Verführung über den Wolken
dich, Lauren.“ Trents Befehlston war unerträglich. Wie gern wäre sie dabei, wenn ihm jemand mal ordentlich Kontra gab.
Lauren setzte sich in den zweiten Besuchersessel. Ein Hauch von Faulkners herbem Rasierwasser stieg ihr in die Nase. Sie wandte sich dem Bruder zu. „Was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?“
„Gage braucht einen Piloten.“
Okay, das war ihr Job bei HAMC. Warum fing ihr dann der Nacken so verräterisch zu kribbeln an – normalerweise eine Warnung, dass etwas Ungewöhnliches bevorstand?
„Mit was und wohin werde ich fliegen?“
Wahrscheinlich mit einem Albatross zu irgendeiner holperigen, schlammigen Landebahn oder mit einem ungeheizten Frachtflieger in die eiskalte Tundra. Das würde ihrem Bruder ähnlich sehen.
„Gage braucht verschiedene Flugzeugtypen, abhängig davon, wie weit er fliegt und wie groß das Team ist, das er mitnimmt. Die meiste Zeit wirst du wohl einen kleinen bis mittelgroßen Jet fliegen, aber manchmal auch einen Hubschrauber oder eine Cessna.“
Lauren sah Trent mit leuchtenden Augen an. Das klang ja zu gut, um wahr zu sein. Normalerweise waren die Piloten von HAMC auf einen Flugzeugtyp spezialisiert. Das empfand Lauren immer als besonders langweilig. Sie testete liebend gern die Möglichkeiten verschiedener Flugzeuge. Was war nur in ihren Bruder gefahren?
„Trent hat mir versichert, dass Sie mit allem, was ich brauche, umgehen können.“
Faulkners dunkle Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. Er meinte doch wohl, was er an Flugzeugen brauchte, oder? Ihr Herz klopfte schneller.
„Ich habe Flugscheine für sämtliche zivile Luftfahrzeuge und es zu meinem Hobby gemacht, die verschiedensten Modelle zu beherrschen. Wo liegt das Problem?“
Irrte sie sich, oder hatte Faulkner eben leicht mit den breiten Schultern gezuckt? Und unterdrückte er nicht wieder ein Lächeln, als er nach kurzem Zögern sagte: „Wenn Sie für mich arbeiten, dann müssen Sie jederzeit einsatzbereit sein, schon ab morgen früh um fünf.“
Daran war nichts Ungewöhnliches. Irgendetwas stimmte hier nicht. „Und?“
„Du wirst nur für Gage arbeiten.“
Lauren sah Trent verblüfft an. „Ich habe keinen Bereitschaftsdienst mehr?“
„Nein, dies ist ein Spezialauftrag.“
So war das also. Er verlieh sie sozusagen an jemand anderen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte. Da ein Protest im Beisein des Kunden ihr jedoch sofort eine Kündigung eingebracht hätte, schwieg sie. So einfach wollte sie es Trent nicht machen.
Auch bei ihrer Mutter konnte sie sich nicht beschweren. Die Beziehung war noch zu neu und zu wenig gefestigt. Sie konnte von der Mutter nicht erwarten, gegen den ältesten Sohn Partei für die jüngste Tochter zu ergreifen.
Fest sah Lauren dem Bruder in die Augen. „Das heißt, ich arbeite als Flugkapitän und nicht als erster Offizier?“
Bisher hatte sie nur als erster Offizier fliegen dürfen, obgleich die Flugkapitäne selbst häufig weniger qualifiziert waren als sie. Aber sie hatte sich vorgenommen, alles zu tun, um ihr Ziel zu erreichen, auch wenn es bedeutete, entgegen ihrem eigentlichen Gefühl lieb und nett zu ihrer Mutter zu sein.
Trent warf den Kugelschreiber auf die Schreibunterlage und lehnte sich zurück. „Ja. Außerdem können alle von Gage angeforderten Typen ohne Kopiloten geflogen werden. Du bist also allein verantwortlich.“
Das sollte ihr wohl die Tatsache versüßen, dass sie in Zukunft keine freie Stunde mehr hatte. „Aber keiner der anderen HAMC-Piloten hat jemals einen solchen Job gemacht.“
„Meine anderen Piloten haben nicht deine Erfahrung.“
Was ein Kompliment sein sollte, klang eher wie eine Beleidigung. Doch sie beherrschte sich. „Wie lange soll ich Mr. Faulkner zur Verfügung stehen?“
„So lange, wie Gage dich braucht. Becky hat deine Termine und weiß, welche Flugzeuge gebraucht werden.“ Trent stand auf und wies auf die Tür. Das war deutlich.
Lauren sprang auf. Sie war gespannt, welche Flugzeugtypen ausgewählt worden waren. Vielleicht dürfte sie endlich einmal einige der neuesten Maschinen fliegen, die HAMC im Sortiment hatte.
Faulkner erhob sich geschmeidig und richtete sich zu seiner ganzen Länge auf. Er überragte sie um etliches, als er ihr die Hand hinhielt. „Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit, Lauren.“
Zögernd legte Lauren die Hand in seine. Wieder stockte ihr der Atem vor Erregung, und auch in seinen Augen glaubte sie ein Funkeln zu sehen. Vielleicht fühlte er
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