Verfuehrung wie in 1001 Nacht
Frau Johara ist, macht die ganze Sache sehr viel besser. Aber die Nachricht wird unweigerlich eine Kettenreaktion in Gang setzen.“
Er wandte sich Johara zu. Deutlich war ihm anzusehen, dass es ihm leidtat, nicht in erster Linie in ihrem Sinn handeln zu können. „Ich habe von Bediensteten erfahren, dass du ein Kind erwartest. Sicher wird es sich bald herumsprechen. Jetzt müssen wir eben die Geschichte neu schreiben.“
Johara wurde blass. „Die Geschichte neu schreiben?“, fragte sie und sah Amir an, dann wieder seinen Vater.
Der König atmete tief ein. „Ich werde verkünden, dass ihr bereits in einer zawaj orfi Zeremonie geheiratet habt. Auch wenn das eine heimliche Hochzeit ist, die in königlichen Kreisen in Zohayd noch nie vorgekommen ist, ist sie doch bindend. Damit wird das Kind ein legitimer Nachfahre. Eine öffentliche Hochzeitsfeier lassen wir folgen.“
Amir spürte, wie Johara in seinen Armen zitterte. In ihrem Augen glomm ein Funken Hoffnung auf und verlosch wieder. „Aber was ist mit Amirs Ehe aus politischen Gründen? Was wird aus den Eheverhandlungen und dem Frieden in Zohayd?“
Fast unmerklich ließ König Atef die Schultern sinken. „Ich werde mit den Familien reden und versuchen, dass eine davon einwilligt, ihre Tochter Amir zur Nebenfrau zu geben.“
Amir, der diese Antwort befürchtet hatte, sagte wütend: „Wegen mir können sie einwilligen, in was sie wollen. Ich nehme keine Nebenfrau!“
„Lehne das doch nicht so vorschnell ab, Amir.“
„Ich wollte immer nur Johara heiraten. Um Aufschub bei den Verhandlungen habe ich nur gebeten, um …“ Amir rang nach Fassung, „… Zeit zu gewinnen. Ich wollte einen Ausweg für mich finden, der kein großes Nachspiel nach sich zieht. Jetzt sehe ich, wie weit es fast gekommen wäre, weil ich nicht rundheraus abgelehnt habe. Es hat keinen Sinn mehr, den Schein aufrechtzuerhalten.“
„Aber welche andere Wahl haben wir schon, Amir? Wenn du den Familien nicht wenigstens auf halbem Weg entgegenkommst, wird es schwere und lang andauernde Unruhen geben. Ich würde alles dafür geben, dass du Johara zur Frau bekommst – aber nicht den Frieden meines Landes. Aber egal, was auch passiert, du siehst dein Kind aufwachsen. Nicht wie ich …“
„Aber Vater, verstehst du denn nicht …? Du hast der Liebe deines Lebens entsagt – mit der Folge, dass du Aliyah, deine eigene Tochter, für deine Nichte gehalten hast. Ohne ammeti Bahiyah würdest du sie gar nicht kennen. Und was haben deine persönlichen Opfer dir oder dem Königreich gebracht? Seitdem hast du immer wieder Unruhen im Keim ersticken müssen. Zuletzt vor zwei Jahren, als die Heirat von Aliyah und Kamal für Frieden gesorgt hat. Und jetzt geben die Familien und Stämme wieder keine Ruhe. Glaubst du wirklich, dass mein Opfer daran dauerhaft etwas ändern würde? Wenn du ihnen den kleinen Finger gibst, möchten sie die ganze Hand. So war es schon immer. Wirklich beschwichtigen lassen sie sich nicht.“
Er sah seinen Vater an. „Also heirate ich Johara gleich – nicht erst später, wie ich es vorhatte. Und zwar nicht zur Schadensbegrenzung, sondern weil ich mir nie etwas sehnlicher gewünscht habe, als mit ihr zusammen zu sein. So wird es mein Leben lang bleiben. Damit müssen sich die Stämme abfinden – und du dich auch.“
Johara hielt ihn am Arm fest. „Amir, ich kann nicht zulassen, dass du das dir, deinem Vater und dem Königreich antust. Nicht meinetwegen …“
„Es ist wegen uns allen: dir, mir und dem Kind. Vertrau mir, ya joharet galbi. Ich finde eine Lösung für uns.“
Sie sah ihn entschlossen an. „Aber versprich mir eines: Wenn es keine Lösung gibt, lässt du mich gehen.“
„Im Gegenteil: Ich gebe dir mein Wort, dich niemals gehen zu lassen.“
Bevor sie etwas erwidern konnte, sagte König Atef: „Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Amir. – Und jetzt komm mit mir in den Palast zurück. Wir müssen so schnell wie möglich die Hochzeitsfeierlichkeiten planen.“
„Meine aufrichtige Bewunderung, Johara“, sagte Amjad. „Niemand versteht sich so gut auf Intrigen wie du – mich selbst natürlich ausgenommen.“
Beim höhnischen Klang seiner Stimme zuckte Johara zusammen. Amir drückte sie aufmunternd und wandte sich dann Hassan zu, der gerade wie vereinbart zum Haupteingang des Palastes kam.
Offenbar hatte Hassan gehört, was Amjad gesagt hatte, denn er versetzte: „Ich habe dich als zweiten Trauzeugen empfohlen, Amjad. Aber wir können
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