Vergangene Narben
wahnsinnig geworden. Ich kann ein bisschen Karate, Origami, Schlittschuhlaufen, Rollerskates, Bowling …“
„Vergiss das Tennis nicht“, warf Alina da ein. „Und die drei Wochen, in denen du dich als Maler versucht hast.“
Ich grinste sie an. „Ich hab geschauspielert und sogar eine kleine Rolle in einem Theaterstück gehabt, hab zwei Tage Fußball gespielt, und, naja, noch ein paar andere Dinge.“ Ich zuckte mit den Schultern.
Alina schnaubte. „Nur noch ein paar? Das war doch gerade mal ein Bruchteil von dem was du gemacht hast.“
Cheyenne sah mich zweifelnd an. „Und du kannst jetzt tanzen? Also richtig tanzen?“
„Walzer, Wiener Walzer, Disco Fox, Foxtrott.“ Ich zuckte mir den Schultern. „Standard und Gesellschaftstänze eben. Und das kann ich eigentlich auch ziemlich gut, weil das etwas war, dass ich mal länger als ein paar Wochen gemacht habe.“
Cheyenne sah nicht überzeugt aus, aber jetzt konnte sie es sowieso nicht mehr ändern, dafür reichte die Zeit bei weitem nicht mehr aus.
Aber ich hatte auch nicht übertrieben. Ich konnte wirklich tanzen, auch wenn ich es schon lange nicht mehr getan hatte. Das war wie Fahrradfahren, sowas verlernte man nicht. Hoffte ich jetzt einfach mal.
„Gut, wo wir das jetzt geklärt haben, setzt dich jetzt hier hin, damit ich anfangen kann“, forderte Veronique mich auf. „Ich mache aus dir jetzt eine echte Prinzessin.“
Und das war es dann auch, was in den nächsten Stunden geschah. Ich bekam wirklich Extensions. Schwarz, und bis runter zum Hintern mit Highlights darin. Dann noch ´ne Maniküre, gezupfte Augenbrauen, Parfüm, ein dezentes Make-up, dass mein Veilchen verschwinden ließ, nur bei dem Glitzer, dass sie mir noch ins Gesicht schmieren wollte, streikte ich. Hallo? Ich war doch keine Discokugel!
Zur Mittagszeit ließ Cheyenne uns etwas aus der Küche bringen, verschwand dann aber selber für einige Zeit. Tja, so ein Maskenball oganiesierte sich halt nicht von alleine.
Die ganze Zeit über redete Fred mit mir über Regel der Etikette, zeigte mir wie ich zu sitzen, mich zu bewegen, zu essen, zu lächeln, zu lachen, und eine Fächer zu benutzen hatte – ohne dabei jemanden einen Finger zu brechen.
„Fast“, verteidigte Cheyenne nach ihrer Rückkehr. „Ich habe ihn ihm nur fast gebrochen!“
Alina dagegen war begeistert von allem, und machte fleißig mit. Sie hatte richtig Spaß daran, sich von Fred in alles Einweisen zu lassen, und freute sich wie ein Honigkuchenpferd, als Veronique ihr nach meiner Fertigstellung anbot, sie auch ein wenig zu stylen.
In der Zwischenzeit war es schon Nachmittag. Cheyenne saß auf der Couch, und aß das, was vom Mittagessen übrig geblieben war, während Fred davon schwärmte, wie entzückend Alina war, und dass sie nach Veroniques Behandlung einfach phantastisch aussehen würde.
Mir dagegen wurde endlich mein Kleid enthüllt. Mit einem „Le voile se lève!“ zog Madam Laval die Abdeckung mit einem Ruck fort. „War sagst du, Engelchen?“
Alina zischte durch die Zähne. „Wow.“
Ich sagte gar nichts. Das war mir einfach nicht möglich. Was sie mir da zeigte, ich konnte es einfach nicht glauben. Ich stand einfach nur da, und starrte es mit offenem Mund an. Jetzt wusste ich endlich was pêche bedeutete. Pfirsich. Das Kleid war pfirsichfarbend, und einfach nur ein Traum.
Es besaß nur einen Ärmel, einen sogenannten Magierärmel – extra lang – aus einem durchscheinenden Stoff. Der Halsausschnitt war von rechts Oben bis unter den linken Arm geschnitten, und das Dekolleté würde auch dort nur von einem durchscheinenden Stoff verborgen werden. Bis zur Taille war es sehr eng geschnitten, wie ein Korsett, nur um von dort aus fließend zu Boden zu fallen, und in einer kurzen Schleppe zu enden. Das Überkleid war vorne am Schritt gerafft, und klaffte zu den Seiten hin auf, um den seidenen Soff darunter zu enthüllen. Das musste der Traum eines jeden Mädchens sein. So ein schönes Kleid hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
Vorsichtig, fast zögern, ging ich darauf zu, und berührte den zarten Stoff. Es war so schön. „Das ist wirklich für mich?“
„Bien sûr, für wen denn sonst?“
„Es ist so wunderschön. Sowas schönes habe ich noch nie besessen.“
Cheyenne lächelte. „Alles Gute zum Geburtstag, Zaira.“
Ich lächelte sie kurz an, und ließ meine Finger dann vorsichtig über das Kleid wandern. Hoffentlich machte ich es nicht schmutzig. Es war fast zu schade, um es zu tragen, so schön
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