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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Ich werde abreisen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Ich möchte nicht, daß Ihr meinetwegen eine Kugel riskiert.«
    Julian sah sie voller Zärtlichkeit an. »Danke, Sophy.« Er streckte die Hand aus und fing eine Träne mit dem Finger auf. »Ich weiß, daß es sehr viel verlangt ist von einer Frau, deren Ehrgefühl genauso stark ist wie meines. Glaub mir, wenn ich sage, ich verstehe dein Verlangen nach Rache.«
    Sophy wischte sich ungeduldig mit dem Handrücken die Tränen ab. »Es ist so verflixt unfair. Nichts läuft so, wie ich es mir vorgestellt hatte, als ich dich geheiratet habe. All meine Pläne, all meine Träume, all die Dinge, auf die ich gehofft habe, die Dinge, über die wir uns geeinigt haben. Alles im Sand verlaufen.«
    Julian beobachtete sie nachdenklich. »Ist denn wirklich alles so schlimm, Sophy?«
    »Ja, Mylord. Und zu allem Übel habe ich auch noch Grund zu der Annahme, daß ich guter Hoffnung bin.« Sie rannte, ohne ihn anzusehen zum Paravent am anderen Ende des Raumes.
    »Sophy!« Julian sprang aus dem Bett und rannte ihr nach. »Was hast du gerade gesagt?«
    Sophy stand erbärmlich schniefend hinter dem Paravent und streifte sich ihren Morgenmantel über. »Ich bin überzeugt, du hast mich ganz genau verstanden.«
    Julian riß achtlos den Paravent beiseite, der klappernd zu Boden fiel. Er fixierte ihr trotzig abgewandtes Gesicht. »Du bist schwanger?«
    »Gut möglich. Diese Woche ist mir klargeworden, daß ich schon viel zu lange keine monatliche Blutung hatte. Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich es genau weiß, aber ich vermute, daß ich tatsächlich dein Kind unterm Herzen trage. Wenn ja, solltet Ihr ganz zufrieden sein, Mylord. Jetzt bin ich schwanger und auf dem Weg aufs Land, wo ich Euer Leben nicht weiter durcheinanderbringen kann. Ihr werdet alles kriegen, was Ihr von dieser Ehe erwartet habt. Einen Erben und keinen Ärger. Ich hoffe, Ihr seid zufrieden.«
    »Sophy, ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Julian fuhr sich durchs Haar. »Wenn das, was du vermutest, wahr ist, dann kann ich nicht bestreiten, daß ich sehr zufrieden bin. Aber ich hatte gehofft-« Er verstummte und suchte nach den richtigen Worten. »Ich hatte gehofft, du freust dich mehr darüber«, stammelte er schließlich.
    Sophy starrte ihn wütend an, und ihre letzten Tränen versiegten angesichts dieser typisch männlichen Arroganz. »Du hast sicher angenommen, daß die Aussicht auf baldige Mutterfreuden mich zu einer sanften, zufriedenen Frau macht? Eine, die bereit ist, alle persönlichen Ambitionen aufzugeben, um sich voll und ganz der Pflege deiner Landhäuser und der Aufzucht deiner Kinder zu widmen?«
    Julian hatte den Anstand, rot zu werden. »Ich hatte gehofft, es würde dich zufriedener machen, ja. Bitte glaub mir, ich möchte dich in dieser Ehe glücklich machen, Sophy.«
    “Ach, laß mich in Ruhe, Julian. Ich möchte baden und mich dann ausruhen.« Neue Tränen brannten in ihren Augen. »Es gibt noch viel zu tun, wenn ich morgen nach Hampshire abgeschoben werden soll.«
    »Sophy.« Julian machte keine Anstalten, das Schlafzimmer zu verlassen. Er stand da und sah sie seltsam hilflos an. »Sophy, bitte weine nicht.« Er breitete die Arme aus.
    Sophy sah ihn noch einen Augenblick mit tränennassen Augen an. Sie haßte diesen neuen Mangel an Kontrolle über ihre Gefühle. Dann warf sie sich schluchzend in Julians Arme. Er drückte sie fest an sich, und sie setzte seine Brust mit ihren Tränen unter Wasser.
    Julian hielt sie fest, bis der Sturm verebbte. Er versuchte nicht, sie aufzuheitern oder zu trösten oder zu beschimpfen. Er hüllte sie einfach in seine Kraft und behielt sie dort, bis der letzte herzzerreißende Schluchzer verklungen war.
    Sophy fing sich langsam wieder, und die tröstliche Wärme von Julians Umarmung wurde ihr bewußt. Es war das erste Mal, daß er sie einfach festhielt, ohne Küsse, ohne Zärtlichkeiten, das erste Mal, daß er ihr etwas anderes bot als Leidenschaft. Sie bewegte sich lange nicht, genoß seine große, starke Hand, die ihr beruhigend den Rücken streichelte.
    Schließlich löste sie sich sehr widerwillig aus seinen Armen. »Ich bitte um Verzeihung, Mylord. Ich begreif nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist. Ich kann Euch versichern, ich weine sonst praktisch nie.« Sie vermied es, ihn anzusehen, als sie noch weiter vor ihm zurückwich und kramte in der Tasche ihres Morgenmantels nach einem Taschentuch, das da eigentlich sein sollte. Sie fluchte leise, als

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