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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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jedoch warf mir noch einen langen, undefinierbaren Blick zu, den ich trotzig erwiderte. Davon würde ich mich nicht einschüchtern lassen, nicht solange ich meine Kampfarmeise bei mir hatte. Worte jedoch gab es nicht mehr. Irgendwann wandte er sich einfach um, und folgte seiner Enkelin.
„Ich mag ihm nicht“, erklärte ich Flair, die sofort ihre Ohren aufstellte. „Frag mich nicht warum, aber mit dem Kerl stimmt was nicht.“
Sie kläffte.
„Du stimmst mir also zu?“
Noch ein Kläffen.
„Ich wusste dass wir mal wieder auf einer Wellenlänge sind. Aber jetzt lass uns erst mal fertig machen, damit wir noch mal runter nach Tenor kommen, um etwas zu essen zu besorgen.“
Wieder bekam ich ein zustimmendes Kläffen, dieses Mal nachdrücklicher, mit mehr Begeisterung. Sie hatte das Wort Essen wohl verstanden. Kleines verfressenes Biest.
Die letzte Box war sehr schnell fertig gemacht. Ich überlegte noch, ob ich den Pferden noch mal Heu und Wasser nachlegen sollte, entschied mich dann aber dafür es nicht zu tun, weil Ronald mir das nicht aufgetragen hatte. Außerdem hatte ich gleich Feierabend, und mittlerweile verlangte mein Magen doch nach Zuwendung. Die paar Gummibärchen aufm Mittag hatten ihm wohl nicht gereicht.
Ich machte mich daran, die Gerätschaften wieder ordentlich zu verstauen, wusch mir dann die Hände in einem Eimer mit kaltem Wasser, damit sie nicht ganz so stark nach Pferd rochen, und ging dann durch die Seitentür kurz nach draußen, um ihn auszuleeren. Jetzt musste ich ihn nur noch wegstellen, und dann hatte ich für heute endlich …
„Warum bist du hier?“
Vor Schreck rutschte mir der Eimer aus der Hand, und fiel fast auf Flair. Nur mit einem Hechtsprung zur Seite rettete sie sich aus der Gefahrenzone, und fand Zuflucht zwischen meinen Beinen. Dort wurde erst mal gekläfft was das Zeug hielt, während ich versuchte meinen Herzschlag wieder zu beruhigen.
An der Stalltür lehnte Sydney. Und wieder hatte er diesen eindringlichen Blick auf mich gerichtet.
„Gott, Sie sind voll unheimlich, wissen Sie das eigentlich?“ Und damit hatte ich nicht sein Aussehen gemeint, obwohl das in diesem schummrigen Licht schon ziemlich seltsam wirkte. Diese ganzen Narben.
Man hatte ich mich erschrocken!
Seine Mimik verhärtete sich kaum merklich. „Hast du wirklich gedacht, ich würde diese Augen nicht wiedererkennen?“, fragte er ohne auf mich einzugehen. „Oder diese Haare? In jedem Zug deines Gesichts sehe ich meine Gefährtin. Die Linie deines Kinns, die Form deiner Nase, der Schwung deiner Augenbrauen. Du bist ihr so ähnlich, und darüber kann auch diese groteske Brille nicht hinwegtäuschen.“
Was hatten die nur alle immer mit meiner Brille? „Nur zur Information, diese Brille brauche ich wirklich. Und sie ist nicht grotesk.“ Dem ging es ja wohl zu gut.
Das schien ihn dann doch zu überraschen. Aber auch das überging er einfach. „Ich weiß genau wer du bist, und deswegen frage ich noch einmal, warum bist du hier?“
War das ein Scherz? Natürlich war das ein Scherz. Er konnte es nicht wissen. Aber warum machte er dann diese Andeutungen? Es war doch nicht möglich dass er es wusste, nein, ganz sicher nicht. Aber warum schlug mein Herz dann plötzlich wie wild? Verdammt! „Ich hab keine Ahnung, von was Sie da reden.“ Genau, so ist´s gut, alles abstreiten und dumm stellen. „Flair, ruhig.“
Sofort verstummte mein kleiner Satansbraten.
„Ich bin hier, um im Stall zu arbeiten.“ Wie zum Beweis hob ich den Eimer wieder auf. Zum Glück war der jetzt leer gewesen, sonst hätte ich die Sauerei jetzt auch noch beseitigen dürfen.
„Zaira.“ Samtweich, wie Seide floss dieser Name von seinen Lippen, und ließ mich mitten in der Bewegung verharren. „Warum bist du hier, Zaira?“
 
    °°°

Nächtlicher Ausflug mit Folgen
    Er wusste es, er wusste wirklich wer ich war. Woher nur? Die Ähnlichkeit mit meiner Erzeugerin war so gering, dass es doch auch kein anderer gemerkt hatte.
„Warum bist du hier?“, fragte er ein weiteres Mal. Seine Stimme war dabei ganz Sanft, kein Vorwurf schwang darin mit, was wohl auch der Grund dafür war, dass die Worte plötzlich und ohne jegliches Zutun meinerseits aus meinem Mund purzelten.
„Ich … ich weiß das ich eigentlich nicht hier sein darf, dass es ein Risiko ist, aber sie ist doch meine Erzeugerin, und ich … ich …“ Nervös spielte ich mit dem Eimer in meinen Händen, sah kurz zu ihm auf, nur um meinen Blick gleich wieder auf das verbeulte Metall zu

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