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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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plötzlich neben ihr, und stieß sie Richtung Flügeltüren. „Geh!“, schrie er sie an, und riss auch mich auf die Beine. „Verschwindet hier!“
    „Aber …“, wollte ich wiedersprechen.
    „Sofort!“, bellte er in meine Richtung, und eilte dann zu Cio, um Cerberus von ihm runter zu reißen.
    „Komm, Donasie.“
    Ich wollte nicht gehen, wollte sie so nicht zurück lassen. Wer wusste schon, was passieren würde, doch meine Mutter drängte mich zu gehen. Jetzt. Ich sah noch einmal zu Cio, der gerade wieder auf die Beine sprang, sah dass Cerberus bereits mehr Wolf als alles andere war, und rannte dann mit meiner Mutter aus dem Thronsaal hinaus in die Eingangshalle. Doch hier war ein durchkommen gar nicht mehr so einfach. Die ganze Halle war zerstört, der untere Teil der Treppe fehlte. Brocken des Mauerwerks lagen verstreut auf dem einst so edlen Boden. Wandgemälde, Porträts, Einrichtung, alles war beschädigt. Staub wirbelte durch die Luft, Schutt ließ das vorwärtskommen zu einem Slalomakt werden. Und überall kämpften Wölfe. Wächter, Drachen, und die Leute die Cheyenne sonst noch hatte mobilisieren können. Es war ein Bild des Grauens.
    Rufe, Knurren, Schreie, Verletzte. Der kupferartige Geruch von Blut tränkte die Luft. Sie kämpften, metzelten sich nieder, ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen.
    Dieser Anblick trieb mir die Tränen in die Augen. Das war so grausam, so unmenschlich. Nicht einmal Tiere würden sich das antun.
    „Donasie, lauf!“
    Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich stehen geblieben war, doch der Ruf meiner Mutter brachte mich wieder zur Besinnung. Direkt hinter ihr eilte ich um ein Mauerstück herum, dass eins die Außenwand neben dem Portal gewesen sein musste. Wie kam es nur hier her? Was war passiert? Das sah ja fast so aus, als hätten sie Dynamit gezündet, nur was waren dann die ganzen anderen Detonationen gewesen, die durch die Hallen geschalt waren? Es hatte sich angehört …
    Ich stieß mit einem nackten Zeh gehen ein kleinen Gesteinsbrocken, und stolperte. In der Sekunde in der ich fiel war ich gerade noch so geistesgegenwärtig meine Arme hochzureißen, da krachte ich auch schon auf die Knie. Steinchen bohrten sich schmerzhaft durch den Stoff.
    „Steh auf!“, forderte meine Mutter, und zerrte ich wieder auf die Beine. „Wir müssen hier raus, sonst …“ Von der Seite kam ein großer Wolf angesprungen, direkt auf uns zu. Meine Mutter registrierte das noch in dem Moment, als er die Schnauze weit aufriss, stieß mich zur Seite, und wurde deswegen von dem Wolf umgerissen.
    „Mama!“ Ich ignorierte die Schmerzen unter meinen Füßen, rannte los, bereit mich ins Geschehen zu werfen, doch da wurde ich grob am Arm gepackt, herumgewirbelt, und so brutal zu Boden gestoßen, dass ich mir die ganzen Hände aufschürfte. Es war wohl reiner Instinkt, dass ich mich im gleichen Moment zur Seite auf den Rücken drehte, und so dem Knüppel entging, der mir sonst den Schädel gespalten hätte.
    Und dann sah ich mich Auge in Auge mit meinem schlimmsten Alptraum.
    Iesha.
    Ihr Gesicht war dreckig, die Kleidung beschädigt, und ihre Wange zierte ein blutender Schnitt. Und doch war das nichts gegen den Wahn, der in ihren Augen tobte. „Ich habe dich gewarnt“, zischte sie mich an. „Ich habe dich gewarnt, und trotzdem hast du ihn mir weggenommen. Dafür wirst du nun büßen.“
    Ich hatte sie einmal als verrückt bezeichnet. In diesem Moment erkannte ich die Wahrheit an meinen eigenen Worten. Das war nicht nur so ein Spruch, mit dieser Frau stimmte eindeutig etwas nicht. In ihrem Kopf lief irgendwas verkehrt, und mit dieser Erkenntnis wurde mir auch klar, was nun folgen würde.
    Der Knüppel raste mit einem solchen Kraftaufwand auf mich zu, dass er mir den Kopf zertrümmert hätte, wenn ich mich nicht rechtzeitig weggerollt hätte. So zerbarst er einfach nur an der Stelle, an der ich eben noch gelegen hatte.
    Ungläubig sah auch auf das gesplitterte Holz, und dieser kurze Moment wurde von Iesha sofort genutzt, um sich auf mich zu stürzen. Ich spürte wie wir ineinander krachten, fühlte den Schmerz in meiner Schulter, als sie sich in mir verbiss – als Mensch! Sie hatte sich nicht verwandelt, sie biss einfach so zu, und schlug nach mir. völlig unkontrolliert, einfach nur um Schmerzen zuzufügen.
    Ich schrie auf, schlug nach ihrem Kopf, doch sie war in einem solchen Rausch gefangen, dass sie es nicht einmal zu spüren schien. Ihre Zähne gruben sich tiefer in mein Fleisch,

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