Vergangene Narben
die Stirn. „Ein Gendefekt, der nicht von den Heilkräften eines Vampirs kuriert werden kann?“
Ich zuckte die Schultern. Was hätte ich auch sonst tun sollen?
„Auf jeden Fall wird sie die Betawölfe täuschen können“, kommentierte Eddy. „Solange niemand die Gäste über ihre wahre Natur aufklärt, wird es niemand bemerken.“
„Sollte jemand das machen, sollte er schnell laufen, und darauf hoffen, dass ich ihn nicht finde“, knurrte Cheyenne düster.
„Dazu wird es nicht kommen“, sagte Yasmin. „Und solange sie ihre Fänge verborgen hält, wird kein Werwolf merken, dass sich unter ihnen ein Vampir befindet.“
„Hab ich doch gesagt“, erklärte Cheyenne fast stolz, und sah mich dann zum ersten Mal heute richtig an. Natürlich fiel ihr sofort auf, dass ich heute eine andere Brille auf meiner Nase zu sitzen hatte. Ach ja, und auch dass ich ein blaues Auge hatte. „Ist das ein Veilchen?!“, fragte sie entsetzt.
„Ähm … ja“, druckste ich herum. Langsam wurde diese Fragerei echt unangenehm. Besonders, wenn Iesha daneben stand, und jedes Wort mithören konnte. „Ich bin gestolpert, und ungünstig gefallen. Meine andere Brille hat sich dabei irgendwie nicht mit meinem Gesicht vertragen.“ Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern, und bekam fast Muskelkater bei dem verkrampften Versuch nicht zu Iesha zu spähen. Hoffentlich verriet mein überlauter Herzschlag mich nicht.
„Du musst aber sehr ungünstig gefallen sein“, sagte diese Yasmin mit weicher Stimme. Sie musste mich für ziemlich tollpatschig halten.
In Cheyennes Blick blieben Zweifel, aber sie sprach sie nicht aus, und kehrte zum eigentlichen Thema zurück. „Ja, also, als richtige Werwolfprinzessin brauchst du natürlich auch einen Umbra, der deinen Leib im Notfall schützt. Da ich aber alle verfügbaren Leute mit Sadrija mitgeschickt habe, und die Wächter heute Abend alle wegen dem Maskenball Dienst haben werden, hab ich mich entschieden …“
„Ich mach das“, warf Cio da von der Seite an, und sowohl Iesha als auch ich starrten ihn äußerst entsetzt an – wenn auch aus verschiedenen Gründen.
Ayden verdrehte die Augen. „Cio, du bist mein Umbra.“
„Ach ja.“ Er kratzte sich übertrieben nachdenklich am Kopf, als müsste er dieses Problem gründlich von einer Seite auf die andere wälzen. „Kann ich tauschen?“
Von Iesha traf ihn ein Schlag auf dem Hinterkopf.
„Au-a!“, beschwerte er sich bei seiner Freundin, und rieb sich die schmerzende Stelle.
„Danke Iesha“, kam es da von Cheyenne. „Ich hätte es nicht besser machen können.“
Hinter mir lachte Alina, und nahm dann den großen, goldenen Thron mit den Edelsteinen hinter uns genauer unter der Lupe. Sie würde doch nicht etwas … doch sie würde. Nach einem kurzen Blick zu Cheyenne und den andren, grinste sie mich frech an, und nahm auf dem Thron der Königin Platz, um dann in die Runde zu strahlen.
Ayden seufzte genervt, und versuchte sie wieder runterziehen, doch Alina wollte nicht, und klammerte sich mit ihrer einen Hand fest.
Die Wächterfutzzis sahen es. Manchen guckten entsetzt, andere schmunzelten, nur Cheyenne, die bekam davon nichts mit, weil sich das Drama in ihrem Rücken abspielte. Und ich tat so, als wüsste ich nicht, wer dieses überdrehte Mädchen war.
„Was ich eben hatte sagen wollen“, begann Cheyenne von Neuem, „jede Prinzessin – auch eine für nur einen Tag – braucht einen Umbra, aber da ich zurzeit dafür keine Leute freistellen kann, habe ich mich entschlossen, dir einen Jungwächter an die Seite zu stellen. Erst hatte ich ja überleget Iesha zu nehmen, weil ihr beide euch schon kennt …“
Was? Iesha war eine von diesen Türstehersoldaten? Oh bitte nein. Wenn sie mich vor imaginären Feinden schützen sollte, wer schützte mich dann vor ihr?
„… aber Iesha möchte heute mit ihrem Alejandro auf der Mauer Streife laufen, deswegen wird Ren-Shi heute Abend auf dem Maskenball dein Umbra sein.“ Sie deutete auf einen leeren Platz neben Alejandro, und runzelte die Stirn. „Wo ist er denn jetzt hin?“
Auch die anderen sahen wild umher.
Ich riskierte in der Zeit einen Blick über meine Schulter zum Thron, in der Annahme, dass Alina sich immer noch dagegen sträubte ihren Platz zu verlassen, und sah stattdessen einen Jungen mit olivfarbener Haut, vor mir stehen, der mich aus warmen, braunen Augen anlächelte.
„Ah, da ist er ja“, sagte Cheyenne. „Zaira, das ist Ren-Shi, dein Umbra für heute Abend.“
„Hey, freut mich dich
Weitere Kostenlose Bücher