Verführung über den Wolken
unterdrückte das Gefühl. Er war schließlich weder ihr Freund noch ihr Liebhaber, sondern ihr Kunde.
Schließlich stieg sie die wenigen Stufen zur Haustür hinauf und wurde von Leon und Esmé begrüßt, als sei sie eine längst verschollen geglaubte Enkeltochter. „Hast du das Internet-Café gefunden und deine Arbeit fertigstellen können?“
„Ja, ich konnte sie sogar einen Tag früher an meinen Professor schicken.“
Sie hatte Zugang zum Internet gehabt! „Was für eine Arbeit?“, fragte Gage grimmig.
Lauren unterdrückte ein Lächeln. „Ich musste die Abschlussarbeit für Betriebswirtschaft bis spätestens Montag einschicken.“
„Sie besuchen Vorlesungen?“
Das klang barsch, und Lauren zögerte kurz mit der Antwort. „Ja, ich mache einen Internetkurs, den die University of Central Florida anbietet. Sie haben mich doch heute nicht gebraucht? Sie hätten mich sonst jederzeit über mein Handy erreichen können.“
„Nein, ich habe Sie nicht gebraucht.“ Wie ärgerlich, dass sie doch Zugang zum Internet gefunden hatte. Sicher hatte sie auch mit ihrer Mutter Kontakt aufgenommen. Verdammt!
Leon drückte Lauren ein Glas Wein in die Hand und nahm ihr die Tasche ab.
„Warum studieren Sie denn noch? Sie haben doch schon einen Beruf“, wollte Gage wissen.
„Ich möchte gern meinen Bachelor machen. In diesen unsicheren Zeiten weiß man nie, wozu das mal gut sein kann.“
Aha, sie war also nicht nur kompetent, selbstbewusst und intelligent, sondern auch noch ehrgeizig. Würde sie das alles auf sich nehmen, wenn sie so viel schneller auf irgendwelchen unlauteren Wegen zu Geld kommen könnte? Irgendwie war sie so anders, als Trent sie beschrieben hatte.
Anerkennend klopfte Esmé Lauren auf die Schulter.
„Schlaues Mädchen. Hast du denn auch deine Mutter erreicht?“
„Das schon, aber sie hatte keine Zeit. Ich werde es morgen noch mal versuchen.“
Das kommt überhaupt nicht infrage . „Was wollen Sie denn von Ihrer Mutter?“, fragte Gage.
Offen sah Lauren ihn an. „Ich habe viele Fragen.“
„Was denn für Fragen?“
„Fünfundzwanzig Jahre lang hat sie sich praktisch gar nicht um mich gekümmert und mir nicht mal gesagt, dass sie meine Mutter ist. Ich möchte wissen, warum sie plötzlich ihre Meinung geändert hat.“
Er sah, dass sie etwas vor ihm verheimlichte. „Aber Sie haben mir doch erzählt, dass Sie sie schon immer kannten.“
„Aber nicht als Mutter, nur als Freundin meines Vaters. Um die Zeit meines Geburtstags herum kam sie immer für eine Woche zu Besuch, war aber fast ausschließlich mit meinem Vater zusammen. Er war in dieser Zeit immer sehr glücklich, denn er liebte sie. Leider erwiderte sie seine Gefühle wohl nicht.“ Lauren trank einen Schluck von ihrem Wein. „Ich habe heute übrigens mit dem Mechaniker gesprochen. Es scheint, als habe jemand absichtlich die Internetverbindung im Jet sabotiert. Warum wohl?“
„Keine Ahnung.“ Gage zuckte kurz mit den Schultern und wandte sich ab.
5. KAPITEL
Sie war in San Francisco! Lauren war schon ganz aufgeregt und wollte endlich die Stadt erkunden.
Entschlossen band sie den Gürtel des weißen Bademantels fester um ihre Taille. Obgleich sie lange genug geschlafen hatte, war sie immer noch müde, denn sie war sehr häufig aufgewacht. Ihr Zimmer und das von Gage lagen direkt nebeneinander, und er war offenbar lange aufgeblieben. Zumindest hatte sie gehört, wie er im Zimmer auf und ab gegangen war. Offenbar hatte er auch telefoniert, denn sie hatte seine Stimme gehört, wenn sie auch nicht verstehen konnte, was er gesagt hatte.
Sie nahm ihren Waschbeutel und trat aus der Badezimmertür auf den Flur. In dem Augenblick wurde Gages Tür geöffnet, und er stand vor ihr. Ach so, sie hatten ja ein gemeinsames Bad mit Zugang vom Flur. Das hatte sie ganz vergessen.
Wie hypnotisiert starrte Lauren Gage an. Das Haar hing ihm ungekämmt in die Stirn, die dunklen Augen blickten verschlafen, und Wangen und Kinn waren unrasiert. Er war halbnackt. Der Oberkörper war muskulös und leicht gebräunt, die Hose hing ihm tief auf der Hüfte, und fasziniert verfolgte Lauren die feine dunkle Haarlinie, die unter dem Bund der Hose verschwand.
Sie wurde knallrot, und ihr Herz schlug wie verrückt. „Guten Morgen“, stieß sie leise hervor.
Auch Gage hatte sein Gegenüber gründlich gemustert und war begeistert von dem frischen rosigen Gesicht, dem tiefen Ausschnitt des Bademantels, der allerlei preisgab, und den schlanken nackten
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