Verführung über den Wolken
hatte. Und das nicht nur einmal …
Kurz presste sie die Lippen aufeinander. „Guten Morgen, Mr. Faulk…“ Er runzelte die Stirn. „Ich meine, Gage“, sagte sie schnell. „Sie sind früh dran. Ich bin noch nicht ganz fertig. Wollen Sie nicht im Restaurant warten? Vielleicht einen Kaffee trinken?“
„Ich habe schon gefrühstückt.“ Er wies mit dem Kopf auf den kleinen Jet. „Gibt’s Probleme?“
„Die Internetverbindung funktioniert nicht.“
„Auf dieser Reise brauche ich kein Internet.“
Aber sie brauchte es. Sie musste ihre Arbeit am Montagmorgen um acht Uhr abgeben. Und sie musste noch einiges an Material überprüfen, auch mithilfe des Internets, musste alles noch einmal durchgehen und dann die Arbeit an ihren Professor mailen. Außerdem wollte sie sich auch bei ihrer Mutter melden, die plötzlich in die Karibik gereist war. Ging sie ihr etwa aus dem Weg? Allmählich war Lauren genervt von dem ewigen Katz-und-Maus-Spiel mit ihrer Mutter. Nach zwei Monaten hatte sie immer noch nicht mehr über den Tod ihres Vaters in Erfahrung bringen können.
„Die Reparatur sollte nicht lange dauern.“
„Ist denn sonst alles in Ordnung?“
„Ja, aber …“ Seine Nähe verwirrte sie zusehends. Er roch so gut. Seine Wangen waren glatt rasiert, aber der leichte bläuliche Schimmer an seinem Kinn war ein Zeichen für einen kräftigen dunklen Bartwuchs und gab dem Mann einen verwegenen Touch …
Doch Gage riss sie aus ihren Gedanken. „Tut mir leid, aber ich habe es eilig.“ Er ergriff sie beim Arm und schob sie in Richtung Jet. Bei seiner Berührung wurde ihr wieder heiß. Gleichzeitig ärgerte sie sein Befehlston. Hastig machte sie sich los und drehte sich zu ihm um. „Ich fliege äußerst ungern, wenn das Flugzeug nicht voll einsatzfähig ist.“
„Dann lassen Sie es eben in San Francisco reparieren.“ Mit schnellen Schritten ging er auf das Flugzeug zu.
Lauren stöhnte leise. Sie konnte nichts tun. Ihre Zeit gehörte Gage. Es interessierte niemanden, dass sie ihre Arbeit nicht rechtzeitig abgeben konnte und deshalb das Examen verschieben musste.
Der Kunde hat immer recht, es sei denn, seine Sicherheit ist gefährdet. Das hatte ihr Vater ihr immer gepredigt. Sie biss die Zähne zusammen und folgte Gage zum Flugzeug.
Es war nicht leicht gewesen, in San Francisco ein Hotel zu finden, das keinen Internetzugang besaß. Aber Gage hatte es geschafft und auch Trent überreden können, die Internetverbindung des Jets zu unterbrechen, damit Lauren keine Möglichkeit hatte, mit ihrer Mutter Kontakt aufzunehmen.
Die kleine Pension hatte einen ganz besonderen Charme, wenn sie für Gages Geschmack auch ein bisschen zu romantisch und altmodisch eingerichtet war. Aber sie lag zentral, war in einem der attraktiven Stadthäuser untergebracht und schien sauber und gut geführt zu sein. Für ihn spielte das sowieso keine große Rolle, denn er hatte in San Francisco einen Termin nach dem anderen.
Als er schließlich am Nachmittag mit einem Berg unerledigter Akten zurückgekommen war, war er um einen kurzen Plausch mit der Besitzerin Esmé und ihrem Freund Leon, die ihn mit einem Glas Wein an der Haustür abgefangen hatten, nicht herumgekommen. Aber jetzt musste er sich dringend an die Arbeit machen. Aber wo war Lauren? Laut Esmé hatte sie kurz nach dem Einchecken das Haus verlassen. Und inzwischen waren immerhin schon einige Stunden vergangen.
„Da ist sie ja“, rief Leon.
Schnell wandte Gage sich um und sah Lauren die Straße herunterkommen. Eine Brise wehte ihr das Haar aus der Stirn, und die sinkende Sonne ließ vereinzelte Strähnen kupferfarben aufleuchten. Jeans und eine kurze Jacke brachten ihre schlanke Figur äußerst vorteilhaft zur Geltung. Als sie sich jetzt umwandte, um noch einen Blick auf die berühmte Golden-Gate-Brücke zu werfen, erinnerte ihre wohlgeformte Rückseite Gage wieder an den Motorradausflug, und sein Körper reagierte sofort. Kein Wunder, er hatte in letzter Zeit einfach zu viel gearbeitet und schon lange keine Frau mehr gehabt.
Warum aber konnte er diese Erinnerung nicht ignorieren? Warum musste er ständig an den Kuss denken und daran, wie sie sich an ihn geschmiegt hatte?
Jetzt wandte Lauren sich wieder um und winkte Esmé lächelnd zu, die vor die Tür getreten war, zog die Hand aber schnell zurück, als sie Gage sah. Sofort wurde sie wieder ernst, und ihr Schritt verlangsamte sich. Dass sie ihn offensichtlich nicht sehen wollte, schmerzte irgendwie, aber Gage
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