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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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meinem Trommelfell.
    Er hatte geschossen. Dieser verdammte Hund hatte wirklich angedrückt und geschossen! Nicht mal zehn Zentimeter weiter, und es wäre mein Gesicht gewesen.
    „Das war die letzte Warnung“, ließ der Diener ungerührt verlauten. „Die nächste wird nicht mehr danebengehen.“
    Es war offensichtlich wie wenig Cio diese Situation gefiel. Wut, Entsetzten, und ohnmächtige Hilflosigkeit wechselten sich auf seinem kaltweißen Gesicht ab. Die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengekniffen, hatte er die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, und sah tatenlos dabei zu, wie der Wächter wieder auf die Beine kam. Eine Sekunde später wurde er mit dem Gesicht voran grob mit dem Gesicht gegen die Wand gepresst. Seine Arme wurden ihm auf dem Rücken so weit nach oben gebogen, dass schon die kleinste Bewegung schmerzen musste. Das einzige gute an dieser Situation war, dass die Waffe verschwand. Doch zum Ausgleich wurde ich so grob hochgerissen, und vor die Gräfin bugsiert, dass ein neuer Schwall Tränen aus meinen Augen kroch, und die Welt um mich herum nur verschwommen erscheinen ließ.
    Mein Vater fauchte wieder. Er versuchte sich auf die Beine zu arbeiten, doch die beiden Wächter bei ihm verhinderten das erbarmungslos.
    „Weißt du was ich überhaupt nicht mag?“, fragte mich die Gräfin mit tödlich ruhiger Stimme.
    Mein Blick flitzte zurück zu ihr. Um ihren Mund hatte ein unzufriedener Zug Einzug erhalten, und in ihren Augen stand stumme Wut.
    „Ich mag es nicht angelogen zu werden.“
    Meine Augen wurden kaum merklich größer, doch sie regestrierte es. Unsere Lüge war enttarnt, und nichts konnte daran noch etwas ändern.
    „Einer meiner Männer hat sich die Computer in dem Drachenquartier angesehen, und stellt euch vor, niemand hat dort nach irgendwelchen Listen gesucht, die einen möglichen Aufenthaltsort von Cheyenne beherbergen könnten.“
    Ich konnte es mir gerade noch so verkneifen einen hilfesuchenden Blick zu Cio zu werfen. Meine Gedanken rasten. Ich brauchte dringend eine gute Ausrede, die das alles erklären konnte. „Wir kamen gar nicht dazu“, rutschte es mir über die Lippen, ohne dass ich nähr darüber nachgedacht hatte. „Ihre Männer haben uns überrascht, bevor …“
    Die klatschende Ohrfeige brachte mich nicht nur zum verstummen, sondern ließ meinen Kopf gleich noch herumwirbeln. Ich keuchte bei dem Schmerz auf, vernahm Cios Knurren, und das Fauchen meines Vaters, als er sich erneut gegen seine Wärter stemmte.
    „Dronex“, sagte die Gräfin. „Was ist das für ein Programm?“
    Ich öffnete den Mund, nur um ihn gleich wieder zu schließen. Das konnte ich ihr nicht sagen, dann wäre auch unsere letzte Hoffnung dahin.
    „Du willst nicht sprechen?“
    Ich wagte es nicht mich zu bewegen, schaffte es aber nicht ihrem blick stand zu halten.
    „Nun gut, dann soll es eben so sein.“ Ihr letztes Wort klang mir noch in den Ohren, da schnipste sie bereits wieder mit den Fingern. Noch in derselben Sekunde brüllte mein Vater vor Schmerz auf.
    Erschrocken riss ich den Kopf herum, nur um meinen Vater zusammengekrümmt auf dem Boden zu finden. Er hatte die Augen zusammengekniffen, und schien Probleme mit dem Atmen zu haben. Was hatten sie mit ihm gemacht?
    „Für das was nun geschieht, sind du und deine Lügen verantwortlich.“
    Meine Augen weiteten sich ungläubig, als der Wächter meinen Vater mit einem gezielten Tritt in die Seite auf den Bauch beförderte, und Cerberus dann vortrat. In seiner Hand befand sich eine Lederpeitsche, die er geübt einmal im Kreis schlug, damit sie sich zu ihrer vollen Länge entrollen konnte.
    „Nein“, hauchte ich, als Papa sich langsam auf die Knie arbeitete. Er konnte nicht sehen, was sich in seinem Rücken abspielte, wusste nicht, was ihm bevorstand. Doch ich wusste es. „Bitte“, flehte ich die Gräfin an. Meine Stimme war so leise, dass ich sie selber kaum hören konnte. „Bitte tun Sie das nicht.“
    Meine Tränen und mein Flehen berührte sie nicht. Sie hielt es nicht mal für nötig mich anzusehen, als die folgenden Worte ihren Mund verließen. „Niemand lügt mich ungestraft an.“
    Cerberus hob den Arm.
    „Nein!“ In diesem Schrei steckte meine gesamte Angst, meine Panik, doch es brachte nichts. Die Peitsche sauste nieder. Ich würde wohl mein ganzes Leben lang niemals den Klang von einer Peitsche vergessen, die auf blankes Fleisch traf. Und auch nicht das Geräusch, das mein Vater von sich gab, als er unter dem Hieb

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