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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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und doch mein Gesicht vor aller Augen verbergen würde.
Eine Träne lief mir über die Wange. Ich war so gerührt, dass ich gar nichts dagegen tun konnte.
„Ah!“, machte Madam Laval. „Non chialer, dein Make-up!“ Hastig zupfte sie ein Kinex aus der Box auf dem Tisch, und tupfte in meinem Gesicht herum. „Nicht fondre en larmes, das ist doch dein Geburtstag.“
Es half nichts, da kamen trotzdem noch ein paar Tränen, und Veronique musste mein Make-up wieder ein wenig auffrischen. Aber nicht bevor ich Cheyenne ausgiebig gedrückt hatte.
Dann kam Madam Laval aber wieder mit ihrem „ne pas avoir le temps“, weswegen wir uns dann alle ranhalten mussten.
Alina schnappte sich Flair, und zischte mir ihr rüber ins HQ, um sich selber fertig zu machen. Auch Cheyenne verabschiedet sich. Die Gäste würden jeden Moment eintreffen, und vorher musste sie noch kontrollieren, ob alles vorbereitete war, und sich selber für den Ball zurecht machen.
Dass es wirklich schon so spät sein sollte, konnte ich gar nicht richtig glauben, doch Madam Laval machte mir sehr deutlich, dass wir es jetzt eilig hatten.
Fred wurde weggeschickt, weil jetzt Frauenkram kam, wie Veronique es bezeichnete. Ich wurde in niegel-nagel-neue Unterwäsche gesteckt, da ich zu diesem Kleid einen trägerlosen BH brauchte, und da ja alles passen musste, bekam ich den Slip gleich mit dazu. Die Schuhe die ich anschließend anziehen musste, hatten zu meinem Leidwesen einen ziemlich hohen Absatz, doch keiner der beiden Frauen wollte mich sich reden lassen, als ich um Ballerinas bat. Und mein Argument, dass ich heute Geburtstag hatte, zog auch nicht.
Anschließend wurde ich in das Kleid gesteckt, bekam den Hals und Armschmuck umgelegt, Kontaktlinsen verpasst – ich hasste die Dinger, die juckten immer so –, und zu guter Letzt noch die bezaubernde Maske aufgesetzt. Dann zupfte und frisierte Veronique noch ein wenig an meinen Haaren herum, und dann fand ich mich plötzlich vor dem Spiegel in der Ecke wieder.
Dieser Anblick, ich erkannte mich nicht wieder. Nicht nur das ich jünger aussah, ich war auch so schön, wie ich es nie für möglich gehalten hatte.
Ich war eine Prinzessin.
 
    °°°

Anders als gedacht
    Okay, dieses Kleid war wunderschön, einfach der Hammer, aber es war definitiv nicht für einen Aufenthalt im Freien nach Sonnenuntergang gedacht, wie ich gerade am eigenen Leib erfahren musste. Mir war schweinekalt, und so konnte ich nur hoffen, dass die da dein langsam mal zu Potte kamen, bevor mir hier noch etwas wichtiges abfror.
In Ordnung, der Reihe nach. Nachdem Madam Laval und Veronique mich für fertig befunden hatten, wurde ich durch die Seitentür neben dem Spiegel in den Garten gebracht, wo bereits Ren-Shi und Sydney auf mich warteten. Nun stand ich draußen vor der gläsernen Front, um auf meinen großen Auftritt zu warten. Draußen in der Kälte.
Vor mir präsentierte sich der Ballsaal mit hunderten von maskierten Werwölfen in Menschengestallt in seiner ganzen Pracht, aber keiner von ihnen wusste, dass ich hier stand und wartete. Sie sahen mich nicht, das verhinderte die Spieglung von Licht und Schatten in der Scheibe. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass sie alle in gespannter Erwartung der Königin entgegen sahen, die mit Ayden an ihrer Seite gerade hoheitsvoll durch den geschmückten Ballsaal genau auf die Ebene vor der Glasfront zuschritt. Dabei präsentierte sie sich in einem Traum aus blau und weiß. Das Kleid war wirklich wunderschön, und harmonierte mit der federverzieren Maske, als seien sie aus einem Stück geschaffen.
Ayden dagegen trug einen einfachen, schwarzen Anzug, mit einer schwarzen Halbmaske, die ihm etwas von einem dunklen Prinzen verlieh. Besonders mit diesen Wolfsaugen umgab ihn damit etwas Düsteres.
Gemeinsam durchschritten sie erhobenen Haupts den ganzen Saal, hinauf auf die Ebene, vor die Glasfront, und das Raunen, das beim Anblick der beiden durch den Saal ging, konnte ich sogar hier draußen vernehmen.
„Viel Glück“, wünschte mir Ren-Shi, und trat so weit in die Schatten vom Fenster weg, dass selbst ich Schwierigkeiten hatte ihn zu sehen. Auch Sydney verschwand leise in die Dunkelheit. Nun war ich allein.
Langsam wurde ich doch ein wenig nervös. Was würden die Leute von mir halten? Was würden sie denken? Ich sah noch wie Cheyenne vor der Glasscheibe hielt, und mir zuversichtlich zuzwinkerte, bevor sie sich den Gästen des Tanzballs zuwandte, und sie erhaben überblickte. Alle ihre

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