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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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offensichtlich auch bei Sandra, dass ihr ein wenig mulmig zumute war. Na ja, eigentlich keine so große Überraschung, wenn man bedachte, dass es sie schon draußen ordentlich gegruselt hatte. Um die Wahrheit zu sagen, verspürte auch Carly im Moment ein klein wenig Angst, aber nachdem sie nun einmal die kleine Expedition anführte, durfte sie diesem Gefühl nicht nachgeben. Sie würde es sich nicht gestatten, sich vor einem Haus zu fürchten, dass jetzt ihr gehörte.
    Ja, es war jetzt ihr Haus, ihr stockdunkles, ziemlich gespenstisches Haus.
    Ein scharfes Klicken hinter ihr ließ sie fast bis an die Decke springen.
    »Au! Verflucht. Soll ich vielleicht im Dunkeln pinkeln? Ich finde ja nicht einmal das Klo.«
    Während Carly weitergegangen war, hatte Sandra sich auf die Toilette begeben und die Tür geschlossen; das war das Geräusch, das Carly gehört hatte, wie ihr jetzt bewusst wurde. Zutiefst erleichtert zwang sie sich, weiterzugehen. Sie ging um die breite Treppe herum und näherte sich vorsichtig dem Esszimmer, das sich im hinteren Teil des Hauses neben der Küche befand. Sie tastete sich die Wand entlang und stellte auf diese Weise fest, dass die Tür zum Esszimmer offen war. Hier im Inneren des Hauses war es so dunkel, dass sie buchstäblich die Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Ihre Großmutter hatte an allen Fenstern schwere Samtvorhänge angebracht, die jetzt zugezogen waren, so dass nicht der schwächste Lichtschein von draußen hereindringen konnte.
    Es war diese völlige Dunkelheit, die, so dachte Carly, schuld daran war, dass sie sich alles Mögliche einbildete, während sie mit immer zögernderen Schritten durch das große Esszimmer schlich - direkt auf den Geschirrschrank zu, der immer an der hinteren Wand gestanden hatte und in dem früher die Kerzen aufbewahrt wurden. Sie hatte das eigenartige Gefühl, beobachtet zu werden. Und dann war da dieser schwache, schwer zu beschreibende, aber irgendwie abstoßende Geruch. Plötzlich hörte sie ein Rascheln, das in der Dunkelheit unnatürlich laut klang, so als hätte sich jemand oder etwas einen Moment lang bewegt.
    Carly erstarrte und blickte, ohne etwas sehen zu können, in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Das jetzt bildete sie sich nicht ein. Sie hatte wirklich gehört, wie sich etwas bewegt hatte. Einen Moment lang stand sie regungslos da, während ihr Herzschlag zu rasen begann.
    Sie war nicht allein. Sie war sich ganz sicher. Irgendjemand oder irgendetwas war da in der Dunkelheit.
    Kurz bevor sie völlig die Nerven zu verlieren drohte, hörte sie ein lautes, durchdringendes »Miau«. Sie schämte sich ein klein wenig, dass sie gar so erleichtert war, als ihr klar wurde, wer sich da in der Dunkelheit befand: Hugo natürlich, niemand sonst. Es waren seine Augen, die ihr das Gefühl vermittelten, dass sie beobachtet wurde. Wahrscheinlich war sein Fell feucht, so dass es einen leichten Geruch verströmte, den sie mit irgendetwas Unangenehmem in Verbindung gebracht hatte. Und was das Geräusch betraf, so war der Kater möglicherweise gegen irgendetwas gestoßen.
    »Hugo, du hast mich zu Tode erschreckt«, sagte sie vorwurfsvoll. Die Katze antwortete nicht, was auch nicht zu erwarten war - aber nachdem das unheimliche Gefühl, nicht allein zu sein, hiermit seine Erklärung gefunden hatte, war Carly trotzdem über die Maßen erleichtert. Sie atmete tief durch und begann wieder damit, vorsichtig einen Fuß vor den anderen zu setzen, um zum Geschirrschrank zu gelangen. Noch ein Schritt, dann nach links, und jetzt geradeaus. Die Schublade, die sie suchte, befand sich auf der rechten Seite des Schranks. In spätestens einer Minute würde sie eine Kerze und Streichhölzer haben, und dann würde es endlich hell hier drinnen sein.
    Endlich hell.
    Damit ich dich besser sehen kann, sagte sie im Geist zu Hugo, so wie der Wolf aus dem Märchen, als er sich für die Großmutter ausgab, und lächelte anschließend über sich selbst, weil sie sich so kindisch benahm. Immer noch lächelnd tat sie noch einen winzigen Schritt und streckte die Hand aus, damit sie nicht mit der Nase gegen den Schrank stieß - doch statt des glatten Holzes, das sie erwartet hatte, spürte sie etwas Weiches. Es war irgendein Stoff, der etwas Warmes bedeckte. Etwas Warmes, das sich plötzlich bewegte, als sie es berührte.
    Eine menschliche Brust. Eine lebende, atmende menschliche Brust.
    Die Zeit schien für sie stillzustehen.
    Als ihr zu dämmern begann, was sie da

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