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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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knisternde Geräusch ließ sie gleich ganz aufgeregt werden, und so tänzelte sie um mich herum, während ich ihr Abendbrot vorbereitete, nur um sich auf den Napf zu stürzen, sobald er am Boden stand. Wirklich, wenn man diesen Hund so sah, dann konnte man ehrlich auf den Gedanken kommen, er habe seit Jahren nichts mehr gefressen.
„Ja, das schmeckt dir, was meine Süße.“
Sie hatte keine Zeit darauf irgendwie zu reagieren. Tja, Futter war halt doch wichtiger als Frauchen.
Lächelnd verschwand ich noch einmal im Bad, um ihren Wassernapft zu füllen. Bei meiner Rückkehr war ihr Futter bereits verschwunden, und mit einem einzigen Blick sagte mir mein Hund sehr genau, dass sie nichts gegen einen großen Nachschlag hätte. Schade nur für sie, dass sie den nicht bekam, aber mit dem Wasser gab sie sich dann auch zufrieden.
Gerade als ich wieder aufstand, um mich ins Bett zu legen, teilte mir mein iPhone mit, dass ich wichtig war. Kian hatte geantwortet. Er teilte mir mit, dass mein Vater noch nicht bei ihm aufgetaucht war, um ihn nach seiner verschollenen Tochter auszuquetschen, und wünschte mir für die Nacht in einem fremden Bett wenig Bettläuse.
„Spinner.“
Ich schrieb ihm zurück, dass ich jetzt schlafen ging, und wenn mich doch eine Laus erwischte, dann musste er eben pusten kommen. Dafür bekam ich einen Smiley.
Nachdem ich ihm dann noch eine gute Nacht gewünscht hatte, legte ich mein Handy weg, und schlüpfte unter die Decke. Natürlich vergaß ich meinen kleinen Hund dabei nicht, der durfte im Bett nicht fehlen. Ich brauchte nachts ja was zum kuscheln.
Und dann atmete ich zum ersten Mal an diesem Tag richtig durch.
Ich hatte es geschafft. Ich war nicht nur in die Stadt meiner Geburt gekommen, ich hatte auch noch meinen Vater hinters Licht führen können. Eigentlich sollte ich mich ja nicht so sehr darüber freuen, aber … ich musste einfach grinsen. Wenn er jemals herausbekam was ich hier trieb, würde ich wahrscheinlich bis ans Ende meiner Tage Stubenarrest bekommen. Aber das war es mir wert. Obwohl es doch schon ein wenig seltsam war, in einem fremden Bett zu liegen, und zu wissen, dass alles und jeden den man kannte so weit von einem weg war.
Geschafft und müde vom Tag kuschelte ich mich tiefer in die Kissen.
Natürlich, ich hatte Koenigshain auch hin und wieder mal verlassen, aber noch nie war ich weiter als bis zum nächsten Ort ohne meinen Vater oder meiner Mutter gegangen. Das war schon ein merkwürdiges Gefühl. Und nahm man noch dazu das Wissen, dass ich heute Nacht in der gleichen Stadt schief, in der auch meine Erzeugerin nächtigte, wurde es gleich noch ein wenig merkwürdiger. Hier war ich geboren worden, hier hatte alles für mich begonnen.
Wie sie wohl war? Ich meine, natürlich kannte ich sie aus Zeitungsausschnitten, und Berichten im Internet – sie war immerhin die Königen der Werwölfe, und damit ziemlich populär, ja fast schon ein Star in der Verborgenen Welt. Außerdem hatte mein Vater es früher als ich noch klein gewesen war zu einem Ritual gemacht, mir jeden Abend Geschichten über sie zu erzählen. Doch es war halt nicht dasselbe, als sie selber zu kennen.
Meine Erzeugerin war für mich immer eine Märchengestallt gewesen, die irgendwo in unerreichbarer Ferne existierte, und nun endlich würde ich sie kennenlernen, und mir ein eigenes Bild von ihr machen können.
Müde, aber lächelnd schloss ich die Augen, und kuschelte Flair näher an mich.
Ich hatte es geschafft, ich war in Tenor.
Endlich würde ich sie kennenlernen.
 
    °°°

In jedem Zug
    Immer wenn ich mein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, knirschte der Schnee unter meinen flachen Stiefeln. Die Stelle unter mir war schon völlig plattgetreten. Langsam schlug die Nervosität bei mir richtig durch, und das schien auch Flair zu merken, denn obwohl sie ohne Leine lief, wich sie mir keinen Schritt von der Seite.
Es war gerade mal kurz nach zehn, aber ich war schon seit sechs wach. Die Aufregung hatte mich einfach nicht schlafen lassen. Ich hatte mich geradezu dazu zwingen müssen nicht direkt nach dem aufstehen zum Schloss zu eilen, sondern erst mal in Ruhe den Tag zu beginnen. In Ruhe Frühstücken – ich hatte keinen bissen runtergebracht –, was manierliches anziehen – ich konnte mich eine halbe Stunde lang nicht entscheiden, und das wo meine Klamotten doch alle glich aussahen – schnell noch mal unter die Dusche springen – ich hatte doch tatsächlich Heiß- und Kaltwasser verwechselt. Man das

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