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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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richten. „Ich wollte sie doch einfach nur mal sehen. Also so richtig, nicht nur auf einem Foto. Ich wollte sie kennenlernen, und vielleicht ein paar Worte mit ihr wechseln. Sie muss ja auch nicht wissen wer ich bin. Ich wollte …“ Ich wollte wissen wie sie einfach hatte ihr eigen Fleisch und Blut weggeben können. Doch diese Worte behielt ich für mich, blieb einfach ruhig, und wartete darauf was jetzt geschah, nachdem mein Geheimnis gelüftet wurde.
„Wer weiß alles dass du hier bist?“
Noch ein kurzer Blick zu ihm, bevor ich ihn schnell wieder abwandte. „Niemand.“
„Niemand?“
„Naja, Sie wissen es jetzt, und mein bester Freund Kian auch. Er hat mich zum Bahnhof gefahren, aber er ist nur ein Mensch, er weiß nur dass ich meine Erzeugerin besuchen wollte, mehr nicht.“
Sydney schwieg einen Moment. Einen langen Moment, in dem seine durchdringenden Augen versuchten mich zu durchleuchten. Es war immer noch seltsam den Wolf in ihnen zu erblicken, obwohl er doch in seiner menschlichen Gestalt war. „Und dein Vater?“
Ich zögerte. „Ähm … der würde mich vermutlich umbringen, wenn er wüsste dass ich hier bin.“
Damit überraschte ich Sydney ein zweites Mal – leicht zu erkennen an der leichten Wölbung seiner Augenbraue.
Flair fiepte mich an, und stellte sich mit den Vorderpfoten an meinem Bein hoch.
„Raphael weiß nicht dass du hier bist?“
Den Namen meines Vaters aus dem Mund dieses Mannes zu hören war irgendwie … surreal. „Er sagt immer es sei zu gefährlich herzukommen. Deswegen habe ich mir hier den Job gesucht, und einen falschen Namen genannt. Ich will niemanden unnötig auf mich aufmerksam machen. Ich … ich wollte sie doch nur mal sehen. Nur sehen.“ War das denn so schwer zu verstehen?
Sydney drückte sich seufzend von der Stallwand ab. „Sieh zu dass du hier fertig wirst, und geh dann etwas essen.“ Damit wollte er den Stall verlassen.
„Werden sie mich verraten?“
Er hielt an, und sprach ohne sich umzudrehen. „Nein.“
„Sie werden meinen Vater nicht anrufen?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich werde auch Cheyenne nichts sagen, denn das ist deine Aufgabe.“ Mit diesen letzten Worten verschwand er endgültig aus dem Stall, und ließ mich etwas verdutzt zurück.
Was bitte war das gerade gewesen? Hatte er mich wirklich erkannt, weil ich meiner Erzeugerin ähnelte? Das konnte ich nicht glauben. Alle sagten immer, dass ich nach meinem Vater käme, nie hatte einer von den wenigen Leuten die die Wahrheit kannten einen Vergleich zu meiner Erzeugerin gezogen. Warum auch? Ich war so ganz anders als sie.
Clover und Claire, die ähnelten ihr. Die waren wie kleine Abziehbildchen von ihr, aber ich doch nicht. Davon mal abgesehen, dass ich eine andere Haarfarbe hatte, war ich auch kleiner. Meine Brust war größer, und ich war bei weitem nicht so schlank wie sie. Meine Erzeugerin konnte wahrscheinlich Größe 36 tragen, und hatte dann noch Luft zum atmen. Ich dagegen war froh wenn ich in eine 40 passte, weswegen der Großteil meiner Kleidung auch aus weiten Männerhemden und ausgebeulten Hosen bestand. Und dann erst das Gesicht. Ihres war viel feiner geschnitten als meines, viel …
Das Klingeln meines Handys erschreckte mich so sehr, dass ich den Eimer ein zweites Mal fallen ließ.
„Mist.“ Hastig fischte ich es aus der Jackentasche, und wie befürchtet las ich auf dem Display das Wort Papa. Na dass hatte mir gerade noch gefehlt. „Okay, beruhig dich jetzt, und atme einmal tief durch.“ Fast zögernd drückte ich auf annehmen, und hielt mir mein iPhone ans Ohr. „Hi, Papa.“
„Hallo mein Schatz. Ich wollte nur mal nachfragen, wann du gedenkst nach Hause zu kommen.“
„Ich … äh …“ Mist, daran hatte ich ja gar nicht mehr gedacht.
„Du kommst doch nach Hause, oder?“ Das klang weniger wie eine Frage, als viel mehr wie eine Drohung, ganz nach dem Motto, wenn nicht, dann Punkt, Punkt, Punk. „Du musst morgen schließlich wieder früh aus dem Haus.“
Oh man, wann lernte er eigentlich endlich, dass ich volljährig war, und niemanden mehr brauchte, der jeden meiner Schritte kontrollierte.
Hinter mir wieherte ein Pferd. Na toll, das hatte mir gerade noch gefehlt.
 In der Leitung herrschte für einen Moment stille. „Bist du im Stall?“
„Ähm …“
Ja was Ähm? Nun lass die aber mal etwas Gutes einfallen.
„Ja. Ja, ich bin im Stall. Die eine Stute fohlt gerade. Ich hab dir doch von ihr erzählt, und ich wollte dabei sein, also hat Sonja mich angerufen

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