Verfuehrung unterm Silbermond
hören, wie er die Luft aus den Lungen stieß, spürte, wie seine verkrampften Muskeln sich lockerten. Er sagte etwas auf Italienisch, Worte, die sie nicht verstand, nicht einmal erkennen konnte, weil sie sie noch nie gehört hatte. Dann legte er sich auf sie, nahm ihr Gesicht in beide Hände und schaute sie lange einfach nur an.
„Natasha“, sagte er schlicht und drang in sie ein.
Es war ein Gefühl, wie sie es noch nie empfunden hatte. Es fühlte sich so … so richtig an. Vollkommen und vervollständigend, als würden zwei Hälften zusammengefügt. Hatte Raffaele nicht selbst gesagt, dass sie sich ergänzten? Er hatte es natürlich in rein körperlichem Sinne gemeint, doch für Natasha hatte es mit Gefühlen zu tun. Mit Gefühlen und mehr.
Sie öffnete die Augen, um ihn anzusehen, bevor die Wellen der Lust sie mitrissen.
„Raffaele“, schluchzte sie erstickt, und dann fühlte sie, wie auch er sich seiner Leidenschaft ergab.
Es wollte und wollte nicht aufhören, die Euphorie schien ihn schier zu zerreißen, und hinterher hielt er Natasha fest in seinen Armen und küsste sie aufs Haar, fast zärtlich, so als hätte sie etwas Besonderes getan.
Erst als ihn etwas in der Nacht aufschrecken ließ, kam Raffaele wieder zu sich. Vorsichtig löste er sich von Natasha, schob das Bein, das auf seinem lag, behutsam zur Seite und wartete kurz, ob sie aufwachen würde. Doch sie schlief tief und fest. Leise schlüpfte er aus dem Bett und stieg in seine Jeans. Auf bloßen Füßen ging er die marmorne Treppe zur Dachterrasse hinauf, wo sie zu Abend gegessen hatten.
Es war eines jener unvergleichlichen Panoramen, bei denen man jubeln wollte, einfach nur, weil man lebte. Die Sterne verblassten langsam, während das erste hauchzarte Rosa des heranbrechenden Tages sich am Horizont zeigte. Vögel, nur dunkle Punkte am Himmel, kreisten über der noch schlafenden Stadt. Raffaele starrte auf die schlanken Formen der Minarette, die sich dunkel gegen das heraufziehende Gold des Sonnenaufgangs abzeichneten.
Er hatte es also getan. Er hatte mit Natasha geschlafen. Und wahrscheinlich war es der beste Sex gewesen, den er in seinen vierunddreißig Jahren je erlebt hatte. Er hatte bekommen, was er wollte. Schließlich bekam er immer, was er wollte.
Und jetzt?
Raffaele lehnte sich gegen die Balustrade. Er war sich kaum der kühlen Morgenluft bewusst, auch nicht des kalten Marmors unter seinen Fußsohlen.
Jetzt war er zum ersten Mal in seinem Leben unsicher. War es falsch von ihm gewesen, auf etwas zu drängen, von dem er wusste, dass sie es beide gewollt hatten? Hätte er seine größere Erfahrung stattdessen dazu nutzen sollen, dem Ganzen Einhalt zu gebieten, bevor es so weit gekommen war? Wie würde Natasha mit dem, was passiert war, fertig werden?
Natasha. Wer hätte je ahnen können, dass sie so …
Mit einem leisen Seufzer schüttelte Raffaele den Kopf. Ironie des Lebens … die Frau mit dem Potenzial für die perfekte Frau war ausgerechnet jene, mit der er unmöglich eine Beziehung haben konnte. Doch allein der Gedanke an ihren duftenden weichen Körper ließ den Hunger in ihm wieder aufflammen. In ihrer Nähe kam er sich unersättlich vor. Oder lag es nur daran, weil er von vornherein wusste, wie kurzfristig diese Affäre sein würde?
Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und drehte sich zur Treppe.
Die Entscheidungen konnten warten. Alles konnte warten. Inzwischen würde er Natasha aufwecken – auf die befriedigendste Art und Weise, die man sich denken konnte.
12. KAPITEL
Natasha reckte sich träge und kuschelte sich tiefer in die Kissen. Bilder der letzten Nacht stürmten auf sie ein … wunderbare, berauschende Bilder einer leidenschaftlichen Nacht.
Sie öffnete die Augen und sah sich um. Kein Zeichen von Raffaele. Gähnend setzte sie sich auf und nahm ihre Armbanduhr zur Hand. Zehn Uhr morgens! So lange hatte sie geschlafen?!
Durchaus verständlich. Während der Nacht hatte sie ja nicht viel Schlaf bekommen. Das Wochenende war in einem Nebel von leidenschaftlichen Nächten und sinnlichen Morgenstunden vergangen. Zusammen mit Zahid und Francesca hatten sie die Stadt besichtigt. Zuerst hatte Natasha sich gefragt, ob wohl ein immenser Aufwand betrieben würde, wenn man mit einem Scheich unterwegs war, aber überrascht hatte sie feststellen müssen, dass dies nicht der Fall war.
Sicher, da waren immer ein paar Leibwächter um sie herum gewesen, die sich aber diskret im Hintergrund gehalten hatten. Und
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