Vergangene Narben
verkniff ich es mir mich darüber zu Ärgern, dass ich schon wieder versteckt wurde, und man mich heimlich ins Schloss schmuggelte, weil ich ja so ein großes Geheimnis war. Nein, ich ärgerte mich wirklich nicht darüber. Warum auch? War ja nicht wichtig, war ja nur ich.
Und trotz meines Schweigens schien Diego etwas zu merken. „Es tut mir leid, aber anders geht es nicht. Du musst bedenken, Cheyenne ist die Königin. Viele Augen sind auf sie gerichtet, und würden sich sofort auf den kleinsten Fehler von ihr stürzen. Es gibt halt immer und überall Neider die glauben es besser zu können, und so eine Kleinigkeit wie einen Vampir im Schloss zu empfangen nur zu gerne ausnützen würden, um ihr das Leben ein wenig schwerer zu machen.“
„Ist schon gut. Ist sowieso nicht wichtig.“
„Nein, es ist nicht gut, aber leider geht es nicht anders.“ Er blieb kurz stehen, und legte mir eine Hand auf die Schulter. Seine blauen Augen ruhten dabei duldsam auf mir. „Cheyenne tut es sehr leid. Sie wünschte es wäre anders, glaub mir, ich weiß das.“
„Hat sie das gesagt?“
„Das brauch sie gar nicht. Ich kenne sie gut genug, um das zu wissen. Du glaubst es vielleicht nicht, Zaira, aber es ist ihr nicht leichtgefallen dich wegzugeben. Danach war sie Monatelag … sie ist …“ Er seufzte. „Sie hat diese Entscheidung damals nur schwer verkraftet, und als Raphael dann auch noch mit dir verschwunden war …“ Wieder stockte er.
Ich runzelte die Stirn. Versuchte er da etwas vor mir zu verheimlichen?
„Weißt du, jedes Jahr an deinem Geburtstag schließt sie sich in ihrem Zimmer ein, und versteckt sich vor der Welt. An diesem Tag darf sie niemand stören. Nicht mal Sydney oder ihre anderen Kinder möchte sie an diesem Tag sehen.“ Er schwieg kurz. „Ich weiß nicht was sie in ihrem Zimmer macht, das weiß niemand, aber ich weiß dass sie es deinetwegen macht. Der Tag deiner Geburt, er ist etwas ganz besonderes für sie, und ich glaube, nein ich weiß, es bedeutet ihr sehr viel, dass sie ihn dieses Jahr mit dir feiern kann.“
Gegen meinen Willen sammelte sich in meinem Auge eine Träne tränen, die ich versuchte unauffällig wegzuwischen – gar nicht so einfach mit einem Hund auf dem Arm. Aber Diego war taktvoll genug darüber schlichtweg hinwegzusehen.
„Und jetzt komm, wir wollen sie nicht weiter warten lassen. Sie freut sich so sehr dich endlich kennenzulernen.“
Ich nickte zustimmend und folgte ihm das letzte Stück. Dabei musste ich feststellen, dass dieses Burgschloss größer war als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Echt, das hatte Ausmaße die ich nicht für möglich gehalten hatte. Wie viele Leute lebten in so einem Schloss eigentlich? Hier würde wahrscheinlich ganz Koenogshain reinpassen, und dann wäre trotzdem nur die Hälfte der Zimmer belegt.
Meine Gedanken wurden je unterbrochen, als Diego auf einen kleinen Trampelpfad abbog, der zu einer unscheinbaren Tür im Mauerwerk führte. Ganz ehrlich? Ich hätte sie nicht bemerkt, wenn er mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Er klopfte einmal gegen die Tür, und musste nur einen Moment warten, bis sie von innen von einer schmalen, braunhaarigen Frau geöffnet wurde, die ihm einen Kuss, und mir ein herzliches Lächeln schenkte.
Die Kleidung die sie trug, erinnerte mich an eine Hausmädchenuniform, wie man es immer im Fernsehen sah. Bis zu diesem Moment hätte ich nicht gedacht, dass es wirklich Leute gab, die so etwas trugen.
„Ich bin Fira“, stellte sie sich mir vor, und reichte mir die Hand. Sie schien ein paar Jahre älter als Diego, was ich schon irgendwie komisch fand. In meinem Weltbild gab es eigentlich nur Pärchen, wo die weibliche Rolle jünger, oder wenigstens gleichalt war. Aber älter? Das fand ich seltsam. Doch wenn die beiden Glücklich miteinander waren, sollte es mir eigentlich egal sein.
„Za … äh …“ Ich stockte.
„Du kannst ihr ruhig deinen richtigen Namen sagen“, lächelte Diego. „Sie weiß wer du bist. Sie war sogar bei deiner Geburt dabei, Zora, oder Zsa Zsa.“
Als er mich mit meinen Pseudonymen ansprach, spürte ich doch tatsächlich, wie meine Wangen heiß wurden. „Ich wollte niemand unnötig auf mich aufmerksam machen“, sah ich mich gezwungen mich zu verteidigen.
„Hast du auch nicht. Ich weiß es nur, weil ich ein bisschen nachgeforscht habe. War nicht wirklich schwer. Zumindest nicht, wenn man wusste, wonach man suchen muss.“
Hm, das klang gleichzeitig nach einem Kompliment und einer
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