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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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„Außerdem habe ich doch gestern getrunken.“
„Und das reicht dir als Dimudius?“
Nein, das tat es eigentlich nicht. Deswegen fühlte sich mein Nicken wohl auch wie eine grässliche Lüge an.
Sei ehrlich mit mir, hintergeh mich nicht wie es die anderen getan haben. Bitte lüg mich nie wieder an.
Super, jetzt bekam ich unter seinem skeptischen Blick auch noch ein schlechtes Gewissen. „Nein, okay, es reicht mir eigentlich nicht, aber wenn ich nur dran denke etwas zu essen, dreht sich mir schon der Magen um. Ich …“
„Bist du etwa schwanger?!“, kam es da erleuchtend von Alina.
Erst sahen die drei Kerle fassungslos zu meiner Cousine, und dann fühlte ich mich ihren Blicken ausgesetzt.
Okay, manchmal hatte ich sie so lieb, dass ich sie am liebsten so lange an meine Brust gedrückt hätte, bis sie blau anlief, und Schnappatmung bekam. „Um schwanger zu sein, müsste ich hin und wieder Sex haben, da heilige Befruchtung wie bei Marie bei mir sicher nicht funktioniert.“
Durch Aydens Unaufmerksamkeit, schnitt er einen anderen Wagen. Es wurde gehupt, und er verriss vor Schreck beinahe das Lenkrad. Dann schrie ihm der andere Fahrer auf Italienisch etwas zu, das sich nicht gerade nach einem netten „Willkommen in unserem Land“ sondern eher nach einem „Scheiß Touristen!“ anhörte.
„Also bist du nicht schwanger?“, ging Alina noch mal sicher, als hätten wir nicht gerade fast einen Unfall gebaut.
Ich funkelte sie an. Wie kam dieses Mädel nur immer auf so absurde Ideen? „Nein, definitiv nicht.“
„Hm“, machte sie, und dann ging ihr wohl ein Licht auf. „Ach ´ne, wenn man schwanger ist, dann schaufelt man das Essen ja nur so in sich rein.“
Seufzend lehnte ich mich zurück, und schloss die Augen. Wenn das hier alles vorbei war, bräuchte ich dringend ein paar Tage Urlaub von Alina. Oder ich würde mir einfach ein extra großes Pflaster besorgen, um es ihr über den Mund zu kleben.
Doch langsam wurden meine Gedanken wieder von etwas anderem eingenommen. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto weiter rückten sie und ihre unpassenden Überlegungen in weite Ferne. Jeder Meter den wir fuhren, machte mich nervöser. Alle paar Minuten huschte mein Blick zu der Uhr im Armaturenbrett, und langsam machte sich auch bei den anderen Anspannung breit. Und als wir am frühen Abend endlich die Hafenstadt Genova in Italien erreichten, krallten sich meine Hände in die Polster der Vordersitze. Mein Blick ging unruhig durch die Frontscheibe, nahmen den Anblick der Stadt in sich auf.
Hier irgendwo waren meine Eltern, auf der Genesis Scar. Ich war ihnen so nahe, ich wusste es einfach. Und je nähr dir dem Hafen Ponte Doria kamen, desto sicherer wurde ich mir.
„Hey.“ Cio legte mir eine Hand aufs Knie. „Ganz ruhig.“
„Ich bin ruhig.“ Okay, diese fette Lüge musste ich nicht mal aufklären, jeder wusste, dass es nicht stimmte. Wie sollte ich auch jetzt noch ruhig bleiben, wo wir dem Ziel so nahe waren?
„Wie gehen wir weiter vor?“, wollte Ayden wissen, und bog von der Schnellstraße auf die Calata della Chiappella ein, die uns direkt zum Ponte Doria brachte. Große Parkplätze voll mit LKWs die ihre Ladung hier loswerden wollten. Ich sah das Meer, sah die Schiffe, doch die Genesis Scar, die sah ich nicht. Was wenn sie doch schon aufgelaufen war? Was wenn ich zu spät kam?
Cio drückte erneut mein Bein, als würde er spüren, wie ich mich immer weiter anspannte. Jede Faser meines Körpers schien zum zerreißen gestrafft, und es wurde auch nicht besser, als Ayden den gestohlenen Wagen auf den kleineren der Parkplötze lenkte.
„Wir sollten uns ein wenig umsehen“, beantwortete Cio Aydens Frage, und ließ genau wie ich den Blick über unsere Umgebung wandern. „Das letzte Tageslicht noch nutzen, um zu wissen, was zu tun ist. Solange es hell ist, können wir eh nichts machen.“
Kian runzelte die Stirn. „Du willst dich im dunklen auf das Schiff schleichen.“
„Ich bin ein Umbra“; grinste Cio. „Die Dunkelheit ist mein Element. Da kann ich besser arbeiten.“
Ayden schaltete den Motor ab, und öffnete auf seiner Seite die Tür. „Na dann lasst uns das Tageslicht noch nutzen, und die Umgebung checken.“
„So mag ich das“, sagte Cio, und tat es ihm gleich.
Ich musste noch einmal tief durchatmen, dann folgte ich ihm.
 
    °°°

Familienbande
    Da war sie, direkt vor uns, die Genesis Scar. Hoch ragte sie in den nächtlichen Himmel, beladen mit Containern, still im Mondschein. Alles war ruhig. Nur

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