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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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sie es nicht finden konnte.
    »Suchst du das?« Julian hob das kleine, bestickte Tüchlein vom Teppich auf.
    Wütend, weil sie es nicht einmal schaffte, ein Taschentuch im Morgenmantel zu behalten, riß Sophy es ihm aus der Hand.
    »Erlaube mir, dir ein frisches zu holen.« Er ging zum Toilettentisch und holte es.
    Sie putzte sich sehr energisch die Nase, knüllte das Tüchlein zusammen und stopfte es in die Tasche. »Ich danke Euch, Mylord. Bitte verzeiht diesen Gefühlsausbruch. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Jetzt muß ich aber wirklich ein Bad nehmen. Wenn Ihr verzeiht, ich habe noch einiges zu erledigen.«
    »Ja, Sophy«, seufzte Julian. »Ich werde dir verzeihen, ich bete nur, daß du eines Tages auch mir verzeihst.« Er nahm seine Kleider und ging wortlos aus dem Zimmer.
    Viel später in dieser Nacht saß Julian allein in der Bibliothek, die Beine ausgestreckt, mit einer Flasche Wein auf dem Tisch neben sich. Nach Stunden war das Haus jetzt endlich ruhig geworden. Bis vor kurzem herrschte noch rege Geschäftigkeit wegen Sophys Reisevorbereitungen. Die Hektik hatte ihn deprimiert. Es würde sehr einsam hier werden ohne sie.
    Julian goß sich noch ein Glas Wein ein und überlegte, ob sich Sophy jetzt wohl in den Schlaf weinen würde. Er war sich heute morgen wie ein Unhold vorgekommen, als er ihr sagte, er würde sie nach Ravenwood Abbey zurückschicken. Aber er hatte keine andere Wahl. Sobald er erfahren hatte, was genau sie im Schilde führte, war klar, daß er sie aus der Stadt schaffen mußte. Sie watete durch gefährliche Gewässer und hatte keine Ahnung, wie sie sich vor dem Ertrinken schützen könnte.
    Julian nahm einen Schluck Wein und überlegte, ob er Schuldgefühle haben sollte wegen der Art und Weise, in der er Sophy heute morgen manipuliert hatte. Ganz am Anfang ihrer Auseinandersetzung im Schlafzimmer war ihm klargeworden, daß sie unter keinen Umständen auf logische Argumente zu ihrer eigenen Sicherheit hören würde. Ihr persönliches Ehrgefühl schaltete solche Überlegungen aus, und er brachte es nicht über sich, sie mit Brachialgewalt dazu zu zwingen, das Vernünftige zu tun.
    Deshalb hatte er auf das einzige Mittel zurückgegriffen, das ihm einfiel, obwohl er sich ganz und gar nicht sicher war, daß es funktionieren würde. Er hatte ihre Gefühle für ihn dazu benutzt, sie dahin zu bringen, wo er sie haben wollte.
    Es war ein geradezu berauschender Schock gewesen mitanzusehen, wie ihr Widerstand zerbröckelte, als er sie warnte, daß ihr Handeln ihn dazu zwingen könnte, sein Leben bei einem Duell zu riskieren. Sie mußte ihn wirklich lieben. Kein anderes Gefühl hatte die Macht, ihr tiefempfundenes Ehrgefühl zu überwinden. Um seinetwillen hatte sie ihren Rachefeldzug eingestellt.
    Julian fühlte sich gedemütigt von der Kraft ihrer Gefühle, und gleichzeitig schäumte er über vor Freude. Es gab keinen Zweifel, daß Sophy sich ihm hingegeben hatte - ihm gehörte auf eine Art und Weise, die er bis jetzt nicht für möglich gehalten hätte.
    Aber trotz dieser wunderbaren Erkenntnis war er sich sehr wohl bewußt, daß sie sehr unglücklich war, und dies war seine Schuld. Es ist alles so verflixt unfair. Nichts läuft so, wie ich es mir vorgestellt hatte, als ich dich geheiratet habe.
    Und jetzt war sie, zu allem anderen Übel, auch wahrscheinlich noch schwanger. Er wand sich innerlich, als er sich daran erinnerte, daß eine ihrer Bitten war, nicht sofort Mutter zu werden.
    Julian ließ sich tiefer in den Stuhl sinken und fragte sich, ob er je wieder Sophys Achtung gewinnen könnte. In diesem Moment schien es, als hätte er von Anfang an alles falsch gemacht. Wie konnte ein Mann seine Frau davon überzeugen, daß er ihrer Liebe würdig war ? Er hätte nie im Traum daran gedacht, daß sich ihm je ein solches Problem stellen würde. Und jetzt, nach allem was zwischen ihm und Sophy passiert war, war es gut möglich, daß sich das Knäuel nie entwirren würde.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür. Julian machte sich nicht die Mühe, um die Lehne des Stuhls zu schauen. »Geh ruhig zu Bett, Guppy und schick den Rest des Personals in ihre Zimmer. Ich möchte noch eine Weile hier bleiben, und es steht nicht dafür, daß einer von Euch wach bleibt. Ich kümmere mich um die Kerzen.«
    »Ich hab Guppy und die anderen bereits zu Bett geschickt«, sagte Sophy und schloß leise die Tür.
    Julian erstarrte beim Klang ihrer Stimme. Dann stellte er langsam sein Glas ab, erhob sich und wandte

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