Verfuehrung wie in 1001 Nacht
natürlich steht er voll und ganz unter ihrem Einfluss. Wenn sie erst die Macht in Händen hat, verhandelt sie über die Rückgabe der Juwelen – dann hat sie alles, was sie wollte.“
„Hör auf, Amjad“, sagte Hassan. „Wo ist nur dein Verstand geblieben?“
„Du bist wohl neidisch, weil dir deiner fehlt! Seltsam, dass du als Sicherheitschef als so vertrauenswürdig giltst. Ich fühle mich beinahe verpflichtet, das dem Konzil zu melden. Ich wette: Wenn herauskommt, dass du ein hoffnungsloser Romantiker bist, wirst du von deiner Position entbunden und rausgeworfen.“
Amir lachte. „Kronprinz oder nicht, Amjad! Wir sind in der Überzahl. Wir wäre es, wenn wir dich rauswerfen?“
Amjad lächelte wie ein Mann, der sich seiner Macht sicher ist. „Ruhig Blut. Einer muss ja die Gegenargumente vorbringen. Habt ihr noch nie vom Anwalt des Teufels gehört? Ein hoch geschätztes Amt!“
„Assistent des Teufels meinst du wohl“, erwiderte Hassan. „Ein für alle Mal, Amjad, du bist verrückt.“
„Damit kann ich leben. Aber mal ehrlich, jetzt ist der beste Zeitpunkt, Bedenken vorzubringen. Danach muss ich mich wohl oder übel zurückhalten. Und wenn schon Amir mit Körperteilen denkt, die von seinem Kopf und Verstand weit entfernt sind – du warst meine letzte Hoffnung.“
In diesem Moment wurden Amir und Hassan zum König gerufen, und Johara blieb mit Amjad allein zurück.
Sie wartete, bis die anderen außer Hörweite waren. Dann konnte sie nicht länger an sich halten.
Sie packte seinen Unterarm und grub mit aller Kraft die Finger hinein.
An seinem heftigen Ausatmen und den geweiteten grünen Augen erkannte sie, wie überrascht er war.
„Jetzt hör mir mal zu, Amjad“, sagte sie leise und eindringlich. „Ich habe keine Lust auf dein ewiges Gerede, wie verräterisch und durchtrieben ich angeblich bin. Damit du es weißt: Ich habe Amir schon immer geliebt, sogar schon vor meinem Sturz vom Balkon. All die Jahre habe ich gedacht, ich müsste mit meiner unerfüllten Liebe leben. Es war entsetzlich. Als ich Amir dann wiedergesehen habe, hat sich herausgestellt, dass er mich ebenfalls die ganze Zeit geliebt hat. Das machte alles noch schlimmer.“
Sie seufzte. „Ein Albtraum. Ich habe Amir bekommen, aber auf diese Art! Alles, was ich zu erwarten habe, sind bestenfalls ein paar Monate mit ihm. Danach steht mir ein Leben ohne ihn bevor. Und das, obwohl er mich und das Kind liebt. Aber ihm wird keine andere Wahl bleiben.“
Während Amjad ihr zuhörte, fuhr sie fort: „Du kannst froh sein, dass du nicht so leiden musst. Wahrscheinlich kannst du gar nicht mehr lieben. So bleiben dir Freud und Leid einer tiefen Verbindung wie der unseren erspart … Und erst die Verzweiflung, wenn ich ihn eines Tages verlassen muss! Jedenfalls lasse ich nicht zu, dass seine Lage durch dich noch schwieriger wird. Um es mit seinen Worten zu sagen: Ab jetzt, Amjad, hältst du den Mund!“
Sie verstummte. Er sah überrascht, ja verblüfft aus.
Als er schwieg, atmete sie tief aus und fügte hinzu: „Also lass mich in Ruhe und konzentriere ab sofort deine erstaunlichen Kräfte auf das Entscheidende: auf die Juwelen.“
Er schüttelte den Kopf – als würde er aus einer Betäubung aufwachen.
Dann sagte er: „Für mich hat es sich bewährt, zuerst vom Schlimmsten auszugehen, und danach, wenn es sein muss, zurückzurudern. Wenn – oder besser falls – sich herausstellt, dass du unschuldig bist, werde ich alles wiedergutmachen.“
Er beugte sich näher zu ihr, wie um in ihren Gefühlen und Gedanken zu lesen. „Eine Frage noch, Johara: Wenn du und dein Vater unschuldig seid – warum sind euch dann die Fälschungen nicht aufgefallen?“
„Das lässt sich leicht erklären.“ Beim Klang von Amirs Stimme fuhr Johara herum. Er und Hassan waren wieder zurück. „Berj leidet an Depressionen und kann sich nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren. Deshalb legt er ja sein Amt nieder. Und Johara hat den Kronschatz zuletzt vor zwölf Jahren zu Gesicht bekommen.“
Amjad dachte nach. „Trotzdem will ich noch Berj befragen.“
Wütend sagte Amir: „Ich verprügle dich nur deshalb nicht, weil ich nicht mit geschwollener Hand heiraten will.“
„Mich als Trauzeugen würde so etwas weniger stören“, meldete sich Hassan zu Wort.
„Jetzt beruhigt euch wieder“, sagte Amjad. „Ich meine doch als Zeugen, nicht als Verdächtigen.“
Johara kam einer Reaktion der Männer zuvor, indem sie dicht vor Amjad trat und sagte: „Du
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