Vergangene Narben
sich dann aus dem Staub machen.“
Clair setzte sich neben mich.
„Keine Sorge, er ist jetzt weg, du brauchst also keine Angst mehr haben, dass er dich sieht.“
„Dann bleibt also nur noch das Problem, dass ich nackt mitten im Wald sitze, und ich mich nicht verwandeln kann.“ Von der Kälte wollte ich erst gar nicht anfangen. Verdammt, warum musste mein Körper nur ständig so verrückt spielen?
Clover lachte.
„So sieht es aus.“
„Sei ruhig, Clover“,
ermahnte Claire ihren Zwilling, und stupste mich wieder an.
„Versuch einfach ruhig zu werden, dann kannst du dich sicher wieder verwandeln.“
So wild wie mein Herz noch schlug, konnte das noch ein Weilchen dauern. Und die Situation sorgte auch nicht gerade dafür, dass ich im nächsten Moment in den Wohlfühlmodus wechseln könnte. Die Kälte trug dann auch noch ihren Teil dazu bei. Ich schaffte es einfach nicht mich so weit runterzuregeln, um mich zu verwandeln. Der Wolf hatte sich verkrochen, und wollte sich auch durch gutes Zureden nicht wieder herauslocken lassen. Und als dann aus der Ferne auch noch die Geräusche von nährkommenden Pfoten zu hören waren, war es mit der bisher erreichten Ruhe gleich wieder aus.
„Ich mach das schon“,
sagte Clover äußerst hilfsbereit, und lief den Störenfrieden entgegen, nur um mit einem überraschten „
Mama“
gleich wieder stehen zu bleiben.
Oh Gott, jetzt war auch noch Cheyenne hier. Ging es eigentlich noch peinlicher? Ich wollte im Erdboden versinken.
Sie trappte auf mich zu, und rieb ihre Schnauze kurz an meinem Gesicht.
„Ganz ruhig.“
„Das ist Cios Schuld“,
erwähnte Clover sehr hilfreich.
„Er hat sie so erschreckt, dass ihr Wolf verschwunden ist.“
„Ich weiß, Cio hat mich geholt, und es mir gesagt.“
Ich spürte ein seltsames ziehen in der Brust, und dann Wärme um mich herum, bevor mich eine weibliche Hand an der Schulter berührte. Vorsichtig blickte ich auf, direkt in Cheyennes Gesicht. Auch sie hatte sich verwandelt, und hockte nun nackt vor mir, nur schien es ihr weitaus weniger auszumachen.
Ein Stück hinter ihr standen Sydney und Cio.
„Ich möchte das ihr jetzt geht, alle.“
„Aber …“,
wollte Clover sofort protestieren, verstummte aber, als sie den Blick ihrer Mutter sah.
„Na schön, dann gehen wir halt. Komm Claire.“
„Du auch, Cio“, bestimmte Cheyenne, und ließ keine Wiederworte zu.
Er warf mir noch einen entschuldigenden Blick zu, bevor er mit den Zwillingen im Wald verschwand.
„Und nun zu dir. Gib mir deine Hand.“
Ich zögerte, traute mich nicht ganz, sie von meinen Beinen zu lösen. Da war immer noch Sydney der mich sehen konnte, doch er hatte uns netterweise den Rücken zugewandt, und starte stur in den dunklen Wald.
Sie hielt mir ihre offene Handfläche hin. „Gib mir deine Hand, Zaira, ich kann dir helfen.“
„Helfen?“ Ich lachte spöttisch. „Wie willst du mir denn dabei helfen?“
„Das kann ich dir zeigen, wenn du mir deine Hand gibst. Also los, komm.“
Na schön schaden konnte es ja nicht, und peinlicher ging es auch kaum noch. Also reichte ich ihr die Hand, die sie bei sich in der Halsmulde legte. Direkt auf das verschnörkelte Tattoo um ihren Hals, das dort in einem Vollmond endete.
Die Berührung war wie ein Schock. Eine Art beruhigende Macht schien in mich zu fließen, und mein Herz zu trösten. Es wurde sofort langsamer. Auch die Kälte schien zu schwinden, und mich in eine angenehme Wärme zu stoßen. Ich spürte gar nicht wie es passierte, verstand nicht wie sie das gemacht hatte, aber plötzlich war ich wieder ein Wolf.
„So ist es gut.“ Cheyenne ließ meine Pfote sinken, und gab sich auch dem Lied des Mondes hin, der sie wieder in ihre tierische Gestalt brachte.
„Alles in Ordnung bei dir?“
„Ja, ich hab mich nur erschrocken“,
gab ich etwas beschämt von mir.
„Okay.“
Sie schwieg kurz.
„Zaira, ich weiß du wolltest unbedingt an der Jagd teilnehmen, aber …“
„Schon verstanden. Es ist Zeit für mich zu gehen.“
Hier hatte ich nichts zu suchen. Ich war eben doch kein richtiger Werwolf.
„Ich werde Diego sagen, er soll dich zurück zu deinem Vater bringen.“
Sie stupste mich an.
„Und sei nicht traurig. Vielleicht schaffen wir es ja noch mal vor deiner Abreise zusammen laufen zu gehen. Ohne die ganzen anderen Wölfe.“
„Klar“,
sagte ich leichthin. Doch innerlich war ich auf mich selber sauer. Dieser Abend war für mich gelaufen, und daran war ich ganz alleine schuld.
°°°
Die Gräfin
Gegen
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