Verfuehrung unterm Silbermond
lächerlich naiv anhören, wenn sie es aussprach? Doch plötzlich kümmerte es Natasha nicht mehr, wie sie sich anhören mochte. Hier ging es schließlich nicht um ihr Image, sondern um die Sehnsüchte ihres Herzens. Und wenn das hier die Nacht aller Nächte sein sollte, die Nacht, von der sie so lange geträumt hatte, dann würde sie sich nicht scheuen, ihre Wünsche offen auszusprechen.
„Küss mich“, flüsterte sie. „Bitte küss mich einfach nur.“
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Dich küssen? Mehr nicht?“
Unendlich langsam beugte er sich über sie, wie in Zeitlupe. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor ihre Lippen einander fanden. Und als sie sich endlich fanden, war es für Natasha genau so, wie es überall beschrieben wurde. Eine Explosion, das Erwachen von Verlangen, so jäh und intensiv, dass sie unwillkürlich einen kleinen Schrei ausstieß, mit dem sie ihre Kapitulation verkündete, und die Arme um Raffaeles Hals schlang, um ihn zu sich herunterzuziehen.
Raffaele wurde von der Heftigkeit ihrer Reaktion überrumpelt. Diese Widersprüchlichkeit in Natasha faszinierte und erregte ihn – auf der einen Seite zurückhaltend und andererseits so leidenschaftlich. Seine Begierde stand ihrer in nichts nach, er riss sie in seine Arme und drückte sie an sich. Nur der fließende Stoff ihres Nachthemds und der seiner Shorts trennte sie noch voneinander, und zum ersten Mal genoss er diese sinnliche Barriere.
Fiebrig strich er mit den Händen über die Seide, die sich um ihre Haut schmiegte, hörte, wie Natasha erbebend nach Luft schnappte. Und Natasha berührte ihn, wie sie noch nie einen Mann berührt hatte, ungehemmt und frei. Sie genoss das Gefühl, wie seine Muskeln unter ihren Fingerspitzen zuckten, als sie über seine Haut strich, über seine Arme, seine Hüften, seine Schenkel.
Raffaele überlief ein Schauer. Das fühlte sich fast zu gut an. Mit einem Stöhnen zog er ihr das Nachthemd aus und warf es achtlos beiseite. Doch als sie die laue Nachtluft auf ihrer Haut fühlte, wollte sie instinktiv ihre Brust mit den Armen bedecken.
„Nicht , mia bella “, murmelte er heiser. „Nicht verlegen sein. Zwischen Mann und Frau sollte es keine Verlegenheit geben. Lass mich dich ansehen. Si , du bist schön. Weißt du das eigentlich? Sehr, sehr schön.“
Ihre Haut war so wunderbar hell und ihre Brüste fest und rund mit rosigen Spitzen, eine unwiderstehliche Einladung … Mit einem tiefen Seufzer beugte Raffaele den Kopf und liebkoste die sanften Hügel. Er hörte Natasha leise aufstöhnen, fühlte, wie sie sich aufbäumte und sich noch enger an ihn presste.
Und dann war es, als würde er den uralten Tanz tanzen, den er so gut beherrschte. Dennoch war alles anders – so als hätte jemand ihm neue Schritte beigebracht. Lag es daran, weil er Natasha schon so lange kannte, dass alles so fremd und neu erschien? Oder weil sie ihn kannte? Denn dieses Mal konnte er sich nicht hinter dem Bild verstecken, das er der jeweiligen Frau von sich bot. Natasha kannte ihn durch und durch. Sie hatte ihn wütend gesehen, auch bedrückt, ja sogar verletzlich. Sie kannte alle Seiten an ihm.
Ein Stich durchzuckte ihn – war es Zorn? –, denn nun würde sie ihn auch bloß und nackt im eigentlichen Sinne des Wortes erleben. Sie würde mit ansehen können, wie er im höchsten Moment die Kontrolle verlor, in dem einen Moment, in dem ein Mann schwach war wie sonst nur im Moment des Todes.
Raffaele gab sich jedoch ganz diesem Gefühl hin, denn es gab ihm die Kraft, das zu tun, worin er so gut war – einer Frau Vergnügen schenken. Er wusste genau, wann er verführen und wann er beruhigen musste, wann er vorpreschen oder sich zurückhalten sollte. Er war ein Virtuose auf diesem Gebiet, nutzte Hände und Lippen, und als er den Lustschrei hörte, noch bevor er überhaupt bis zum Letzten gegangen war, erfüllte ihn eine tiefe Befriedigung.
Und noch immer hielt er sich zurück.
Welle um Welle durchlief Natasha, Schauer um Schauer, und im Nachhall der sinnlichen Explosion lag Natasha da und lauschte auf den Tanz ihrer Sinne. Doch sie spürte auch die Anspannung in Raffaele und konnte es sich nicht erklären. Der Mann, der sie so offensichtlich begehrt hatte und noch immer begehrte, hatte sich plötzlich in sich selbst zurückgezogen, er schien plötzlich verschlossen.
Sie wollte, dass er sich entspannte. Mit den Fingerspitzen zeichnete sie seine Lippen nach und küsste ihn dann, heiß und verlangend. Sie konnte
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