Vergangene Narben
die Lehne, und setzte mich mit einigem Abstand zu ihm, während Flair neugierig den Raum erkundete, um sich dann anschließend schwanzwedelnd vor die Couch zu setzten.
Meine Zähne pochten bereits, und waren auch schon erwartungsvoll ein wenig länger geworden, aber diese Situation machte mich irgendwie nervös. Es war wirklich seltsam jemanden beißen zu müssen, den man kannte – obwohl müssen hier ja das falsche Wort war. Ich wollte es ja. Irgendwie.
„Na, plötzlich schüchtern?“ Er grinste mich an.
„Nein, nur nervös“, sagte ich ganz ehrlich. Das war eine Eigenart, die ich wohl von meiner Mutter hatte. Sie sprach auch immer aus, was sie gerade dachte. Und auch ich konnte nichts dagegen tun, auch wenn ich manchen Leuten damit auf die Füße trat.
Cios Lächeln wurde breiter. „Warum solltest du nervös sein? Ist doch bestimmt nicht das erste Mal, dass du deine Zähne gebrauchst. Also komm.“
Er schien daran richtig Freude daran zu haben. Naja, war für ihn ja auch nicht das erste Mal. Oh Gott, wie sich das anhörte. Da konnte ich über mich doch glatt den Kopf schütteln. „Okay. Am besten du machst es dir bequem.“
„Danke, aber ich liege bereits bequem.“
Ja, das sah man. So wie er sich in die Ecke gefläzt hatte, und wartete, konnte man glatt glauben, hier einen Pascha vor sich zu haben. „Na gut, dann …“ Ich rutschte etwas nähr, schlug ein Bein unter meinen Hintern, um ihn nah zu sein, ohne auf ihn drauf klettern zu müssen.
„Wo willst du mich den beißen? Da?“ Er zeigte auf seinen sehnigen Hals, der schon ziemlich lecker aussah, aber ich schüttelte den Kopf. So nahe würde ich ihm sicher nicht kommen.
„Handgelenkt“, sagte ich daher, und musste über seine Oberarme staunen. Unter der Jacke trug er nur so eine Art Lederhemd, das die Arme völlig frei ließ. Und die Muskeln die sich mir da präsentierten, die waren nicht von schlechten Eltern. „Wie lange musstest du trainieren, um die zu bekommen?“ Fast zögernd streckte ich die Hand aus, und strich mit dem Finger über seinen Arm bis hinunter zu seinem Handgelenkt, wo der Puls verlockend unter der Haut schlug. Ich kannte eigentlich reichliche Kerle, aber von denen hatte niemand solche Arme. Dieser Anblick … er gefiel mir ziemlich gut.
„Ich trainiere schon seit ich ein kleiner Junge war. Mein Vater hat mich ausgebildet.“
Als ich etwas näher rückte, und seinen Arm anhob, fuhren meine Fänge zu ihrer ganzen Länge aus. Ich konnte schon die ersten Tropfen des Betäubungssekrets auf meiner Zunge schmecken, das Cio für meinen Biss unempfindlich machen würde. Langsam führte ich die dünne Haut an meine Lippen, schabte mit den Fängen über die Haut, um sie zu betäuben, und stellte mit einem Lächeln fest, dass sein Puls sich beschleunigte. Er stand wohl wirklich darauf gebissen zu werden. „Ich muss dich aber warnen, meine Fänge sind dicker als die von normalen Vampiren.“
„Und das ist schlecht?“
„Nein.“ Ich verteilte da Sekret ein wenig auf seiner Haut. „Aber es kann Narben zurücklassen.“
Er grinste. „Soll mich nicht stören.“
„Und wen die jemand sieht, und dich danach fragt?“
„Dann werde ich einfach lächeln uns schweigen.“
„Wie ein Gentalmann“, sinnierte ich, und drückte meine Fänge gegen die Haut. Dabei beobachtete ich sein Gesicht, ob er es spürte, doch es schien ihm nicht wehzutun.
Das Pochen in meinen Fängen wurde stärker, und in meinem Magen machte sich dieses vertraute Hungergefühl breit, das mich antrieb endlich zur Sache zu kommen. So fackelte ich nicht mehr lange, und schlug meine Fänge ohne ein weiteres Wort durch die weiche Haut. Dabei spürte ich, wie meine Zähne weiter Sekret produzierten, und damit die Wunde tränken.
„Oh Fuck!“, zischte Cio, und schloss flatternd die Augen. „Das ist es.“ Sein Atem wurde ein wenig schneller, und auf seinem Mund breitete sich ein verzücktes Lächeln aus. Das Sekret raste durch seinen Körper, und löste in jedem Winke wohltuende Endorphine aus.
Ich wartete einen Moment, bevor ich den ersten Zug nahm, und sich der kupferartige Geschmack seines Blutes auf meiner Zunge breit machte. Seufzend senkte ich den Blick, und genoss das Süßliche Aroma, das ich so noch nie gekostet hatte. Das war das erste Mal, dass ich das Blut eines Werwolfs nahm, und es schmeckte fantastisch.
„Oh, das ist echt gut“, raunte Cio in einem Meer aus Glücksgefühlen.
Ich spürte das Schlagen seines Herzens durch den Puls, der im Gleichtankt Blut in
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