Vergangene Narben
darüber bescheid wusste.
„Also in diesem Rattenloch hat sie sich verkrochen. Nicht wirklich überraschend.“ Sie drehte sich zu ihrem Sohn herum. „Cerberus, sag Malik bescheid, er soll sofort ein Team zusammenstellen, das sich noch in dieser Stunde auf den Weg machen muss.“ Ihre Augen wirkten so kalt und begierig, dass sie der Teufel selber sein konnte. „Dieses Mal wird sie uns nicht wieder entkommen.“
„Ich werde das selber machen“, ließ ihr Sohn verlauten. Die Aufgerollte Peitsche, die noch vom Blut meines Vaters getränkt war, verschwand mit ihm zusammen aus dem Zimmer.
Das darauf folgende Schnipsten veranlasste zwei der Wächter dazu, meinen Vater grob auf die Beine zu zerren. Dabei war es ihnen egal, dass sie ihm zusätzliche Schmerzen bereiteten, und er Schwierigkeiten hatte sich aufrecht zu halten.
„Nein, bitte, tun Sie ihm nichts mehr!“, schrie ich. „Ich schwöre dass ich die Wahrheit gesagt habe. Cheyenne ist bei Gero!“
„Das hoffe ich für dich“, erwiderte Xaverine kalt. „Denn solltest du mich noch einmal belügen, wird dein Vater nicht so glimpflich davon kommen.“
Glimpflich? Vielleicht sollte sie mal ausgepeitscht werden, dann würde sie sicher nicht mehr so reden! „Sie war da als wir gegangen sind. In Itzehoe, in dem Hotel. Sie …“ Ich biss mir auf die Lippen, als mir klar wurde, dass sich dieser Zustand in der Zwischenzeit geändert haben könnte. Als wir gegangen waren, war das Rudel im Begriff gewesen das Hotel zu verlassen. Gero war mit den Vorbereitungen dafür beschäftigt gewesen, und Cheyenne würde sicherlich nicht alleine zurück bleiben.
Was wenn sie nun wirklich nicht mehr dort war? Wenn sie sich bereits alle in Sicherheit gebracht hatten?
Die Gräfin kniff die Augen leicht zusammen. „Sie was?“
Die Tür knallte laut gegen die Wand, als mein Vater den einen Wächter mit der Schulter frontal dagegen rammte. Als Papa ihm dann auch noch eine harte Kopfnuss verpasste, knackte es laut, und der Mann stöhnte gequält auf. Ein Schwall Blut schoss ihm aus der gebrochenen Nase, und so wie er sich das Gesicht hielt, hatte das sicher saumäßig wehgetan. Doch in dem Moment, als er seine Fänge in das Fleisch bohren wollte, riss der andere Wächter in mit einem Griff in die Haare ruckartig zurück, was meinen Vater laut fauchen ließ.
Vielleicht musste er in diesem Moment unmenschliche Schmerzen ertragen, doch das erste Mal seit Wochen war er wieder klar im Kopf, und sein Kampfwille zurückgekehrt.
„Bringt ihn endlich hinaus!“, befahl die Gräfin mit wutbebender Stimme. Diese kleine Störung gefiel ihr so gar nicht. Doch so einfach wie sie sich das vorstellte, wollte es nicht gelingen. Ich wusste nicht was der Auslöser war, doch mein Vater war rasend vor Zorn, und nicht mal das Eingreifen dreier weiterer Wächter konnte ihm aus dem Zimmer befördern.
Trotz seiner zahlreichen Verletzungen schien er keine Schmerzen zu spüren. Er war wie von Sinnen, und entwand sich trotz seiner gefesselten Hände und ihrer überlegenden Kraft den Griffen der Wächter. Es war seine Schnelligkeit, die ihm dabei zugutekam. Doch mit dem was dann passierte, hatte ich nicht gerechnet. Es geschah so ungestüm, dass er damit jeden im Raum überraschte. Eben stand er noch halb im Türrahmen, und rangelte mit den Wächtern, und im nächsten stürzte er sich auf die Gräfin. Diese war so perplex, dass sie nur noch die Arme schützend hochreißen konnte, als er sie auch schon rammte, und sie mit sich zu Boden riss. Noch in der gleichen Sekunde versenkte er seine Fänge tief ihn ihrer Kehle, was ihren überraschten Schrei zu einem panischen Röcheln werden ließ.
Da tönte der Schuss durch das Zimmer.
Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Ich sah wie mein Vater zuckte, die Augen aufriss, und dann einfach zur Seite kippte, während die Gräfin sich panisch an den Hals griff, um den Blutfluss zu stoppen. Der Diener mit den kalten Augen stürmte vor, auf die Gräfin zu. Im gleichen Moment gab es hinter mir einen dumpfen Aufschlag, und dann wurde ich am Arm gepackt.
Jemand zerrte mich auf die Beine, doch ich stieß ihn weg, ohne zu bemerken, dass es Cio war. Ich musste zu meinem Vater, der Bewegungslos auf der Seite lag, während langsam Blut aus einer Wunde an seiner Schläfe sickerte, aber da wurde ich einfach nach hinten gezerrt.
„Papa!“, schrie ich panisch, und wehrte mich nach Leibeskräften. Da war so viel Blut. Der Diener hatte ihn in den Kopf geschossen. Ich konnte es
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