Verfuehrung wie in 1001 Nacht
kannst mich befragen, soviel du willst. Aber meinen Vater lässt du gefälligst in Ruhe!“
„Wir brauchen ihn, damit er sich die Fälschungen ansieht“, beharrte Amjad.
„Das mache ich!“
Als Amjad skeptisch fragte: „Bist du auch gut genug?“, warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Schon in Ordnung“, wehrte er ab. „Wie also ist dein Plan?“
„Ich analysiere die Handwerksarbeit“, sagte Johara, „und erstelle eine Liste der Fälscher, die infrage kommen. Es gibt weltweit nur wenige Juweliere, die so gute Duplikate herstellen können. Ich habe mich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt und kann die Handschrift der einzelnen Werkstätten erkennen.“
Auch Amir und Hassan gefiel der Plan, und Amjad bot Johara den Arm an. Was hat dieser verwirrende Mann jetzt vor? schoss es ihr durch den Kopf.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte Amir wie ein Echo ihrer Gedanken.
Amjad schien tatsächlich zu lächeln! „Johara muss sich den Schmuck für die Hochzeit aussuchen. Und da du als ihr Mann sie vor der Hochzeit nicht mehr sehen darfst …“ Er wandte sich ihr zu. „… bitte ich in aller Form um die Ehre, sie in die Gewölbe begleiten zu dürfen.“
Erstauntes Schweigen folgte, bis Hassan schließlich sagte: „Es geschehen immer wieder Wunder.“
Amir wirkte einen Augenblick unentschlossen, dann nickte er zustimmend. Dennoch legte er wie zum Schutz seine Hand auf ihre, als Johara sich bei Amjad einhakte.
Warnend sah er seinen Bruder an. „Wenn du noch ein Wort gegen sie sagst …“
„Keine Sorge, Amir.“ Amjad blinzelte ihr zu. „Als ich Johara eine Tigerin genannt habe, wusste ich noch zu wenig von ihr. Offensichtlich kann sie sich sehr gut verteidigen. Und dich obendrein …“
„Stimmt es, dass du bei deiner Hochzeit Schwarz getragen hast?“, fragte Johara.
Aliyah, die die Kleider durchsah, die Johara zur Auswahl gebracht worden waren, blickte auf und lächelte. „Ja. In Judar gilt Schwarz als Farbe der Trauer und der Macht. Auf diese Weise habe ich Kamal meine Meinung über die erzwungene Hochzeit zu verstehen gegeben … Wie er darauf reagiert hat, war bereits ein Anzeichen dafür, dass wir füreinander bestimmt sind.“ Erschrocken fügte sie hinzu: „Aber du hast das nicht vor, oder?“
„Nein. Aber Weiß kommt auch nicht infrage“, sagte Johara und strich über ihren Bauch, der immer noch flach war. „Das käme mir komisch vor. Wo sich doch schon herumgesprochen hat, dass wir heiraten, weil ich ein Kind erwarte.“
„Ihr heiratet, weil ihr euch liebt“, stellte Aliyah richtig. Sie hatte bereits das Kleid an, das sie auch bei der Hochzeit tragen würde: ein Traum in glänzendem Satin und feinem Chiffon, zweiteilig, in Smaragdgrün und Türkis. Es war aufwendig bestickt und mit Pailletten und Perlen besetzt. „Lass dich nicht von den äußeren Umständen täuschen.“
Johara lächelte dankbar. Laylah und Aliyah hatten den ganzen Vormittag mit ihr verbracht, damit sie sich nicht zu sehr aufregte.
Auch wenn sie nie davon ausgegangen war, dass sie eines Tages Amir heiraten würde, und folglich nichts Besonderes von der Feier erwartete, hatte sie doch in der Nacht kein Auge zugetan.
Sie hatte Angst vor der steifen, freudlosen Zeremonie, die ihr bevorstand.
Nur noch zwei Stunden. Und noch immer hatte sie es nicht geschafft, sich ein Kleid auszusuchen. Wieder schüttelte sie den Kopf.
Und wieder legte Aliyah seufzend ein Kleid zurück in den Schrank. „Ja, du hast recht. Es passt nicht zu dir … und die anderen auch nicht.“
„Vielleicht solltest du nur die Juwelen tragen“, schlug Laylah augenzwinkernd vor. „Welche Frau braucht schon Kleider, wenn sie sich mit unermesslich wertvollen Stücken aus dem Pride of Zohayd bewundern lässt?“
Aliyah und Johara sahen einander an. Laylah wusste es noch nicht …
Bevor ein weiteres Wort fiel, klopfte es an der Tür von Joharas Suite.
Hier würde sie auch nach der Hochzeit bleiben, darauf hatte sie bestanden.
Aliyah machte auf. Gleich darauf wandte sie sich strahlend um. „Johara, mach die Augen zu!“
„Was …?“, fragte Johara benommen – und riss sie stattdessen weit auf.
Schnell trat Laylah hinter das Sofa, auf dem Johara saß, und verdeckte ihr mit den Händen die Augen. „Jetzt sind sie zu“, meldete sie Aliyah.
Als Laylah die Hände wieder wegnahm, blinzelte Johara. Und staunte und staunte …
Aliyah hielt ein zauberhaftes Kleid hoch. So etwas gab es nur ein Mal auf der Welt. Dabei hatte
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