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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Bände der Reihe nach aus dem Regal und nahm noch einen Schluck Tee, während er die gestanzten Einbände studierte. »Hm. Aristoteles und Vergil in der Übersetzung. Zugegeben etwas überwältigend für den durchschnittlichen Leser, aber eigentlich gar nicht so furchtbar. Solche Sachen hab ich früher selbst gelesen.«
    »Ich bin froh, daß es Euren Beifall findet«, sagte Sophy steif.
    Er warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Findest du mich herablassend, Sophy?«
    »Sehr.«
    »Es ist wirklich unabsichtlich, weißt du. Ich bin nur neugierig, was dich betrifft.« Er stellte die Klassiker wieder zurück und nahm einen weiteren Band heraus. »Was haben wir denn noch hier? Wesleys Primitive Physik ? Ein recht veraltetes Werk, nicht wahr?«
    »Trotzdem eine ausgezeichnete Kräuterkunde, Mylord. Mit vielen Details über englische Kräuter. Großvater hat es mir geschenkt.«
    »Ah, ja, Kräuter.« Er stellte das Buch zurück und zog das nächste heraus. Er lächelte nachsichtig. »Wie ich sehe, hat Lord Byrons romantischer Unsinn bereits den Weg aufs Land gefunden. Hat dir Childe Harold gefallen, Sophy?«
    »Ich fand es sehr unterhaltsam, Mylord. Und Ihr?«
    Er grinste über diese offene Herausforderung. »Ich gebe zu, daß ich es gelesen habe, und ich gebe zu, daß der Mann ein Händchen für Melodrama hat, aber er stammt ja schließlich von einer langen Reihe melodramatischer Narren ab. Ich fürchte, wir werden noch mehr von Lord Byrons melodramatischen Helden hören.«
    »Wenigstens ist er nicht langweilig. Soviel ich weiß, ist Lord Byron in London der letzte Schrei«, sagte Sophy vorsichtig und fragte sich, ob sie etwa per Zufall auf einen Punkt von gemeinsamem intellektuellem Interesse gestoßen wäre.
    »Wenn du damit meinst, daß sich ihm die Frauen reihenweise an den Hals werfen, hast du recht. Jeder, der dumm genug ist, zu einem dieser Menschenaufläufe zu gehen, die Byron mit seiner Anwesenheit ziert, läuft Gefahr, von zahllosen hübschen Füßen zertrampelt zu werden.« Julian schien nicht die Spur eifersüchtig. Er fand das Phänomen Byron wohl amüsant, mehr aber auch nicht. »Was haben wir denn sonst noch hier? Vielleicht einen gelehrten Text über Mathematik?«
    Sophy verschlug es den Atem, als sie das Buch in seiner Hand erkannte. »Nicht direkt, Mylord.«
    Julians nachsichtige Miene war wie weggewischt, als er den Titel vorlas. »Wollstonecraft Eine Rechtfertigung der Rechte der Frauen ?«
    »Ich fürchte ja, Mylord.«
    Seine Augen blitzten vor Wut, als er sie ansah. »Mit solchen Sachen beschäftigst du dich? Diesen lächerlichen Unsinn, den eine Frau verzapft hat, die praktisch eine Dirne war?«
    »Miss Wollstonecraft war keine... Dirne«, sagte Sophy wutentbrannt. »Sie war eine Freidenkerin, eine intellektuelle Frau.«
    »Sie war eine Hure. Sie lebte offen ohne Trauschein mit mehreren Männern zusammen.«
    »Sie war der Meinung, daß die Ehe nur ein Käfig für die Frauen ist. Sobald eine Frau heiratet, ist sie ihrem Mann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie hat keine eigenen Rechte. Miss Wollstonecraft hatte sich eingehend mit der Lage der Frauen befaßt, und sie kam zu dem Schluß, daß etwas dagegen getan werden müßte. Ich bin zufällig auch ihrer Meinung. Ihr sagt, Ihr wärt neugierig, was mich betrifft, Mylord. Nun ja, Ihr könntet einiges über meine Interessen erfahren, wenn Ihr dieses Buch lest.«
    »Ich denke gar nicht daran, dieses Narrenstück zu lesen.«
    Julian warf das Buch achtlos beiseite. »Und außerdem, meine Liebe, werde ich nicht dulden, daß du dir den Verstand mit dem Geschreibsel dieser Frau vergiftest, die man, nach allem was recht ist, ins Irrenhaus hätte sperren oder am Trevor Square als professionelle Kurtisane unterbringen sollen.«
    Sophy hätte ihm am liebsten ihre volle Teetasse ins Gesicht geschleudert. »Wir hatten ein Abkommen über meine Lesegewohnheiten, Mylord. Wollt Ihr das etwa auch noch verletzen?«
    Julian kippte den Rest seines Tees hinunter und stellte die Tasse beiseite. Dann ging er langsam auf sie zu, mit wütender Miene. »Wenn Ihr mir noch einmal mangelnde Ehre an den Kopf werft, Madame, kann ich für die Konsequenzen nicht garantieren. Ich habe endgültig die Nase voll von dieser Farce, die du Hochzeitsreise nennst und bei der nichts Sinnvolles passiert. Es ist höchste Zeit, die Sache in normale Bahnen zu lenken. Ich war lange genug nachsichtig mit dir, Sophy. Von jetzt an wirst du im Schlafzimmer und auch außerhalb eine richtige Ehefrau

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