammer, dass er den Anspruch hatte, ein geduldiger Mensch zu sein. Impulsivität machte bestimmt wesentlich mehr Spaß.
“Ich werde die ganze Nacht kein Auge zutun, wenn ich daran denke, welcher Ärger Mia und ihrer Familie mit der Bank blüht”, sagte Seth, der in die Kajüte gegangen war, um seine Reisetasche zu holen. “Wahrscheinlich sollte ich lieber direkt mit Jesse nach Tampa zurückfahren und gleich morgen früh nachsehen, wie schlimm es um den Beachcomber steht.”
Das ist eine ganz schlechte Idee, dachte Brock. “Warum versuchst du nicht erst einmal, mit ihr darüber zu reden?”, schlug er vor. War er selbst mit dreißig eigentlich auch so ein Sturkopf gewesen? Wahrscheinlich schon, denn anders ließ sich wohl kaum erklären, warum er bis heute Single war.
Seth schüttelte den Kopf. “Nein, das geht nicht. Sie hatte heute Abend Streit mit ihrer Mutter und ist viel zu aufgebracht. Da kann ich sie unmöglich auch noch auf ihre Geldsorgen ansprechen.”
Brock hätte ihn bestimmt hartnäckig davon abzubringen versucht, wenn ihre Mutter nicht erwähnt worden wäre. Doch der Gedanke an Noelle lenkte ihn sofort vom Thema ab. Ob sie heute Abend ebenfalls aufgebracht war?
Seth lief schon über den Steg zu seinem Boot, als Jesse Brock auf die Schulter klopfte und sagte: “Keine Sorge, ich werde versuchen, ihn davon abzubringen. Vielleicht schaffe ich es sogar.”
Brock versetzte seinem jüngeren Neffen einen Knuff und antwortete: “Kümmere du dich besser darum, wie du deinen eigenen Hals rettest. So hartnäckig wie bei dir war Kyra noch bei keinem Mann, also mach dich auf einiges gefasst.”
Jesse rieb sich seinen offenbar gefährdeten Hals. “Nur die Ruhe. Ich habe nicht vor, mich in absehbarer Zeit einfangen zu lassen.”
Brock winkte ihnen zum Abschied. Wenige Minuten später startete Seth den Motor der Yacht und verließ den kleinen Hafen von Twin Palms. Brock war sicher, dass sein Neffe im Begriff war, sich jede Menge Ärger einzuhandeln.
Ob er hinter ihnen herfahren sollte? War er vielleicht keinen Deut besser als Seth, wenn er hier in Twin Palms ausharrte, obwohl Noelle offensichtlich nichts lieber wollte, als dass er endlich verschwand?
Nachdenklich stand er in der warmen Abendluft und lauschte dem Motorengeräusch, das immer leiser wurde, bis es schließlich von dem leisen Schwappen der Wellen am Bootsrumpf übertönt wurde. Vielleicht sollte er das Wochenende abwarten, bevor er Noelle für immer in Ruhe ließ.
Dann wurde das Motorengeräusch plötzlich wieder lauter. Aber nein, diesmal war es gar kein Bootsmotor, sondern – er horchte genauer hin – ein Mofa!
Brock drehte sich um und blickte zum Strand. Noelle fuhr auf ihrem Mofa über die Promenade hinunter zur Pier, und ihr Fahrstil auf den für sämtliche motorisierten Fahrzeuge verbotenen Planken war, gelinde gesagt, waghalsig.
Außerdem hatte sie heute Abend herzlich wenig mit der besorgten alleinerziehenden Mutter gemein, die er im Lagerraum des Beachcomber geküsst hatte. Nein, die Noelle heute Abend trug schenkelhohe Stiefel mit Absätzen und ein Kleid, das so kurz war, dass zwischen Saum und Stiefel noch ziemlich viel Schenkel zu sehen war.
Die Nacht versprach aufregender zu werden als all seine Erlebnisse als Hochseeangler zusammen. Diese Frau verstand es verdammt gut, ihn rasend vor Verlangen zu machen.
Ihre kurze Motorradfahrerjacke und der schwarze Lederhelm taten ihrer sexy Aufmachung nicht den geringsten
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