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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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um das alles vergessen zu können. Vielleicht war morgen ja wieder alles in Ordnung, vielleicht hatte ich mich ja bis dahin entliebt.
Und vielleicht würden Schweine dann auch fliegen können.
 
    °°°
     
    Es war schon Vormittag, als ich an der Seite meines Vaters das HQ verließ, und hinaus in den sonnenbeschienen Vorgarten trat. Was für ein Hohn. In mir drinnen sah es alles andere als sonnig und strahlend aus. Ein leichter Nieselregen würde eher zu meiner Stimmung passen.
Mein Vater tätschelte mir mitfühlend den Rücken. Er glaubte, dass meine Stimmung allein an dem Abschied von Cheyenne lag. Aber das war es nicht nur. Es war alles zusammen. Der Hof, die Leute die hier lebten, und Cio. Das alles würde mir fehlen.
„Na komm.“ Papa drückte mich kurz an sich, und schulterte dann meine Reisetasche neu, während ich zu Mama und Alina rübersah, die dabei zusahen, wie die Blumenbeete abgedeckt wurden. „Du wirst sehen, es wird alles wieder in Ordnung kommen.“ Seine Stimme war weich, tröstend, doch sein Blick war seltsam wachsam. Immerzu glitt er über die Leute hier draußen, als vermutete er eine Gefahr. Glitt über Cheyenne, Sydney, und Ayden, die bereits an unserem Wagen auf uns warteten. Über Mama und Alina, und über Flair, die ihre morgendliche Bewässerungsrunde mit viel Enthusiasmus in Angriff nahm. Und auch über all die Fremden, die sich aus den verschiedensten Gründen hier aufhielten. Wie Diego, der wachsam im Hintergrund lauerte, oder auch Alinas Eltern, die gerade dabei waren die Sachen ihrer Tochter in unseren Wagen unterzubringen – ja, Alina würde uns ein Weilchen besuchen.
„Na komm“, forderte mein Vater mich erneut auf. „Es wird nicht einfacher, nur weil du es heraus zögerst.“
Nein, wahrscheinlich nicht. Aber auch nicht schwerer.
Seufzend ließ ich meinen Blick noch einmal wandern, nur um den einzigen zu bemerken, dem ich heute am liebsten entgangen wäre. Cio. Doch jetzt lächelte er mir jedem Schritt auf mich zu breiter, und mir wurde klar, ich wäre nicht glücklich geworden, wenn ich einfach ohne einen Abschied von ihm verschwunden wäre. Und dabei war es egal, wie ich ihn gestern zurückgelassen hatte.
„Fünf Minuten“, sagte mein Vater, der Cios Entgegenkommen misstrauisch beobachtete, und machte sich dann auf dem Weg zu Mama. Ich glaubte, er mochte den jungen Werwolf nicht, konnte aber nicht sagen, woran das lag.
Nervös strich ich mir eine lange Strähne hinters Ohr, als Cio grinsend vor mir zum stehen kam – an die langen Haare würde ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen. Er sah ziemlich übermüdet aus, ein wenig blass. Dunkle Ringe unter seinen Augen ließen ihr fast wie eine Leiche wirken, und die Wollmütze saß ziemlich schief auf seinem Kopf. Es war wohl noch eine lange Nacht bei ihm geworden.
Wieder schlug mein Herz schneller. War wohl doch nicht mit entlieben über Nacht. Tja, ich sah ja auch keine fliegenden Schweine.
„Hey, du“, lächelte er, und schaffte es damit auch etwas Freude auf meine Lippen zu zaubern.
„Hai Fisch.“ Ich versuchte es mit einem Lächeln, von dem mir aber das Gesicht wehtat. Warum nur war es plötzlich so schwer ihm gegenüber zu stehen? Bis gestern war das Doch auch kein Problem gewesen. Gott, warum nur hatte er mich küssen müssen?
Kurz schweifte Cios Blick zu Cheyenne, bevor er sich wieder an meinem Gesicht festsog. „Wolltest du dich etwa aus dem Staub machen, ohne dich von mir zu verabschieden?“
„Kann sein“, sagte ich schüchtern, und wich für eine Sekunde seinem Blick aus. „Ich dachte es wäre besser so.“
„Nein wäre es nicht“, sagte er bestimmt.
„Okay.“ Ich sah wieder zu ihm auf. Warum nur wirkten seine Augen heute so trübe? Lag das am Schlafmangel? „Geht es dir gut?“
„Klar, warum auch nicht.“ Sein Blick fiel auf mein Karohemd unter meiner offenen Jacke. Das Hemd, das er mir gestern geschenkt hatte.
Ich hatte keine Ahnung, warum ich es trug, doch als ich es heute Morgen in den Händen gehalten hatte, um es in meine Reisetasche zu legen, musste ich es einfach vorher einmal anprobieren, und entgegen meiner Befürchtungen, stand es mir gar nicht mal so schlecht – auch wenn es nach meinem Befinden ein wenig offenherzig war.
„Das Hemd gefällt mir. Schicker Ausschnitt“, stichelte er auch sofort.
Kurz war ich versucht meine Jacke zu schließen, beließ es aber dann einfach dabei die Arme vor der Brust zu verschränken.
„Vielleicht sollte ich mir sowas auch zulegen“, überlege Cio,

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