Vergangene Narben
du mir vorhin geklaut hast, ersetzten.“
Er grinste ein dickes Wolfsgrinsen.
„Einverstanden.“
Cheyenne hob wieder den Kopf.
„Und für jeden anderen. Wer mich fangen sollte, dem erfülle ich einen Wunsch.“
Ihre Augen funkelten.
„Aber dazu müsst ihr mich erst mal kriegen, und das ist gar nicht so einfach, wie ihr wisst.“
An einigen Stellen wurde gelacht. Hatte ich was verpasst?
Sie warf den Kopf in den Nacken, und heulte zum Mond hinauf. Das war wohl der Startschuss. Plötzlich brachen von allen Seiten Wölfe aus, und rannten in den Wald hinein. Die Zwillinge warfen Cio fast um, so eilig hatten sie es wegzukommen, und Iesha zögerte nur kurz, um Cio einen eindeutigen Blick zuzuwerfen. Sie wollte von ihm gefangen werden – nur von ihm.
Cheyenne wartete, bis sich die Masse gelichtete hatte, und der Platz fast nur noch von Männern eingenommen wurde. Dann warf sie mir einen eindeutigen Blick zu, wirbelte herum, und verschwand mit ihrem Wolfsgesang im Wald. Diego, und ein rein weißer Wolf, der mir vorher gar nicht aufgefallen war, folgten ihr auf dem Fuße. Aber … war das nicht gegen die Regeln? Die Männer sollten doch zwanzig Minuten warten, oder?
„Zaira!“
Erschrocken zuckte ich zusammen, und sah dann zu Cio.
„Worauf wartest du noch? Los, lauf!“
Ach ja, laufen, natürlich. Hoffentlich schaffte ich es noch Cheyenne einzuholen. Nur langsam kam ich in Bewegung, wurde dann aber schneller, und tauchte schon kurz darauf im Wald der aufkommenden Nacht ein.
Um mich herum waren überall Geräusche von sich entfernenden Wölfen, doch wo sollte ich nach meiner Erzeugerin suchen? Sie konnte doch in jede Richtung gelaufen sein. Und hier lagen so viele verschiedene Witterungen von Wölfen in der Luft, dass es mir nicht möglich war, ihre Fährte darunter auswendig zu machen. Meine Nase war nun mal nicht so gut wie die von anderen Werwölfen.
Ich machte einen zögernden Schritt nach vorne, und da tauchte sie plötzlich hinter einem Baum auf.
„Los, komm, hier entlang.“
Und schon war sie wieder weg.
Dieses Mal zögerte ich nicht lange, sondern nahm die Beine in die Hand, und machte dass ich ihr hinterherkam. Dabei bemerkte ich wieder diesen weißen Wolf, der Cheyenne aus sicherer Entfernung beobachtete.
„Beachte ihn gar nicht“,
sagte sie, sobald ich an ihrer Seite war, und drängte mich im schnellen Tempo tiefer in den Wald. Sie war extrem schnell, und es war gar nicht so einfach mit ihr mitzuhalten.
„Das ist nur Umbra Drogan. Genau wie Diego ist er der Schatten, der mich auf Schritt und Tritt verfolgt.“
„Dein Leibwächter.“
„So könnte man auch sagen.“
Sie grinste mich an, und machte dann eine abrupte Wendung nach rechts.
„Los komm, bevor die Kerle kommen.“
Das sagte sie so einfach. Ich war nicht annähernd so schnell wie sie, und das fiel ihr wohl auch ziemlich schnell auf. Und auch wenn es mich irgendwo kränkte, war ich ihr doch dankbar, als sie das Tempo etwas drosselte.
Je tiefer wir in den Wald liefen, desto weniger Geräusche drangen von den anderen Wölfinnen zu uns. Es mussten hunderte von ihrem hier rumlaufen, doch dieser Wald war so groß, dass ich schon nach kurzer Zeit das Gefühl hatte, mit Cheyenne alleine durch diese Wälder zu streifen. Und es war ein tolles Gefühl. Den Lauf in der Natur hatte ich schon immer geliebt, und mir ihr an der Seite machte es gleich noch mehr Spaß. Das einzige was diesen Moment trübte, war die Tatsache, dass ich hatte Flair nicht mitnehmen können. Aber das war nun mal aus vielen Gründen nicht möglich gewesen, und einmal ohne sie unterwegs zu sein, würde ich schon überleben.
Cheyenne hielt sich nun ein Stück weit nach Osten, und blieb dann langsam stehen.
„Hier“,
sagte sie und grinste.
„Das ist eine gute Stelle.“
Vor uns hatte sich noch ein bisschen Schnee auf dem Boden gehalten.
„Gute Stelle?“
„Du wirst schon sehen. Bleib hier.“
Cheyenne lief mitten durch den Schnee, und hinterließ eine deutliche Spur. Dabei streifte sie noch wie zufällig den Baum, und sobald sie auf der anderen Seit war, legte sie den Rückwärtsgang ein. Als hätte sie das schon tausend Mal gemacht, trat sie genau in ihre Pfotenabdrücke, und als sie dann wieder neben mir stand, hatte es den Anschein, als wäre wie weiter geradeaus gelaufen.
„So, und jetzt du.“
„Ich?!“
„Natürlich.“
Das war wohl keine so gute Idee.
„Ich sollte dich vielleicht darüber aufklären, dass ich in dieser Form noch schlechter sehe, als sonst. Ich
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