Vergangene Narben
er da etwas.
Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Selbst meinen Atem versuchte ich auf ein Minimum zu reduzieren.
„Folg mir so leise du kannst“,
forderte Cio mich auf, und erhob sich im Zeitlupentempo, nur um dann sehr leise loszuschleichen.
Meine Beine kribbelten angespannt, als ich mich erhob, bereit jeden Moment Vollgas zu geben, und einfach abzuhauen. Trotzdem wagte ich es auch einen Blick durch das Gebüsch zu werfen, konnte aber niemanden sehen. Der Wald schien bis auf uns beide leer zu sein.
„Was hast du gesehen?“,
fragte ich, als ich vorsichtig auf meine Schritte bedacht hinter ihm herschlich.
„Drei Wölfe, eine Patrouille, und da ich keinen von ihnen kenne, werden sie wohl zu unserer geschätzten Gräfin gehören.“
Was? Eine Patrouille?!
„Meinst du sie haben uns gesehen?“
„Wenn sie uns gesehen hätten, wäre sie wohl nicht einfach an uns vorbei gegangen.“
Da war wohl etwas Wahres dran.
Cio stieg vorsichtig über ein paar knochige Äste hinweg, und schlich geduckt um ein paar Bäume herum.
Ich versuchte ihn nachzuahmen, aber seine nächsten Worte ließen mich stolpern.
„Aber wenn sie die Richtung beibehalten, werden sie früher oder später auf unsere Fährte treffen.“
Er wandte den Kopf zu mir um.
„Und bitte sei etwas leiser.“
Hätte ich gekonnt, wäre ich über diesen Rüffel sicher rot angelaufen. Aber dafür blieb gerade keine Zeit.
„Wenn die unsere Fährte entdecken, dann wissen sie, dass wir hier sind.“
„Ja.“
„Ja?“
War das alles was er dazu zu sagen hatte?
„Was heißt hier ja? Wenn die uns entdecken, dann …“
„Ganz ruhig, Schäfchen. Die entdecken uns schon nicht, keine Sorge.“
Na der hatte Nerven.
„Und wenn doch?“
„Dann müssen wir einfach schneller sein als sie.“
Klar, ganz einfach. Und wenn wir nicht schneller waren – oder in diesem Fall ich –, dann war das eben Pech. Einen Moment hatte ich das Bedürfnis ihm in den Hintern zu beißen, und nein, das hatte nichts damit zu tun, das der zum anbeißen aussah – naja, zumindest wenn er ein Mensch war. Jetzt war er viel zu haarig. Da würde ich glatt …
Der Baum der aus dem Nichts vor mir auftauchte, behinderte nicht nur meine Gedanken, sondern auch meinen Weg. Und es tat weh!
Schnaufend trat ich zurück, schüttelte den Kopf aus, und warf dem schäbigen Nutzholz einen bösen Blick zu. Au-a!
„Also, im Allgemein ist es ratsam die Bäume zu umlaufen. Weniger Kopfschmerzen.“
Ich grummelte etwas sehr Unhöfliches, ignorierte sein leises Lachen, und stampfte an ihm vorbei, bis mir wieder einfiel, wo wir uns gerade befanden, und dass es vielleicht nicht sehr angebracht wäre, wie ein Elefant durchs Unterholz zu brechen. Ich blieb wieder stehen, und sah zu ihm zurück.
„Hatten wir nicht etwas zu tun?“
Ja, ich sah sein Grinsen, aber zum Glück verkniff er sich eine Erwiderung, und übernahm einfach wieder die Führung.
Danach wurde unser Vorankommen mühseliger. Immer wieder zogen frische Witterungen von Wölfen auf, und mehr als einmal entdeckten wir weitere Patrouillen. Wir konnten immer nur Stückchenweise weiterschleichen, und als der Zaun der Koppel vor uns auftauchte, mussten wir eine ganze Weile im Dickicht verharren. Zwar lag die Weide bis auf die Pferde leer vor uns, doch waren Stimmen zu hören. Leise, murmelnd, irgendwo am Unterstand, und dazugehörenden Leute hatten es offensichtlich nicht sehr eilig, sich dort allzu schnell wegzubewegen.
Cio verharrte ruhig neben mir, die Ohren aufgestellt schien er die Augen überall zu haben. Ich dagegen musste mich stark zusammenreißen, um nicht pausenlos zu zappeln und rumzuhampeln. Als dann auch noch ein Schrei zu uns rüber schallte, war es mit dem Rest meiner Ruhe vorbei.
„Was war das?“
Cio runzelte die Stirn, und lauschte angestrengt in die Ferne. Ein weiterer Schrei schallte durch die Luft. Und das war kein Laut, den ein Mensch ausstoßen konnte, dieses Geräusch war von einem Tier gekommen, einem Tier das fürchtbare Schmerzen litt.
„Ich glaube das kam aus dem Vorhof. Vielleicht ein Herausforderer der auf Cerberus getroffen ist.“
Der nächste Schrei brach so abrupt ab, wie er begonnen hatte, und mir war klar, wer immer ihn ausgestoßen hatte, würde nie wieder einen Laut von sich geben.
„Cio“,
flüsterte ich, und drückte mich an ihn. Ich wollte hier weg. Natürlich war mir klar, dass er nicht gehen würde, nicht bevor er erledigt hatte, weswegen er gekommen war, aber das änderte nichts an dem
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