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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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es ihr genauso gut ging wie mir bei meiner Großmutter. Ich habe einfach nicht mehr darüber nachgedacht - es war einfach schlimm, und ich wollte nicht daran denken. Außerdem war es ja vorbei. Aber heute ...« - sie hielt inne und holte tief Luft - »... heute glaube ich, dass er sie vielleicht umgebracht hat.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Er hatte das, weswegen er hierher gekommen war. Es gab keinen Grund, ihr noch mehr zuzumuten. »Okay, komm runter«, sagte er, »wir fahren nach Hause.«
    »Matt...«
    »Komm, wir gehen.« Sie schien Mühe zu haben, sich zu bewegen, so dass er sie zu sich zog und von dem Bett herunterhob. Heute als erwachsene Frau wog Carly kaum mehr als ein junges Mädchen; als Achtjährige war sie wahrscheinlich nicht viel schwerer als eine Mücke. Die Vorstellung, dass dieser stämmige Kerl dem wehrlosen kleinen Mädchen etwas angetan haben mochte, brachte ihn fast um den Verstand.
    Du entkommst mir nicht, du Bastard, schwor er ihm im Stillen.
    Ihre Knie gaben unter ihr nach. Wenn er sie nicht festgehalten hätte, wäre sie zu Boden gesunken. Er hob sie hoch und ging mit ihr zur Tür.
    »Matt, nein. Warte.« Sie wand sich in seinen Armen. Ihre Finger gruben sich etwas fester in seine Schultern.
    »Was?« Er blieb stehen und blickte auf sie hinunter. Sie atmete langsam und bewusst, um sich wieder zu beruhigen. Sie war immer noch kreidebleich, aber ihr Mund zitterte nicht mehr, und ihre Augen starrten nicht mehr ins Leere.
    »Du kannst nicht einfach so mit mir hinausgehen. Lass mich runter.«
    »Wenn ich dich runterlasse, liegst du im nächsten Moment am Boden.«
    »Nein, werde ich nicht«, erwiderte sie und stieß ihn gegen die Schulter. »All diese Kinder ... Lass mich runter. Bitte.«
    Wider besseres Wissen ließ er sie hinunter, hielt sie aber zur Sicherheit mit einem Arm fest. Sie stützte sich einen Moment lang auf ihn und ließ ihn schließlich langsam los, so als wäre sie sich nicht sicher, ob ihre Beine sie wirklich tragen konnten.
    Wie er sie so vor sich sah, spürte er das überwältigende Bedürfnis, sie zu schützen und für sie da zu sein. »Du bist schon einzigartig, Curls, weißt du das?«
    Sie sah ihn lächelnd an, und im nächsten Augenblick kam die Hausmutter, und er wechselte ein paar höfliche Worte mit ihr, während er mit Carly zum Ausgang ging.
    Auf dem Rückweg im Wagen wirkte sie immer noch blass und sehr müde. Er hätte sie am liebsten in die Arme genommen und geküsst, um etwas Farbe in ihr Gesicht zurückzubringen. Doch es gab jetzt etwas Dringenderes, um das er sich kümmern musste. Dieser Kerl war nun in Reichweite, und er würde alles daransetzen, seine Identität herauszufinden. Es fehlten nur noch einige wenige Teile in dem Puzzle, um ihn fassen zu können. Dann würde er sich endlich wieder Carly widmen können.
    »Matt.«
    »Hmm?«
    »Eins muss ich dir noch sagen. Der Kerl... außer dass er mir das Tuch ins Gesicht gedrückt hat, hat er mich nicht angerührt. Er hat sich nur für die älteren Mädchen interessiert.«
    Er presste die Lippen aufeinander und starrte durch die Windschutzscheibe hinaus, ohne irgendetwas zu sehen. Es war fast Mittag und schon wieder glühend heiß. Alle Lebewesen, von den Menschen bis hin zu den Insekten, hielten sich, wenn irgend möglich, in kühlen Räumen auf. Maisfelder, Kuhweiden und kleine Häuser zogen an ihnen vorüber - doch Matt nahm nichts davon wahr. Er konnte nur an Carly denken - an das hilflose achtjährige Mädchen, das einem widerwärtigen abartigen Mann ausgeliefert war.
    »Wie kommst du darauf, dass ich an so etwas gedacht haben könnte?«
    »Na ja«, sagte sie mit einem angedeuteten Lächeln, »erstens machst du schon die ganze Zeit ein ziemlich finsteres Gesicht, und zweitens kenne ich dich ganz einfach.«
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er tatsächlich ziemlich finster dreinblicken musste. »Okay, ich geb's ja zu - ich will den Kerl umbringen.«
    »Mein Held«, sagte sie und sah ihn mit ihren blauen Augen zärtlich an. »Ich liebe dich.«
    Was sollte man darauf sagen? Er fuhr den Wagen an den Straßenrand, hielt an und küsste sie, bis die Farbe in ihre Wangen zurückkehrte. Dann fuhr er mit ihr in die Stadt zurück.
    Es war gegen ein Uhr, als er sie nach Hause brachte, wo Mike auf sie aufpassen sollte. Mit diesem Kerl stimmte tatsächlich irgendetwas nicht, dachte er sich - und er würde der Sache auf den Grund gehen, sobald er den Bastard gefasst hatte, der über Frauen und junge Mädchen herfiel. Er

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