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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Konkurrent an der Seite des Stallmeisters zusah. Also gehörte diese Arbeit doch nicht zur Jobbeschreibung als Stallhelfer, Ronald wollte einfach nur sehen, wie wir mit den Tieren umgingen. Und wenn ich etwas konnte, dann war es das Arbeiten mit Pferden. Ronald war so begeistert von mir dass er mich zum Ende hin allein mit dem Pferd arbeiten ließ, weil er noch ein bisschen zu tun hätte. Er stellte mir noch Strigel und Bürsten hin, und meinte, ich solle das Pferd fertig machen, wenn ich meine Arbeit beendet hatte. Er würde mich dann später abholen, und mir den Stall zeigen. Dann verschwand er mit dem anderen Vampir.
Ich ließ den Haflinger noch gute zehn Minuten laufen, bevor ich es mit leisen Worten an den Rand führte, und dort an einen Ring band. Dabei versuchte ich nicht auf die Zwillinge zu achten. Trotzdem warf ich den beiden immer wieder Blicke zu. Halb Neugierde, halb Neid. Erst als der Wallach mir fast auf den Fuß trat, weil ich nicht aufpasste, konzentrierte ich mich auf richtig auf meine Arbeit, und bekam so gar nicht mit, wie die Reithalle von zwei weiten Personen betreten wurde, die den Zwillingen nur kurz Aufmerksamkeit beimaßen. Erst als der eine Flair entdecke, die es sich an der Seite bequem gemacht hatte, und mit einem „put, put, put“ auf sie zuging, sah ich auf.
„Dir ist schon klar, dass sie ein Hund ist, und kein Hühnchen?“, fragte ich ihn, und legte die Bürste zur Seite.
Lächelnd drehte er sich zu mir herum, und präsentierte mir einen angeschlagenen Schneidezahn.
Er war jung, ungefähr in meinem Alter. Eine kleine Narbe an seiner Schläfe wurde halb von den braunen Haaren verdeckt, das nur teilweise unter seiner schwarzen Wollmütze ervorguckte. Als er sich aufrichtete, überragte er mich um einen ganzen Kopf – was bei meiner Größe nicht wirklich schwer war. Das Gesicht war ein wenig kantig, aber er hatte wunderschöne, braune Augen, in denen der schalk wohnte. Und dann diese spöttischen Lippen. Er war es auf jeden Fall wert auch mal einen zweiten Blick zu riskieren.
„Dich hab ich hier noch nie gesehen.“
„Was wohl daran liegen könnte, dass ich gerade erst …“ Ich stockte mitten im Satz, als ich den zweiten Kerl bemerkte. Eine seltsame Tätowierung zierte seinen Hals. Ein Kreis in der Halsbeuge. Von ihm ging eine Art Halsband aus geschwungenen Linien und filigranen Zeichen einmal um den Hals, die bei genauerer Bertachtung viele kleine Wölfe darstellten. Er war mindestens genauso groß, hatte aber kürzeres sandfarbenes Haar, und gelbe Augen. Wolfsaugen, so wild wie das Tier das er war. Augen die mir nicht unbekannt waren. Das war Ayden, mein großer Bruder, der knapp zwei Jahre vor mir das Licht der Welt erblickt hatte. Der nächste in der Reihe der Thronfolge.
Der braunhaarige Typ verdrehte die Augen. „Schockstarre im Angesicht des Prinzen. Die Weiber lassen sich aber auch nie etwas Neues einfallen.“
Aydens Lippen verzogen sich zu einen spöttischen Grinsen.
Das löste mich aus meiner Erstarrung. Hastig schloss ich den Mund, riss ich mich zusammen, und griff fahrig nach der Bürste, die ich gerade weggelegt hatte. „Lasst die Finger von meinem Hund“, nuschelte ich noch verlegen. Gott, das mir das passieren musste.
„Das ist ein Hund?“, fragte Ayden skeptisch.
„Ich denke eher dass es eine überdimensionale Wollmaus ist, die mal zu einem Hund werden wollte, irgendwo aber falsch abgebogen ist“, überlegte der Braunhaarige.
Darauf reagierte ich gar nicht. Solche blöden Sprüche gingen bei mir durchs eine Ohr rein, und zum anderen gleich wieder raus. Außerdem war der nicht besonders originell, da hatte ich schon viel bessere gehört.
Der Braunhaarige stellte sich zu mir, und beäugte kritisch meine Arbeit. „Da.“ Er zeigte auf die Flanke des Pferdes. „Da hast du eine Stelle vergessen.“
Sehr langsam wandte ich ihm das Gesicht zu. „Hast du Langweile, oder warum gehst du mir auf den Sack?“
Diese Worte wurden rigoros ignoriert. Stattdessen musterte er mit einem Stirnrunzeln meine Brille. „Warum trägst du die?“
Der Haflinger zuckte mit dem schweif, und schlug damit Mister Witzbold.
„Weil ich Kontaktlinsen nicht leiden kann, und jetzt husch, ich muss da ran.“ Ich scheuchte ihn zur Seite, und machte mich daran die andere Seite von dem Pferd zu bearbeiten. Dabei behielt ich Ayden im Visier, der sich zu Flair gehockt hatte, und sie an seiner Hand schnüffeln lassen wollte. Doch sie stand einfach auf, ging zwei Meter weiter, und legte sich da

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