Verführung über den Wolken
ihrem Arm, um sie zu stützen, aber Lauren entzog sich ihm und stieg ein.
Es herrschte dichter Berufsverkehr, aber der Regen rann an den Fenstern herunter, behinderte die Sicht und isolierte sie so vom Rest der Welt. Verstohlen sah Lauren Gage von der Seite her an. Offenbar konzentrierte er sich voll und ganz auf die Straße. Er hatte die Stirn gerunzelt und wirkte angespannt und so ganz anders als nach der Fahrt mit der Harley.
Aber da das Haar ihm in die Stirn hing und die feuchten Spitzen sich lockten, machte er trotz der Anspannung einen sehr viel menschlicheren Eindruck. Er hatte etwas von seiner Unnahbarkeit verloren … und sah dabei leider sehr sexy aus.
Schnell blickte sie wieder geradeaus. So etwas durfte sie nicht einmal denken . Sie musste ihn loswerden, bevor sie etwas tat, was sie später bereuen würde. Normalerweise behielt sie immer einen kühlen Kopf und verknallte sich nicht leicht. Nur Whit war eine Ausnahme gewesen. Ein paar kurze Monate hatte sie geglaubt, dass das Schicksal mehr für sie bereithielt als ihre Piloten-Karriere.
„Nehmen Sie die zweite Ausfahrt und dann die zweite Straße rechts. Ich wohne im dritten Haus links.“
Er tat wie ihm geheißen, fuhr in die Garageneinfahrt und stellte den Motor ab. Lauren stieg schnell aus und nahm ihre Tasche vom Rücksitz. Als sie sich aufrichtete, stand Gage bereits neben ihr. „Ich bringe Sie rauf.“
„Das ist nicht nötig. Danke.“
„Doch, es ist ja alles dunkel bei Ihnen.“
„Mir wird schon nichts passieren.“
„Ich bringe Sie bis in die Wohnung.“
„Wenn Sie unbedingt wollen …“ Sie zuckte kurz mit den Schultern und ging vor ihm die steile Außentreppe hinauf. Hastig zog sie den Schlüssel aus der Tasche, schloss die Wohnungstür auf, trat ein und knipste das Licht an. „Sehen Sie, alles ist in Ordnung.“
Gage trat ein, um dem Regen zu entkommen, und schloss die Tür hinter sich. Langsam blickte er sich um. „Hübsch, sehr hübsch haben Sie’s hier.“
Skeptisch lächelnd sah sie ihn an. Ihre zwei Zimmer waren nun wirklich nicht groß oder luxuriös, aber sauber und gemütlich. Jacqui hatte ihr immer wieder bei der Einrichtung helfen wollen, hatte ihr Geld angeboten und eine Innenarchitektin für sie engagieren wollen. Doch Lauren hatte nur abgewunken. Wenn Jacqui jetzt die liebende Mutter spielen wollte, dann war das leider zwanzig Jahre zu spät.
„Das Apartment ist vollkommen ausreichend für mich.“
„Dann gehe ich jetzt. Gute Nacht.“
Lauren nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Gage?“
„Ja?“
„Sie müssen sich einen anderen Piloten suchen.“
Überrascht sah er sie an. „Warum denn das?“
„Weil nicht wieder passieren darf, was heute geschehen ist.“
„Okay. Einverstanden.“ Doch schon während er das sagte, hielt er den Blick auf ihren Mund gerichtet. Und Laurens Körper reagierte sofort.
„Bitte, sprechen Sie mit Trent wegen eines neuen Piloten. Auf mich würde er nicht hören.“
„In diesem Fall bin auch ich taub. Sie sind mir zugeteilt, solange ich Sie brauche. Damit müssen Sie sich abfinden.“ Er wandte sich um, öffnete die Tür und ging hinaus.
Frustriert stöhnte Lauren auf und schloss die Tür hinter ihm. Das konnte nicht gut gehen. Da war sie ganz sicher.
Warum habe ich mich nicht krankgemeldet, dachte Lauren, als sie aus dem Flugzeug stieg und auf das Flugfeld trat. Aber sie hatte in ihrem Leben noch nie krankgemacht und würde damit auch jetzt nicht anfangen. Außerdem hatte sie drei Tage in San Francisco vor sich und eigentlich einen neuen kleinen Jet fliegen sollen. Nur leider war das zu schön gewesen, um wahr zu sein. Es würde wohl nichts daraus werden. Denn mit dem Kommunikationssystem war etwas nicht in Ordnung. Es konnte zwar repariert werden, aber das würde den Start verzögern.
Die Tage in San Francisco würde sie nutzen, um mit ihrer Examensarbeit voranzukommen. Aber sicher hatte sie auch Zeit, ein bisschen Tourist zu spielen und die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu besuchen.
Die Tür des Flughafengebäudes öffnete sich, und Mr. Faulkner trat heraus. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Schon wieder war er eine halbe Stunde zu früh da.
„Guten Morgen.“ Lächelnd blieb er vor ihr stehen und musterte sie langsam von Kopf bis Fuß. Diese Uniform hatte sie nie für besonders attraktiv gehalten, aber er schien das anders zu sehen. Unter seinem anerkennenden Blick wurde ihr heiß. Hinzu kam, dass sie in der vergangenen Nacht von seinem Kuss geträumt
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