Verfuehrung unterm Silbermond
Augen sehen, mit denen er ihr lautlos erotische Botschaften schickte. Sie sah es daran, wie er die volle Unterlippe zwischen die Zähne zog. War ihm bewusst, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, er würde ihre Lippe so zwischen seine Zähne nehmen?
„Natasha, probieren Sie doch von dem Mangosorbet“, drang Francescas Stimme in ihre Gedanken. „Sie haben ja kaum etwas gegessen.“
„Natasha scheint keinen großen Appetit zu haben“, bemerkte Raffaele leise, seine dunklen Augen funkelten wissend. „Ich frage mich, warum.“
Sich dessen bewusst, dass alle Blicke auf ihr lagen, nahm sie die Schale dankend von Francesca an. Zumindest war das Sorbet wunderbar kalt. Vielleicht würde es ihre überhitzten Sinne abkühlen.
Natasha nahm teils erschreckt, teils sehnsuchtsvoll wahr, wie die Minuten verstrichen. Bald würde es Zeit werden, in die Suite zurückzukehren, die sie mit Raffaele teilte. Und was dann?
Irgendwie schaffte sie es, das Mahl hinter sich zu bringen, und probierte all die Köstlichkeiten, serviert auf kostbaren Platten. Sie sah, wie der Scheich kurz die Augen schloss und dachte, dass er müde aussah.
Und wie ein Echo auf ihre Gedanken erhob Zahid sich in diesem Moment. „Sie werden mir verzeihen, wenn ich mich jetzt zurückziehe.“ Seine Augen wirkten hart wie Stein, als er auf Francesca herunterblickte. „Komm“, ordnete er knapp an.
Nur ein kurzes Zögern, dann stand Francesca mit einer fließenden Bewegung auf und schenkte Natasha und Raffaele ein gezwungenes Lächeln. „Entschuldigen Sie mich“, sagte sie, und dann gingen die beiden davon.
Stille legte sich über die Terrasse wie ein drückendes Gewicht.
Natasha wusste nicht mehr, wohin sie die Augen richten sollte, wusste nicht, was sie tun sollte, wie sie sich verhalten sollte. Raffaele dagegen schien keine solche Befangenheit zu spüren, denn mit entschlossenen Schritten kam er zu ihr, nahm ihre Hand und küsste ihre zitternden Finger, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden.
„Ins Bett, Natasha?“
Ihr Herz hämmerte laut wie Donnerschlag, als Raffaele sie auf die Füße zog. Wenn sie nicht hier auf der Terrasse schlafen wollte, blieb ihr gar keine andere Wahl. Waren sie und Francesca wirklich Frauen des gleichen Schlags? Nur warme Körper, um die Wünsche von reichen, mächtigen Männern zu erfüllen?
„Also gut“, sagte sie mit einem Zögern.
Du musst gar nichts machen, absolut nichts, sagte Natasha sich immer wieder, während sie Raffaele die Treppe hinunter und den scheinbar endlos langen Gang zur Suite folgte.
Und dann schloss sich die Suitentür leise hinter ihnen.
11. KAPITEL
Mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte Raffaele Natashas Gesicht. Niemand wäre auf die Idee gekommen zu behaupten, dies sei die gleiche Frau, die vorhin noch in seinen Armen leidenschaftlich aufgeseufzt hatte. Alles an ihr schien zu sagen: „Bleib weg!“
Er lächelte dünn. „Nun, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin todmüde.“ Er streifte die Schuhe von den Füßen und steuerte auf das Bad zu. Zuvor jedoch hatte er noch den Ausdruck maßlosen Erstaunens auf ihren Zügen erhascht. Das Lächeln wurde noch dünner. Hielt sie ihn wirklich für ein Monster, das sich auf sie stürzen würde, obwohl sämtliche Zeichen auf Stopp standen?
Dennoch, das Verlangen war noch immer vorhanden und fühlte sich an wie ein dumpfer Schmerz. Und selbst durch eine kalte Dusche ließ es sich nicht mildern. Raffaele zog eine Boxershorts über und ging zurück ins Schlafzimmer. Wie er erwartet hatte, lag Natasha bereits in dem großen Bett, so weit wie möglich an den Rand ihrer Seite gerutscht, die Decke bis ans Kinn hochgezogen. Sie hielt die Augen geschlossen und tat, als schliefe sie.
Einen Moment lang stand er regungslos da und betrachtete sie. „Ich weiß, dass du noch wach bist, cara . Möchtest du, dass ich auf dem Diwan schlafe?“
Natasha öffnete abrupt die Augen. Und sofort wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan. Raffaeles Anblick in nichts als Shorts stellte schreckliche Dinge mit ihrer Selbstbeherrschung an. Ihr war nie klar gewesen, dass er eine so umwerfend athletische Statur hatte. Aber wann hatte sie ihn auch schon halb nackt gesehen?
Auch wenn sie der festen Überzeugung war, dass Starren unhöflich war, konnte sie den Blick nicht von ihm losreißen, von seinen breiten Schultern, von dem flachen Bauch, von den muskulösen Oberschenkeln.
Seine Lippen verzogen sich zu einem fast grausamen Lächeln. „Ich
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