Vergangene Narben
man das Gefühl, wenn man mit ihm sprach, er sei nie in den Stimmenbruch gekommen.
Und dann war da noch Lady Sophia of Kendal. Sie hatte fünf Kinder, aber es war zweifelhaft, dass sie alle vom selben Mann stammten. Ein echter Skandal. Und Fürst Randow zu Styrk. Mann hatte ihn vor drei Jahren im besoffenen Zustand einen Baum anpinkeln sehen. Leider soll er hinterher wohl vergessen haben, alles wieder ordnungsgemäß zu verstauen. Erst als er schwankend neben seiner Gefährtin aufgetaucht war – mitten in der Eingangshalle – konnte bei diesem Problem Abhilfe geleistet werden. Schande und Anstoß an die Etikette der Betawölfe. Einfach nur skandalös. Die beiden hatten sich über einem Jahr bei keinem Fest mehr sehen lassen.
Cheyenne ließ ihren Blick weiter wandern, während ich grinsend Ravioli in meinem Mund verschwinden ließ, und blieb an einer betuchten Frau hängen, die so viele olivgrüne Federn auf dem Kopf hatte, dass man darunter kaum noch die Maske erkannte. „Baroness Arabella Bea“, erklärte sie uns. „Dumm wie Stroh, hat aber zu allem und jedem eine Meinung, die sie mitteilt, ob man sie nun hören möchte oder nicht. Sie ist äußerst penetrant, und riecht aus dem Mund immer nach Zitronenbonbons. Außerdem ist sie … oh nein.“
Alle am Tisch wandten sich in die Richtung der Baroness, die Cheyennes Interesse an ihr offensichtlich bemerkt hatte, und sich nun mit einem riesigen Ungetüm von Rüschenmonster – Kleid konnte man diese giftgrüne Hässlichkeit nun wirklich nicht nennen – von ihrem Platz erhob, und auf den Weg zu uns machte.
„Mist“, machte Cheyenne, und sah dann schon fast panisch zu dem freien Stuhl zwischen Ayden und Onkel Tristan. „Ayden, lass den Stuhl verschwinden.“
Ayden, der gerade seine gabel an den Mund heben wollte, ließ sie wieder sinken. „Und wie soll ich das bitte machen? Soll ich ihn durchs Fenster werfen, oder was?“
„Wenn das verhindert, dass sie sich zu uns setzt!“
Sydney lachte leise in unseren Köpfen.
„Dafür dürfte es jetzt wohl ein wenig zu spät sein.“
Gerade als die Baroness schwer schnaufend die Ebene erklomm, legte Onkel Tristan sein Besteck auf den Tisch, und erhob sich. „Wenn ihr und entschuldigt.“ Er nahm Tante Lucy bei der Hand, und zog sie auf die Beine. „Ich würde gerne mit meiner Gefährtin tanzen.“
Cheyenne kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Feigling.“
„Nicht feige, einfach nur intelligent genug, sich aus dem Staub zu machen, bevor es zu spät ist.“ Er grinste meine Erzeugerin an, und verließ dann mit Tante Lucy eilig die Ebene. Dabei nickte er der Baroness noch Freundich im vorbeigehen zu.
„Königin Cheyenne.“ Baroness Bea deutete einen leichten Knicks an. „Ihr gestattet doch dass ich mich zu Euch setzte?“ Eine Antwort wartete sie gar nicht erst ab, schon saß sie auf Onkel Tristans Platz. „Ich muss Euch ein großes Lob für diesen Ball aussprechen. Das Essen war exquisit, und das Ambiente ist wie immer sehr geschmackvoll. Ich möchte mich bei Euch für die Einladung bedanken.“
Alina musterte die Frau von der Seite, unterbrach sich dabei aber nicht beim essen. Ich hoffte nur, sie behielt den Mund lange voll, damit sie nichts sagen konnte.
Cheyenne lächelte gezwungen. „Aber dafür hättet Ihr doch nicht extra herkommen müssen, ein Brief mit der Post hätte es auch getan.“
Ich verschluckte mich beinahe an meinen Ravioli, doch die Baroness schien die Anspielung in diesem Satz nicht zu bemerken. Sie lachte einfach, und lobte Cheyenne für den Witz den sie in jedes Gespräch einfließen ließ.
„Und diese wundervolle Überraschung mit Prinzessin Zaira ist Euch wohl gelungen.“ Sie musterte mich unverhohlen von oben bis unten. „Wo nur hattet ihr sie die ganze Zeit versteckt? Sie ist ein Augenschmaus.“
Meine Wangen wurden so heiß, dass es sicher jeder sehen konnte.
„Schade nur, dass sie keine echte Prinzessin ist. Es würde dem Königshaus sicher gut tun ein weiteres schlagendes Herz zu haben, das die Alphas des Rudels stärken kann.“ Sie drehte sich zu Ayden herum. „Und wo wir schon einmal dabei sind, würde ich Euch …“
„Oh mein Gott, ist das Elvis Presley?!“, rief Alina plötzlich begeistert, und zeigte auf eine Frau mit blonden Haaren, und gelben Kleid, die nicht mal mit sehr viel Phantasie der King of Rock sein könnte. „Oh nein, doch nicht. Hab mich wohl geirrt.“ Sie lächelte die Baroness an. „Ich bin übrigens Alina, sowas wie die Co-Prinzessin
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