Vergangene Narben
sie erst überrascht, und dann verstehend anblickte.
„Hier bin ich, also lass meine Eltern endlich in Ruhe“, forderte ich von ihm, und fragte mich gleichzeitig, woher mein Mut plötzlich kam. Vielleicht war es aber auch nur die Dummheit der Verzweiflung, weil ich sonst keinen anderen Ausweg sah, meine Eltern vor diesem Scheusal zu schützen.
Cerberus schnaubte spöttisch, ließ aber von meinem Vater ab, und entfernte sich ein paar Schritte von ihm. „Glaubst du wirklich dich in der Position zu befinden, Forderungen an mich zu richten?“
„Ja das glaube ich, denn wenn ich mich aus dem Staub mache, haben Sie nichts mehr in der Hand, dass sie gegen Cheyenne ausspielen können.“ Ich richtete meinen Blick auf Hisham und Pandu. „Denn damit das ich ihre leibliche Tochter bin, bin ich wohl der einzige Ausweg, der ihre drohende Niederlage verhindern kann.“
Seine Augenbraue hob sich ein wenig. „Und du glaubst mir entkommen zu können?“
„Jedenfalls lang genug …“
Meine Worte wurden durch ein ohrenbetäubendes Krachen unterbrochen. Cio warf sich halb über mich, während alle sich von der offenen Flügeltür abwanden, als zusammen mit einer gewaltigen Druckwelle eine Staubwolke in den Thronsaal schoss, die uns alle unter sich begrub.
Direkt hinter der Druckwelle wurden Schreie und Rufe laut. Die Drachen hatten das Portal gestürmt, und drangen nun in das Schloss ein.
Cio packte mich am Arm, und zerrte mich auf die Beine, sobald wir wieder halbwegs sehen konnten. „Wir müssen hier weg!“
„Aber meine Eltern!“
Er knurrte über meinen Sturkopf, zog mich dann aber in die andere Richtung, wo mein Vater versuchte sich unter einer Staubschicht auf die Beine zu arbeiten. Die auf dem Rücken gefesselten Hände waren dabei nicht gerade hilfreich.
Ich stürzte an die Seite meiner Mutter, schlug mir dabei auch noch schmerzhaft das Knie auf, und machte mich ohne zögern an ihren Fesseln zu schaffen. Keine Handschellen, nur einfache Stricke.
„Du bist so dumm, Donasie!“, schimpfte meine Mutter. „Warum bist du nicht weggelaufen?“
„Tja, ich bin eben genauso stur wie meine Eltern. Die lassen sich auch von niemanden etwas sagen.“
„Ich brauche den Schlüssel!“, rief Cio, der dabei war, meinen Vater zu befreien. Ihm hatten sie die Handschellen gelassen.
„Cio!“, rief ich in diesem Moment entsetzt, aber da war es bereits zu spät. Einer der Wächter hatte ihm von hinten einen Schlag gebe die Schläfe verpasst, und ihn somit auf die Seite geschleudert. Die Zeit zum Aufstehen hatte er nicht, aber da sprang von irgendwoher ein schlanker, roter Wolf heran, und verbiss sich in den Wächter.
Tante Lucy.
Und sie war auch nicht die einzige, die in den Thronsaal stürmte. Plötzlich wimmelte es von Werwölfen und Vampiren, die vor zwei Minuten noch draußen im Hof gewesen waren. Sie rangen die Wächter nieder, jagten die Therianthropen davon, und verscheuchten Cerberus Gefährtin.
Naomi war verschwunden, und auch den König konnte ich in diesem heillosen Durcheinander nicht ausmachen.
Ich zerrte an den Fesseln meiner Mutter. Als mich dann eine Hand an der Schulte berührte, wirbelte ich fauchen herum, und zeigte dem Angreifer meine ausgefahrenen Fänge, nur um festzustellen, dass es Cio war.
„Rutsch, ich mach das.“
Gute Idee. Bevor ich die Fesseln gelöst hätte, hätte ich wahrscheinlich einen Knoten in den Fingern. Ich machte ihm Platz, sah dabei zu meinem Vater, dem gerade von einer Vampirin die Handschellen abgenommen wurden. Es war diese großgewachsene Frau mit der dunkeln Aura, und dem Flammentattoo an der Schläfe, die ich bei meinem ersten besuch im HQ gesehen hatte. Romy.
Plötzlich wurde ich von hinten an den Haaren gepackt, und zurück gerissen. Ich schrie auf, und schlug nach dem Angreifer, doch er zerrte mich einfach noch ein Stück. Cerberus, wurde mir in der gleichen Sekunde klar, das war Cerberus.
Von meinem Schrei alarmiert, sprang Cio herbei, und stürzte sich direkt auf den König. Deswegen musste er mich auch loslassen, sonst hätte er keine Hand frei gehabt, um sich zu verteidigen.
Meine Mutter schaffte es den Rest der gelockerten Fesseln selber abzustreifen, und wollte Cio helfen. Ihre Züger hatten etwas sehr katzenhaftes angenommen, und ihre Haut wurde von den Rosetten eines Leoparden geziert. Sie stand kurz davor sich in ein Raubtier zu verwandeln, dass von der Natur mit allem ausgerüstet war, um zu töten.
Fauchend sprang sie vor, doch da stand mein Vater
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