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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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liefen. Unter dem Licht der Sonne glitzerte der Schnee wie ein Diamantenmeer. Die Leute im Schloss waren bereits erwacht. Überall tummelten sich die Bewohner geschäftig. Jeder schien eine Aufgabe zu haben.
„Darf ich Sie mal etwas fragen?“
„Natürlich.“ Seine blauen Augen fixierten mich einen Moment. „Und du brauchst mich nicht Siezen, nenn mich einfach Diego, das tut jeder.“
„Ähm … okay.“ Ich sah kurz zu ihm auf, bevor ich meinen Blick senkte, und meine Füße beobachtete. Schritt. Schritt. Schritt. „Wie ist sie so? Also … ich meine …“
„Cheyenne?“ Er lächelte. „Einmalig. In ihren Ansichten, in ihrem Verhalten. Und meiner Meinung nach ist sie das Beste, was den Werwölfen passieren konnte.“ Er überlegte kurz. „Sie ist ein offener Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und damit auch schon so manchen ziemlich schockiert hat. Sie hat ihr Herz am rechten Fleck, auch wenn das nicht alle so sehen. Sie ist … naja, es ist schwer sie zu beschreiben, man muss sie erleben. Du wirst schon sehen.“
So ähnlich hatte mein Vater sie auch dargestellt, und doch war es immer noch nicht genug, um meinen Wissenshunger nach ihr zu stillen. „Papa … also mein Vater hat gesagt, du kennst sie schon sehr lange.“
„Seit ich ein kleiner Junge war“, bestätigte er. „Aber nun lass uns ein bisschen beeilen, dann kannst du Cheyenne das alles selber fragen.“
Das ist wohl war. Die Frage war nur, ob ich es mich auch traute, oder plötzlich wieder Mundtot war, wenn ich sie vor mir sah. Trotzdem beeilte ich mich ein wenig.
Diego wartete draußen, als wir den Wohntrakt der Vampire erreicht hatten. Ich flitzte nur schnell in mein Zimmer, um meine Sachen zu holen, flitzte dann mit meiner Tasche zu den Duschen, und machte mich dort mit einer solchen Geschwindigkeit fertig, dass es schon rekordverdächtigt war. Nur das Haareföhnen ließ sich leider nicht beschleunigen. Und so hüpfte ich vor dem Spiegel ungeduldig auf und ab, so dass ich von den beiden anderen Frauen die hier waren ganz komische Blicke bekam. Das war mir aber egal. Flair jedenfalls freute sich über das ganze Rumgerenne ´nen Kullerkecks.
Ich brauchte genau 17,02 Minuten, bis ich fix und fertig wieder unten bei Diego stand. Er kommentierte das mit einem Zucken seines Mundwinkels, sagte aber ansonsten nichts, sondern brachte mich nur wieder zurück zum HQ, wo ich meine Tasche in das Zimmer meiner Eltern abstellte.
Meine Mutter schlief noch immer. Naja, nicht mehr so ganz. Sie blinzelte mich schon an, als ich das Zimmer stürmte, regte sich aber ansonsten nicht, sondern kuschelte sich tiefer in die Kissen. Sie war halt eine überzeugte Langschläferin.
Mein Vater dagegen war immer noch nicht da, doch in diesem Moment verbot ich mir, mir weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, sondern sah zu, dass ich wieder raus zu Diego kam. Doch das war gar nicht nötig gewesen, denn der unterhielt sich gerade mit einem von diesen Leuten, die sich die Drachen nannten, und so wartete ich weitere fünf Minuten ungeduldig, bis wir endlich weiter konnten.
Entgegen meiner Erwartungen brachte er mich nicht zu dem großen Eingangsportal, sonder lief mit mir vom HQ aus ein Stück links an dem Schloss vorbei. Hier war der Garten nicht so gepflegt, ein wenig wild, was es Flair fast unmöglich machte in dem hohen Schnee vorwärts zu kommen – war er doch höher, als sie groß war. Kurzerhand nahm ich sie einfach auf den Arm, und stapfte dann weiter hinter Diego durch den Schnee.
„Wo gehen wir eigentlich hin?“
„Zum Dienstboteneingang.“
Ich runzelte die Stirn. „Warum?“
„Weil Vampire im Schloss verboten sind.“ Er warf mir über die Schulter einen kurzen Blick zu. „Du riechst zwar wie ein Werwolf, aber rein Äußerlich bist du ein Vampir, und da es im Schloss genug Leute gibt, die wir nicht unbedingt auf dich Aufmerksam machen wollen, bringe ich dich sozusagen durch die Hintertür hinein, beziehungsweise, werde dich gleich in die Obhut meiner Gefährtin geben.“
„Deiner Gefährtin?“
„Fira, die Kammerzofe von Cheyenne, Elicios Mutter.“ Ein leicht versonnenes Lächeln umspielte seine Lippen. „Sie wird dich durch die Dienstbotengänge zu deiner Mutter bringen. Die werden kaum noch genutzt. Auf diesem Weg ist es sicher.“
Ich verkniff es mir ihm zu erklären, dass meine Mutter noch im Bett lag und schlief – jedenfalls so mehr oder weniger –, und dass die Frau mit der ich im Begriff war zu frühstücken meine Erzeugerin war. Genauso

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