Verführung über den Wolken
er sich nicht mehr einen ganzen Tag freigenommen. Sein Leben bestand eigentlich nur aus Arbeit. Selbst die monatlichen Verabredungen mit Trent konnte er oft nicht wahrnehmen.
Nachdem Lauren den Helm abgenommen hatte, fuhr sie sich mit allen zehn Fingern durchs Haar und drehte sich dabei langsam um die eigene Achse. „Ist es nicht wunderschön hier?“
Sie war wunderschön. Ihre Wangen waren gerötet, und die Augen funkelten vor Begeisterung und Lebenslust. Unwillkürlich trat er dichter an sie, hob die Hand und berührte ihre Wange. Lauren sah ihn überrascht an, bewegte sich aber nicht.
Ihr Duft, frisch und mit einem Hauch von süßen Blüten, umschmeichelte ihn und erregte ihn noch mehr. Als sie jetzt den Mund leicht öffnete und den Kopf in den Nacken legte, wusste er, er sollte einen Schritt zurücktreten, oder er wäre verloren. Aber Gage konnte nicht anders, er musste sie küssen. Schnell beugte er sich vor und strich mit den Lippen über ihren Mund. Lauren zuckte zusammen, und als er ihre Unterlippe sanft mit der Zungenspitze kitzelte, stöhnte sie leise auf und erwiderte den Kuss. Sie legte Gage die Hände an die Schultern und schmiegte sich an ihn.
Sofort schlang er die Arme um ihre Taille, strich ihr langsam über den Rücken und umfasste schließlich ihren festen Po, um sie näher an sich heranzuziehen.
Das ging zu weit. Als erwachte sie aus einem Traum, riss Lauren die Augen auf und stieß Gage kräftig von sich. „Das haben Sie sich so gedacht, Faulkner. Ich will aber nicht Ihretwegen meinen Job verlieren.“
Verblüfft sah er in ihr erhitztes Gesicht. Hatte er da etwas missverstanden?
Wer war die echte Lauren Lynch? Die unkomplizierte Frau, die so viel Freude an der Landschaft hatte, oder die, die ihren Verwandten das Geld aus der Tasche ziehen wollte? Er musste unbedingt mehr über sie herausfinden, und das nicht nur, weil er es seinem Freund versprochen hatte.
Aber mit ihr ins Bett gehen? Das gehörte nicht zum Plan.
Und wenn sie noch so verführerisch war.
Als Lauren am Donnerstagabend in Knoxville landete, goss es in Strömen, und die Temperatur war auf sechs Grad gesunken. Keine angenehme Vorstellung, jetzt mit dem Motorrad nach Hause zu fahren. War das die Strafe dafür, dass sie Gage entgegen ihrer Vorsätze geküsst hatte? Schon wenn sie an seine Lippen dachte, schlug ihr Herz schneller. Seine warmen Hände auf ihrem Po … Entschlossen atmete sie ein paar Mal tief durch.
Das durfte nie wieder geschehen. Sein warmes Lächeln und das neugierige Funkeln in seinen Augen hatten sie vorübergehend betört. Doch nun war sie schlauer. Gage Faulkner war gefährlich, das wusste sie jetzt. Wahrscheinlich gefährlicher als Whit, denn bei ihm hatte sie sofort gewusst, was er wollte. Gage dagegen war gerissener. Er wollte sie mit seinem Charme einwickeln, damit Trent einen Grund hatte, sie zu entlassen.
Doch noch war nicht aller Tage Abend. Nur weil ihr einmal die Knie weich geworden waren, musste das kein zweites Mal passieren. Schließlich war sie nicht Cinderella. Sie glaubte nicht an Märchen und wusste, dass es kein Happy End für ein armes Mädchen und einen reichen Prinzen gab. Letzten Endes heiratete der Prinz doch nur eine Prinzessin und ließ Cinderella sitzen. Auch Whit hatte sich bloß mit ihr amüsiert und später die Tochter eines Kongressabgeordneten geheiratet.
Gage allerdings konnte ihr wirklich gefährlich werden. Also musste sie ihn loswerden. Aber wie?
Kalte Regentropfen rannen ihr in den Kragen, als sie über das Flugfeld zum Flughafengebäude rannte. Sie dachte kurz daran, ein Taxi zu nehmen, entschied sich dann aber dagegen. Das würde mindestens fünfzig Dollar kosten, Geld, das sie nicht übrig hatte. Sie riss die Tür auf.
„Parken Sie Ihre Harley im Hangar, ich fahre Sie nach Hause.“
Ach du Schreck, Gage hatte auf sie gewartet!
Spontan wollte sie ablehnen, überlegte es sich aber anders. Auch wenn sie so wenig Zeit wie möglich mit ihm verbringen wollte, ein Blick nach draußen in den strömenden Regen überzeugte sie, auch wenn es ihr mächtig gegen den Strich ging. „Danke, ich muss nur das Logbuch abgeben.“
„Ich warte draußen auf Sie.“
Nachdem sie das Motorrad untergestellt hatte, ging sie zu dem überdachten Eingang, wo der schwarze Geländewagen schon bereitstand.
Gage öffnete ihr die Tür und nahm Lauren die Tasche ab. Als sich dabei ihre Finger berührten, überlief es sie wieder heiß, und ihr wurde leicht schwindlig. Schnell griff er nach
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