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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Junge hätte es erst vor einer halben Stunde gebracht, Mylady.« Mary huschte geschäftig im Zimmer herum, zog die Vorhänge auf und legte das hübsche Morgenkleid zurecht, das Fanny und Sophy vor ein paar Tagen zusammen ausgesucht hatten.
    Sophy nippte an ihrem Tee und durchschnitt das Siegel auf dem Umschlag. Sie überflog kurz den Inhalt und runzelte die Stirn, da dieser zuerst keinen Sinn ergab. Da war auch keine Unterschrift, nur die Initialen am Schluß. Erst beim zweiten Mal lesen dämmerte ihr, was dieser Brief bedeutete.
    Verehrte Madame,
    Laßt mich mit meinen besten, ehrlich gemeinten Wünschen zu Eurer kürzlichen Heirat beginnen. Ich hatte noch nicht die Ehre, Euch vorgestellt zu werden, bin aber der Meinung, daß wir uns doch nicht fremd sind, da wir einen gewissen gemeinsamen Freund haben. Außerdem bin ich mir sicher, daß Ihr eine sehr sensible und diskrete Frau seid, da unser Freund sicher nicht denselben Fehler in seiner zweiten Ehe macht, den er in der ersten begangen hat.
    Im Vertrauen auf Eure Diskretion bin ich der festen Meinung, daß Ihr, nachdem Ihr den Inhalt dieses Briefes gelesen habt, den simplen Schritt tun werdet, durch den die Details meiner sehr an-genehmen Verbindung mit unserem gemeinsamen Freund für immer unter uns bleiben werden.
    Madame, ich bin im Augenblick mit der schwierigen Aufgabe beschäftigt, mir den Frieden und die Ruhe im Alter zu sichern. Ich möchte nicht gezwungen sein, in meinen späten Jahren von der Wohlfahrt anderer abhängig zu sein. Dieses Ziel versuche ich durch das Erscheinen meiner Memoiren zu erreichen. Vielleicht kennt Ihr die ersten Fortsetzungen? In naher Zukunft werden noch einige weitere erscheinen.
    Mein Ziel beim Schreiben dieser Memoiren ist es, nicht zu demütigen oder zu beschämen, sondern einfach nur ausreichende Mittel zu erwerben, die eine unsichere Zukunft sichern. In dieser Hinsicht biete ich den Beteiligten eine Gelegenheit, sich zu versichern, daß spezielle Namen nicht veröffentlicht werden, um unangenehmen Klatsch zu vermeiden. Diese Gelegenheit wird mir außerdem die Mittel einbringen, die ich benötige, ohne mich zu zwingen, intime Details vergangener Verbindungen zu enthüllen. Wie Ihr sehen könnt, ist der Vorschlag, den ich Euch unterbreiten will, für alle Beteiligten von Vorteil.
    Und somit, Madame, kommen wir jetzt zur eigentlichen Sache: Wenn Ihr mir bis morgen nachmittag fünf Uhr die Summe von zweihundert Pfund übersendet, könnt Ihr versichert sein, daß eine Reihe sehr charmanter Briefe, die mir Euer Mann einst geschrieben hat, nicht in den Memoiren erscheint.
    Für Euch ist diese Summe ein lächerlicher Betrag, weniger als der Preis eines neuen Kleides. Für mich ist sie der Baustein für die gemütliche, kleine, mit Rosen bedeckte Cottage in Bath, in die ich mich bald zurückziehen werde. In Erwartung Eurer prompten Antwort verbleibe ich
    Hochachtungsvoll C. F.
    Sophy las den Brief noch ein drittes Mal mit zitternden Händen durch. Sie kochte innerlich vor Wut. Und das nicht, weil Julian möglicherweise einst eine intime Beziehung zu Charlotte Featherstone hatte. Es lag auch nicht an der Bedrohung, diese frühere Verbindung in einem Buch veröffentlicht zu sehen, so demütigend das auch war.
    Sophy war halb ohnmächtig vor Zorn, weil Julian sich früher einmal die Zeit genommen hatte, einer professionellen Kurtisane Liebesbriefe zu schreiben und es jetzt nicht einmal fertig brachte, seiner neuen Frau ein winziges Liebesgedicht zu überbringen.
    »Mary, häng das Morgenkleid weg und hol mein grünes Reitkostüm.«
    Mary sah sie überrascht an. »Ihr wollt heute morgen reiten gehen, Madame?«
    »Ja.«
    »Wird Lord Ravenwood Euch begleiten?« fragte Mary, als sie sich an die Arbeit machte.
    »Nein, das wird er nicht.« Sophy schob die Laken beiseite und stieg aus dem Bett. Charlotte Featherstones Brief hielt sie immer noch in der Hand. »Anne Silverthorne und Jane Morland reiten fast jeden Morgen im Park. Ich glaube, ich werde mich ihnen heute anschließen.«
    Mary nickte. »Ich werde Anweisung geben, daß ein Pferd für Euch gesattelt und ein Lakai bereitgestellt wird.«
    »Bitte tu das, Mary.«
    Kurze Zeit später half ein livrierter Lakai Sophy auf eine schöne kastanienbraune Stute und schwang sich dann auf sein eigenes Pferd. Sophy trabte sofort los, und der Lakai mußte sehen, wie er nachkam.
    Es war nicht sonderlich schwer, Anne und Jane zu finden, die auf einem der Hauptwege langsam dahingaloppierten. Ihre Diener

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