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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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wunderte das auch ein wenig, aber ich war mit den Gedanken gerade bei so vielen anderen Dingen, dass ich mich nicht mal darüber wunderte, warum sich niemand an Kians Anwesenheit störte. Er war schließlich ein Mensch, und Menschen durften nichts von der verborgenen Welt wissen.
„In Ordnung, so machen wir es“, bestimmte nun Daciana, und hielt vor einer Tür mit der Zimmernummer 7037. Mit dem Schlüssel aus ihrer Tasche öffnete sie den Raum. „Das hier ist das kleinste Zimmer. Es hat zwar ein eigenes Bad, aber nur mit Dusche.“
„Dusche?“ Alina schüttelte den Kopf. „Dann geben Sie es Zaira, die steht auf Duschen.“
„Zaira?“ Daciana guckte sich nach mir um, wie ich da langsam angetrottet kam. „Hey, alle okay mit dir?“
„Würde ich diese Frage mit ja beantworten, wäre das wohl die größte Lüge meines Lebens.“ Als ich merkte, wie harsch die Worte rausgekommen waren, sah ich sie gleich entschuldigend an. „Tut mir leid, das hab ich nicht so gemeint.“
Daciana seufzte, und drückte mir den Schüssel in die Hand. „Schon gut. Ihr steht alle unter Spannung. Am besten gehst du einfach hinein, und ruhst dich ein wenig aus. Du siehst müde aus.“
Was wohl daran lag, dass ich die letzte Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. „Ja, okay, mach ich.“ Aber als ich dann alleine in meinem Zimmer stand, und die Tür von innen verriegelte, war an Schlaf gar nicht mehr zu denken. Plötzlich prasselten die Ereignisse der letzten beiden Tage mit einer Gewallt auf mich nieder, dass ich noch an der Tür einfach in mich zusammenbrach, und nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Mein Hund war tot, meiner Eltern verschollen, und die einzige Möglichkeit sie wiederzufinden, hatte sich heute in Luft aufgelöst. Natürlich, ich verstand, warum Cheyenne nicht nach ihnen suchen konnte, aber das machte er nicht einfacher.
Und ich selber konnte auch nichts tun. Ich war nutzlos, nichts weiter als ein verängstigtes Mädchen, das auf die Hilfe anderer angewiesen war. Und meine Eltern … Gott, was hatten sie bisher schon durchstehen müssen? Einen Tag war es jetzt her, dass sie entführt wurden. Einen verdammten Tag, an dem so viel passiert war, dass ich gar nicht genug Finger hatte, um es zu zählen. Ging es ihnen gut? Hatten sie Schmerzen? Lebten sie überhaupt noch?
Über diese Fragen nachzudenken, machte es nicht besser. Ganz im Gegenteil, es kamen immer mehr Tränen. Meine Brille war schon ganz beschlagen, und meine Augen taten weh, aber es wollte einfach nicht enden. Ich konnte nicht aufhören daran zu denken, konnte nicht aufhören, mir auszumalen, was meinen Eltern in der Zwischenzeit bei den Therianthropen wiederfahren war.
Mit dem Kopf in den Armen vergraben weinte und schluchzte ich, bis ich keine Tränen mehr hatte, und auch dann konnte ich mich lange nicht vom Fleck bewegen. Es schien sinnlos sich zu bewegen, nutzlos auch nur einen Finger krumm zu machen. Erst als es hinter mir an der Tür klopfte, konnte ich mich wieder regen.
„Zaira?“
Kian.
Hastig wischte ich mir mit den Ärmeln des Morgenmantels über die Augen. Ich wusste es hatte keinen Zweck, er würde trotzdem sehen, dass ich geheut hatte, aber einen Versuch war es wert. Meine Beine waren schwer, als ich mich hocharbeitete, und langsam die Tür aufschloss.
Kian stand draußen frisch geduscht, und in sauberen Klamotten, die eindeutig nicht ihm gehörten. So bunte Farben würde er niemals freiwillig aussuchen. Bei meinem Anblick runzelte er die Stirn. „Hast du geweint?“
„Sieht man das nicht?“ Kraftlos ließ ich ihn an der Tür stehen, und sah mich das erste Mal richtig in diesem Raum um. Daciana hatte recht, es war wirklich ziemlich klein. Ein Sessel mit einem Beistelltisch, ein schmales Bett, und eine Kommode mit einem Spiegel darüber waren alles, was in diesen engen Raum passte. Es gab noch eine Tür, hinter der sich vermutlich das Badezimmer befand.
Das war meine Chance. Noch bevor Kian das Thema vertiefen konnte, ergriff ich die Flucht nach vorne, und teilte ihm mit, dass ich nur schnell unter die Dusche springen wollte. So entkam ich ihm, und konnte mich gleichzeitig etwas beruhigen, bevor ich ihm wieder gegenübertreten musste. Außerdem konnte ich mir vorstellen, dass das heiße Wasser all meine Sorgen und Probleme einfach von mir fortriss, und in den Abfluss spülte, weit weg, wo sie mich nicht mehr belästigen konnten.
Doch als ich nach einer halben Stunde immer noch unter dem heißen Strahl stand, und Kian besorgt an die Tür

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