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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ist ja der Punkt, Sophy. Sie ist eben keine ehrenwerte Frau«, rief Jane. »Sie ist eine Frau der Halbwelt, eine Kurtisane, eine professionelle Prostituierte.«
    »Das heißt noch lange nicht, daß sie keine Ehre hat«, sagte Sophy. »Etwas an der Art, wie sie ihre Memoiren schreibt, läßt mich glauben, daß sie einen eigenen Ehrenkodex hat, nach dem sie lebt.«
    »Ehrenwerte Menschen schicken keine Erpresserbriefe«, sagte Jane.
    »Vielleicht.« Sophy schwieg einen Augenblick. »Aber vielleicht tun sie’s doch, unter gewissen Umständen. Die Featherstone ist ohne Zweifel der Überzeugung, daß die Männer, die sich ihrer früher bedient haben, ihr eine Alterspension schuldig sind. Sie versucht nur, sie einzusammeln.«
    »Und wenn man dem Klatsch trauen kann, hält sie Wort und nennt nicht die Namen derer, die bezahlt haben«, warf Anne ein. »Das ist doch wohl ein Zeichen von ehrenwertem Benehmen.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen, daß du sie ernsthaft verteidigst?« Jane sah richtig schockiert aus.
    »Es ist mir egal, wieviel sie von den anderen eintreibt, aber ich werde nicht dulden, daß Julians Liebesbriefe an sie veröffentlicht werden«, sagte Sophy kategorisch.
    »Dann schick ihr die zweihundert Pfund«, bat sie Jane. »Wenn sie wirklich so furchtbar ehrenwert ist, wird sie die Briefe nicht drucken lassen.«
    »Das wäre nicht richtig. Es ist unehrenhaft und feige, einen Erpresser zu bezahlen«, sagte Sophy. »Wie ihr seht, hab ich also keine andere Wahl, als sie zu fordern. Genau das würde ein Mann unter denselben Umständen auch tun.«
    »Oh, mein Gott«, flüsterte Jane hilflos. »Deine Logik begreife ich nicht. Ich kann einfach nicht glauben, daß das tatsächlich passiert.«
    »Werdet ihr beide mir helfen?« Sophy sah ihre Freundinnen herausfordernd an.
    »Auf mich kannst du zählen«, sagte Anne. »Und auf Jane auch. Sie braucht nur etwas Zeit, um sich an die Situation zu gewöhnen.«
    »Oh, mein Gott«, sagte Jane noch einmal.
    »Also gut«, sagte Sophy, »der erste Schritt ist, herauszufinden, ob Featherstone einverstanden ist, sich mit mir auf dem Feld der Ehre zu treffen. Ich werde ihr heute eine Botschaft schicken.«
    »Als dein Sekundant werde ich dafür sorgen, daß sie überbracht wird.«
    Jane sah Anne entsetzt an. »Seid ihr wahnsinnig geworden? Du kannst doch nicht eine Frau wie die Featherstone zum Duell fordern. Du könntest gesehen werden. Das würde dich in der Gesellschaft total ruinieren. Du wärst gezwungen, auf den Besitz deines Stiefvaters auf dem Land zurückzukehren. Willst du das etwa?«
    Anne wurde blaß, und für einen Augenblick war echte Angst in ihren Augen zu sehen. »Nein, das will ich ganz bestimmt nicht.«
    Sophy war besorgt, als sie sah, wie heftig ihre Freundin auf die Drohung, wieder aufs Land zurück zu müssen, reagierte. »Anne, ich möchte nicht, daß du meinetwegen ein unnötiges Risiko eingehst.«
    Anne schüttelte hastig den Kopf, ihre Gesichtsfarbe normalisierte sich wieder, und ihre Augen strahlten. »Das ist schon in Ordnung. Ich weiß genau, wie wir die Sache handhaben werden. Ich werde einen Jungen mit deinem Brief an die Featherstone schicken, und er soll ihn direkt zu mir bringen. Ich werde ihn dann verkleidet der Featherstone überbringen und auf die Antwort warten. Keine Sorge, es wird mich niemand erkennen. Wenn ich mich entsprechend anziehe, sehe ich aus wie ein junger Mann. Ich hab es schon öfter versucht und sehr genossen.«
    »Ja«, sagte Sophy, »das müßte gehen.«
    Janes ängstlicher Blick wanderte von Anne zu Sophy und wieder zurück. »Das ist Irrsinn.«
    »Das ist die einzige ehrenwerte Lösung für mich«, sagte Sophy. »Wir müssen hoffen, daß die Featherstone die Herausforderung annimmt.«
    »Ich für meinen Teil bete, daß sie sich weigert«, sagte Jane kleinlaut.
    Als Sophy eine halbe Stunde später von ihrem Ausritt nach Hause zurückkehrte, sagte man ihr, Julian wünsche sie in der Bibliothek zu sehen. Ihre erste Reaktion war zu sagen, sie wäre unpäßlich. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihrem Mann jetzt einigermaßen gefaßt in die Augen sehen könnte. Der Brief an Charlotte Featherstone wartete darauf, geschrieben zu werden.
    Aber es wäre feige, Julian aus dem Weg zu gehen, und heute war sie entschlossen, nicht feige zu sein. Sie mußte für das, was ihr bevorstand, üben.
    »Danke, Guppy«, sagte sie zum Butler. »Ich werde gleich zu ihm gehen.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und schritt tapfer auf die Bibliothek

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