Verführung über den Wolken
Beinen.
„Morgen“, murmelte er.
Lauren sah ihn nicht an und drückte sich den Waschbeutel an die Brust. „Ich bin fertig. Sie können ins Bad.“
Da der Flur sehr schmal war, musste Gage sich dicht an ihr vorbeischieben. Lauren fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg und sich ihre Brustspitzen aufrichteten. „Verzeihung.“ Sie lief schnell in ihr Zimmer, verschloss die Tür hinter sich und sank aufs Bett.
Warum hatte gerade Gage Faulkner eine solche Wirkung auf sie? Das war einfach nicht fair. Ausgerechnet der Mann, den sie für seine Spitzeldienste hassen wollte, übte eine solche Anziehungskraft auf sie aus. Und wenn schon! Sie, Lauren Lynch, war nicht so dumm, dem nachzugeben.
In Windeseile zog sie sich an, und als sie hörte, dass Gage wieder in sein Zimmer ging, ergriff sie schnell ihre Jacke, Tasche und Computer und rannte die Treppe hinunter.
„Guten Morgen, Lauren“, begrüßte sie Esmé. „Frühstück gibt’s im Esszimmer. Bedien dich.“
Am liebsten hätte Lauren das Frühstück ausgelassen und wäre geflüchtet, aber ihr Magen war anderer Meinung. „Danke.“ Wie auch der Rest des Hauses war das Esszimmer reich mit Nippes dekoriert. Ganz anders als bei ihrer Familie. Im Lynch-Haushalt war alles praktisch und auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet. Das entsprach dem klaren und praktischen Wesen ihres Vaters. Und deshalb konnte sie sich auch nicht vorstellen, dass er sich absichtlich das Leben genommen hatte. Vielleicht aber hatte er geglaubt, dass das Geld der Lebensversicherung Falcon Air aus den roten Zahlen bringen konnte? Und wenn die Versicherung nun nicht zahlte?
Aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Lou und sie durften Falcon Air einfach nicht verlieren. Entschlossen griff sie nach einem der hübsch bemalten Teller und bediente sich von dem üppigen Büfett.
Sie war gerade dabei, sich den ersten Bissen in den Mund zu stecken, als Gage durch die Tür kam. Wie immer war er makellos gekleidet in dunkelgrauem Anzug mit hellgrauem Hemd und einer schwarz gemusterten Krawatte. Er kam sofort auf sie zu. „Sie müssen sich umziehen.“
„Wieso?“
„Sie müssen mitkommen.“
Und was war mit ihrem Stadtbummel? „Ich dachte, wir fliegen erst am Montag wieder zurück?“, fragte sie enttäuscht.
„Ich möchte, dass Sie mich zu der Computerfirma begleiten, für die ich im Augenblick arbeite. Wenn Sie Betriebswirtschaft studieren, dann ist das eine gute Gelegenheit für Sie festzustellen, ob Ihre theoretischen Kenntnisse auch praktisch anwendbar sind.“
Auf der einen Seite ärgerte Lauren sich, dass ihr der Tag nicht mehr als Freizeit zur Verfügung stand. Andererseits könnte sie vielleicht lernen, wie die schwierige finanzielle Situation bei Falcon Air zu bessern sei, wenn sie Gage begleitete und Einblicke in die Praxis bekam.
Aber den ganzen Tag mit ihm zusammen sein? Das war einfach zu riskant. Schlimm genug, dass sie immer wieder an den Kuss denken musste. Jetzt hatte sie ihn auch noch halbnackt gesehen. Wenn das so weiterging, würde sie noch den Kopf verlieren. „Ein interessanter Vorschlag“, sagte sie deshalb höflich. „Aber ich habe heute schon etwas anderes vor.“
„Sie kommen mit.“
Bei seinem herrischen Ton sträubten sich ihr die Nackenhaare, das spürte sie genau. Vor ihr stand der volle Teller, aber sie hatte keinen Appetit mehr. Sie hob den Kopf und sah Gage an. Nur mühsam unterdrückte sie ihre Wut. „Ich nehme an, ich habe keine Wahl?“
„Nein.“ Ohne ein weiteres Wort trat er an das Büfett und bediente sich.
Am liebsten hätte Lauren sofort ihren Bruder angerufen und sich bei ihm beschwert. Aber das würde nichts nützen. „Und wenn ich nicht will?“
„Was sollten Sie dagegen haben? Es muss Sie doch interessieren, wie die Theorie in der Praxis angewandt wird. Oder wollen Sie nichts lernen?“
„Was soll denn das schon wieder heißen?“
„Vielleicht nehmen Sie das Studieren nicht besonders ernst. Vielleicht ist es für Sie nur ein Zeitvertreib, bis etwas Besseres kommt.“
„So? Was denn zum Beispiel?“
„Eine reiche Mutter. Ein fester Job. Ein vermögender Liebhaber.“
Lauren kochte vor Wut. „Da hat mein Halbbruder Sie ja schön beeinflusst!“
„Haben Sie denn einen Liebhaber?“, fragte er schnell.
Vielleicht hatte Trent ja doch nicht alles gewusst. Und er hatte Whit nicht erwähnt. Das war gut so, denn sie hatte wenig Lust zu erklären, wieso sie auf einen Typen wie Whit hereingefallen war. Warum sie geglaubt hatte,
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