Vergangene Narben
wurde, und sich ein schwerer Körper auf mich warf, um mir die Zähne an die Kehle zu setzten. Panik machte sich in mir breit, als ich auch durch wildes Rumzappel nicht frei kam. Mein Denken hatte völlig ausgesetzt. Ich erkannte über mir nur den Schemen eines Wolfes, und der hatte seine Zähne an meiner Kehle.
„Nein!“,
schrie ich.
„Nein!“
Die Worte meines Vaters rasten plötzlich wieder durch meinen Kopf.
Es gibt hier einfach zu viel Schlechtes.
Hatten sie herausgefunden, dass ich ein Dimidius war?
„Nein, bitte, nein“,
winselte ich.
„Bitte, nein.“
Die Zähne ließen von meiner Kehle ab, und ich rutschte so schnell es ging von diesem Wolf weg, hörte dass er etwas zu mir sagte, aber ich verstand die Worte nicht. Die Panik hatte mich voll in ihren Klauen. Und als der Wolf dann auch noch vorsichtig einen Schritt auf mich zu machte, kauerte ich mich zu einem ängstlichen Bündel zusammen.
„Bitte nicht“,
flüsterte ich, und nah langsam wie aus weiter Ferne die Worte wahr.
„… nur ich, Cio? Hörst du? Ich bins, Cio.“
Cio?
„Was hast du mit ihr gemacht?!“,
schimpfte da eine weibliche Stimme, und zwei weitere Schemen tauchen neben dem Wolf auf.
„Ich habe gar nichts gemacht“,
verteidigte er sich sofort, ließ sich auf den Bauch sinken, und kroch so langsam auf mich zu.
„Hey, beruhig dich mal, ich tu dir nicht, weißt du noch? Ich hab keinen Grund dir etwas zu tun.“
Ja, das war Cio. Er hatte keinen Grund mir etwas zu tun, auch wenn ich ein Dimidius war.
„Cio“,
flüsterte ich.
„Genau, ich bin es.“
Er stupste mir mit der Nase gegen die Schnauze.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht so erschrecken. Ich habe extra Geräusche gemacht, damit du mich hörst.“
Das hatte es eigentlich nur noch unheimlicher gemacht. Als die Panik ein wenig nachließ, begann mein ganzer Körper zu zittern. Plötzlich froh ich tief bis ins Mark.
„Hey“,
sagte Cio.
„Was machst du denn?“
„Bist du blind?“,
fragte da wieder die weibliche Stimme, die ich nun als die von Clover identifizieren konnte.
„Sie verwandelt sich.“
„Das sehe ich auch“,
fuhr er sie an.
„Ich wollte wissen, warum sie sich verwandelt.“
„Na wie wäre es dann, wenn du sie genau das fragen würdest?“
Was? Ich verwandelte mich?
„Nein, nein, nein, nein, nein, nein.“
Das durfte doch alles nicht wahr sein.
„Scheiße!“
Der Wolf zog sich zurück, um dem Gefühlschaos in mir zu entkommen. Das genaue Gegenteil von dem was passierte, wenn ich mich zu selten verwandelte, und ich konnte nichts dagegen tun. Manchmal glaubte ich, dass das die Strafe dafür war, dass mir die Verwandlung auch als Dimidius so einfach fiel. Es ging bei mir zu leicht, in beide Richtungen, auch gegen meinen Willen. Ich spürte schon wie mein Körper sich verformte, spürte wie das Fell zurück unter meine haut kroch. „Gott, verdammt, das darf doch nicht wahr sein!“, fluchte ich ziemlich guttural. Mist, ich konnte schon wieder sprechen. Aber das schlimmste, ich würde nackt sein! Hastig zog ich alle Gliedmaßen an meinen Körper, und verscheckte mein Gesicht. Ich würde gleich nackt in einem Wald sitzen, wo es von hunderten von Werwölfen wimmelte. Das durfte doch alles einfach nicht wahr sein! Konnte es noch schlimmer kommen?
„Ähm .. glaubst du wirklich, dass das jetzt der richtige Moment für eine Verwandlung ist?“
Ja, es konnte noch schlimmer kommen. Cio würde mich jeden Moment nackt sehen. „Geh weg!“, fauchte ich ihn an.
„Aber warum soll …“
„Man Cio, bist du wirklich so schwer von Begriff?“,
fuhr Clover ihn da an.
„Sie will nicht das du sie nackt siehst, also verschwinde, bis sie sich wieder zurück verwandelt.“
Sie versetzte ihm einen Schubs.
Der dritte Schemen, Claire, nährte sich mir, und stupste gegen meine Schulter. Verdammt, ich hatte schon wieder eine Schulter, eine menschliche Schulter!
„Hey, alles okay bei dir?“
Warum musste sie diese Frage stellen? Sah ich okay aus?
„Ich glaube sie hat Probleme“,
erkannte Clover ganz richtig.
„Wie damals bei Nele, erinnerst du dich? Die hat sich immer verwandelt, wenn sie einen Gefühlsausbruch bekam.“
„Da war Nele fünf gewesen“,
erinnerte Clair sie, aber Cio schienen diese Worte etwas klar zu machen. Er wusste was ich war, und schien daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, auch ohne dass ich etwas sagen musste.
„Ich bin gleich wieder da“,
sagte er, und verschwand im nächtlichen Wald.
Clover schnaubte.
„Ja, erst scheiße bauen, und
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