Vergangene Narben
wie großartig sie doch sind. Getanzt wird kaum noch.“
„Los, Zaira“, forderte nun auch Alina mich noch auf. „Komm schon, das wird bestimmt lustig!“
Wie konnte ich da noch nein sagen? Besonders bei einer Party mit Cio. Aber was war mit Iesha? Ich wollte sicher nicht … ah Cio! „Mist, ich hab was vergessen. Ich muss noch mal zurück.“ Mein Geschenk lag noch unter dem Tisch. „Geht ihr schon mal vor, ich komme dann gleich.“
„Aber in mein Zimmer, nicht in Cios“, rief Ayden mir noch hinterher, als ich schon auf dem Weg zurück in den Thronsaal war. Ich hob die Hand zum Zeichen dass ich verstanden hatte, und eilte zurück an unseren Tisch. Ayden hatte recht gehabt, auf der Tanzfläche war es wirklich ruhiger geworden, und ein paar Tische waren auch schon leer. Hm, da hatten sich wohl ein paar Leute aus dem Staub gemacht, ohne sich bei der Prinzessin zu verabschieden. Unverschämtheit.
Ich eilte zu unserem Tisch, und bückte mich nach dem Päckchen. Cerberus war nicht mehr da, dafür aber dieser leckere Kuchen, der mir zuzuzwinkern schien. Hm, wäre doch eine Schande, den hier vergammeln zu lassen, wo der Koch sich solche Mühe gegeben hatte. Außerdem schmeckte er wirklich gut, und die anderen konnten sicher noch einen Moment länger warten.
Kurzentschlossen setzte ich mich mit der Schachtel im Schoß wieder auf meinen Platz, und genoss mein gutes Recht. Ich konnte mich nur wiederholen, dieser Kuchen war einfach der Wahnsinn.
Ungefähr die Hälfte hatte ich aufgegessen, als Sydney neben mir auftauchte, und mich mit einem leichten Schmunzeln bedachte.
„Gefällt dir dein Ball?“
Beim grinsen hoffte ich, dass mir keine Kuchenreste zwischen den Zähnen hingen. Das wäre voll eklig. „Er ist einer Prinzessin würdig“, schäkerte ich.
„Das freut mich zu hören. Und Cheyenne wird es sicher auch freuen.“
Mit dem Kopf schob er den Stuhl ein wenig zurecht, und hüpfte dann darauf. Es sah irgendwie lächerlich aus, wie er da als Wolf auf dem Stuhl mit den Zahnstocherbeinchen quetschte.
Die nächste Frage kam über meine Lippen, ohne dass ich näher darüber nachdachte. „Warum verwandelst du dich nicht in einen Menschen, und wirfst dich auch in so einen schicken Smoking?“
Etwas in seinem Gesicht veränderte sich. Nur ein kleines bisschen, aber ich bemerkte es.
„Mir fehlt die Ästhetik, die der Adel zu wünschen pflegt.“
Oh Mist, Fettnäpfchen. „Deine Narben“, sagte ich leise.
Er nickte leicht.
„Ich bin nicht nur der Mann, den sie als die Konkubine der Königin ansehen, mein Äußeres schreckt sie ab. Daher bevorzuge ich es, möglichst Wenige mit meiner menschlichen Gestalt zu belästigen.“
Wie zum Beispiel einem einsamen Spaziergang im Garten, oder Händchenhaltend allein mit Cheyenne. Das war traurig, trotzdem konnte ich das Zucken meines Mundwinkels nicht verstecken. „Konkubine?“
„Geliebter. Der Wolf der ihren Gefährten ersetzt.“
Er seufzte.
„Jeder in Rudel weiß das ich an Cheyennes Seite gehöre, und auch immer dort verweilen werde, aber da jeder Wolf in seinem Leben nur einen Gefährten wählt, und alle glauben, dass dies König Nikolaj gewesen war, werde ich für das Rudel nie mehr als die Konkubine der Königin sein.“
„Aber das ist doch Blödsinn“, empörte ich mich, und legte meine Kuchengabel auf den fast leeren Teller. „Du bist Cheyennes Gefährte, und du warst es auch immer.“
„Ja. Und wir wissen das, doch die anderen Wölfe würden es nicht verstehen, nicht ohne ihnen die ganze Wahrheit zu erzählen. Und das können wir nicht.“
Weil das das Todesurteil für das Rudel wäre. „Aber wenn die Leute so reden, warum gehst du dann überhaupt zu solchen Anlässen? Versteh mich nicht falsch, das ist toll, ich meine nur, naja, ich würde mich vor solchen Blicken und Getuschel vermutlich verstecken.“
„Manchmal ist es auch nicht einfach, aber Cheyenne braucht mich. Sie ist nicht so stark, wie es den Anschein erweckt. Sie ist … ihr Nervenkostüm ist sehr dünn.“
Hä? Was sollte das den jetzt heißen? „Aha“, machte ich nur, weil ich nicht wusste, was ich sonst darauf antworten sollte. „Dann ist es wahrscheinlich … äh, wichtig dass du bei ihr bist.“
Er sah mir genau an, dass ich es nicht verstanden hatte, beließ es aber dabei.
„Nun gut, Ayden und die anderen warten auf mich. Ich wollte nur mein Geschenk holen.“ Ich erhob mich von meinem Stuhl. „Dann bis später oder so.“
„Zaira?“
„Ja?“
„Wie geht es Ayden? Nachdem was er
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