Vergangene Narben
bevor er etwas dagegen tun konnte. Dabei fielen die Taschentücher auf den Boden. „Jaden?“
„Ja, ich bin´s. Ich steh jetzt um Hof, und warte auf diesen Elicio. Die Wächter vorne am Tor waren so freundlich in zu rufen.“
„Oh Gott sei Dank.“
„Sagst du mir jetzt endlich was los ist? Oder was du mit dem Hof zu schaffen hast?“
Ich lachte freudlos auf, während mir wieder eine Träne über die Wange kullerte. „Du würdest es mir eh nicht glauben.“
„Du würdest dich wundern, was ich … ah, ich glaube da kommt er.“ Er verstummte kurz. „Ja, das ist dieser Umbra. Warte kurz.“
Es knackte in der Leitung. Ich konnte Schritte vernehmen, Stimmen. Und dann war er am Apparat.
„Zsa Zsa?“
Oh Gott, seine Stimme zu hören löste gleich neue Tränen bei mir aus, und dieses Mal konnte ich das Schluchzen nicht unterdrücken. „Cio.“ Der Name kam mit dünner Stimme über meine Lippen, weinerlich.
„Zsa Zsa, was ist los?“
Ich musste schlucken, bevor ich die Worte an dem Kloß in meinem Hals vorbeidrängen konnte. „Meine Eltern, sie wurden entführt … und … und … Flair ist tot, und da liegen … da liegen Leichen in unserer Wohnung.“
„Was?!“
„Ich brauche Hilfe, Cio, ich … ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich kann niemand anderes erreichen. Meine Tante ist nach Spanien geflogen, und Alinas Eltern gehen nicht ans Telefon.“ Ich schluchzte wieder auf. „Ich brauche Hilfe, Cio. Kannst du … kannst du zu Cheyenne gehen, und …“
„Bin schon unterwegs.“
„Hey, mein Handy!“, hörte ich da Jaden im Hintergrund rufen.
„Mach dir keine Sorgen“, redete Cio ruhig auf mich ein. „Wir kriegen das schon wieder hin. Cheyenne und Ayden sitzen gerade in einer Ratssitzung. Die werden mich sicher gleich umbringen, und … nein, lasst ihn durch, die Königin wird mit ihm sprechen wollen.“
Die letzten Worte waren wohl nicht an mich gerichtet gewesen, was ich auch an der folgenden Diskussion erkannte, in der es darum ging, ob die Wächter Jaden ins Schloss lassen dürften.
„Scheiß Pflichtbewusstsein“, fluchte Cio irgendwann ins Handy. Seine Stimme klang jetzt anders, hallender. Er musste sich in der Eingangshalle aufhalten. „Bin gleich da“, erklärte er.
Ich konnte Klopfen hören, eine Tür die sich öffnete, und dann Stimmen, die sich über die Unterbrechung empörten. Baroness Arabella Bea erkannte ich unter ihnen.
„Königin Cheyenne, es tut mir leid Euch stören zu müssen, aber es geht um eine sehr dringende Angelegenheit.“
Während ich lauschte, knautschte ich nervös meine leere Hand im Schoß. Ich verstand nicht, was die anderen sagten, aber ich hörte die Stimme meiner Erzeugerin.
„Es ist Zsa Zsa. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es um zwei Tote, und eine Entführung.“
„Was?!“
Das hatte ich deutlich verstanden, doch ihre folgenden Worte waren nur ein undeutliches Rauschen. Schnelle Schritte folgten, entrüstete laute, und eine zuknallende Tür. Dann knackte die Leitung.
„Zaira? Was ist passiert?“
Sie war am Telefon, ich hörte wirklich ihre Stimme. „Ich weiß nicht genau. Ich war unterwegs, und als ich nach Hause kam, war da überall Polizei. Und jetzt sind meine Eltern verschwunden, und Flair ist tot, und da liegen Leichen in unserer Wohnung.“ Ich schluchzte auf. „Wir können Alinas Eltern nicht erreichen, sie haben ihr Handy abgestellt.“
„Oh Gott, Tristan und Lucy sind gerade für die Drachen unterwegs“, sagte meine Mutter hastig. „Das ist … Raphael ist verschwunden?“
„Ja. Ein Nachbar hat gesehen, wie sie von Afrikanern mitgenommen wurden.“
„Therianthropen“, hauchte sie durchs Telefon, und bestätigte mir damit was ich die ganze Zeit befürchtet hatte. „In Ordnung, pass auf. Ich werde mich darum kümmern. Ich schicke ein paar Wächter zu dir nach Hause, und lass dich aufs Schloss bringen. Du musst mir aber sagen, wo du wohnst.“
„Königshain“, kam es schwach über meine Lippen. „Wir wohnen in einem kleinen Ort der nennt sich Koenigshain. Am Rande von Deutschland.“
„Okay. Bleib ganz ruhig, ich werde jemanden schicken. Du wirst sehen, das dauert keine halbe Stunde, und dann wird alles wieder gut.“
„Danke.“
„Du brauchst mir nicht zu danken. Ich werde tun was in meiner Macht steht. Wir werden Raphael und Tarajika schon finden. Und in der Zwischenzeit kommst du zu mir aufs Schloss.“
„Okay.“
Noch während ich antwortete, bellte sie bereits befehle, und verlangte nach dem Großwächter Eddy
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